Verleger und Dienstleister

Saarbrücken. Das Fernziel ist nahe - zwangsweise. Und wohl schneller, als es Roland Buhles und Stefan Wirtz möglicherweise lieb ist. Irgendwann, so planten die beiden, wollten sie sich nur noch ihrem Conte Verlag widmen und ihre Druckerei aufgeben. Doch im vergangenen Jahr erkrankte Buhles, "ich konnte kaum arbeiten, darunter hat vor allem die Druckerei gelitten"

 Die Conte-Verleger Roland Buhles (l.) und Stefan Wirtz. Foto: SZ

Die Conte-Verleger Roland Buhles (l.) und Stefan Wirtz. Foto: SZ

Saarbrücken. Das Fernziel ist nahe - zwangsweise. Und wohl schneller, als es Roland Buhles und Stefan Wirtz möglicherweise lieb ist. Irgendwann, so planten die beiden, wollten sie sich nur noch ihrem Conte Verlag widmen und ihre Druckerei aufgeben. Doch im vergangenen Jahr erkrankte Buhles, "ich konnte kaum arbeiten, darunter hat vor allem die Druckerei gelitten". 2012 kam Buhles zurück, wurde wieder krank und gab die Arbeit in der Druckerei ganz auf, die es ohnehin immer schwerer hatte - und im August Insolvenz anmelden musste. Die Abwicklung sei so gut wie abgeschlossen, sagt Buhles, Mitarbeiter und Kunden seien bei Faber im Bliesgau unterkommen. "Die ganze Branche leidet. Betriebe im Baltikum oder in Tschechien können billiger drucken, und Kleinkram wird oft auch per Internet gemacht."

Bisher habe sich der 2002 gegründete Verlag, der gerade von Saarbrücken nach Oberwürzbach umgezogen ist, unabhängig vom Umsatz der Druckerei immer getragen. Jetzt, da die Druckerei nicht mehr ist, hat Conte umstrukturiert und bietet Autoren und Kleinverlegern zusätzlich den Imprint "Rectoverso" an: eine komplette Bücherherstellung mit Lektorieren und Korrigieren, Satz und Umschlaggestaltung, Herstellung, Druck und Bindung, Werbung und Vertrieb - letzteres auch mit Zugang zu Barsortimenten und Internetportalen, wie etwa Libri, "in die man als Einzelner gar nicht reinkommt". Der Verlag habe immer wieder interessante Textangebote bekommen, erklärt Buhles, "die dann doch nicht ganz zu unserem Programm und zu unserem Selbstverständnis von Regionalem und Unterhaltung gepasst haben". Ein Buch etwa wie "Is mei Hut noch do", über zwei Saarländer auf dem Jakobsweg, habe man mit der eigenen Prisma-Druckerei hergestellt, dann aber dafür nicht den Vertrieb geregelt; anders als jetzt bei Rectoverso, ein "Angebot für Autoren, die nicht den anonymen und nur internetbasierten Weg von 'Book on demand' gehen wollen". Der Vorteil für Conte: Da die Kunden die Dienstleistung direkt zahlen, muss der Verlag nicht auf den Rückfluss aus dem Handel warten wie bei den eigenen Büchern.

Als erstes Projekt betreut Rectoverso die Kriegserinnerungen eines Arztes aus dem Ersten Weltkrieg, die die Nachfahren des Autors in Buchform sehen wollen. "Das hätte vielleicht sogar ins Verlagsprogramm gepasst", sagt Buhles - im Gegensatz zu anderen "irrigen Anfragen", etwa einer Polemik über den Massenmörder Breivik mit dem Tenor, dass der ja eigentlich Recht gehabt hätte. "Sachen, die uns gar nichts sagen, machen wir nicht."

Wie geht es dem Conte Verlag generell? Gut, sagt Buhles. Seit Jahren sei der Umsatz jährlich durchschnittlich um 20 Prozent gestiegen, vor zwei Jahren habe der Verlag eine unbefristete Ganztagsstelle vergeben können, diesen Herbst eine weitere. Am Anfang lief der Verlag auf Hobby-Basis, fast naiv: "Wir wollten Bücher veröffentlichen, die Qualität besitzen und ein Publikum interessieren." Den Anfang machte ein Buch der Autorin Ulrike Kolb. "Wirtschaftlich interessant wurde es dann mit den ersten Krimis." Elke Schwab war die erste Krimi-Autorin bei Conte und ist bis heute dabei. Krimis, die sich laut Buhles bei Conte bis zu 3000 Mal verkaufen können, sind für den Verlag ohnehin die "klassische Querfinanzierung" für Bände, die weniger gut laufen. "Wir versuchen generell schon, in den vierstelligen Bereich zu kommen", was bei Krimis und Sachbüchern leichter sei als bei Belletristik. "Wenn wir dort 2000 Stück von einem Roman verkaufen, dann läuten wir schon mal die Glocken. Dass nicht das, was man selber besonders mag, besonders gut laufen muss, war eine heftige Lektion."

Die jüngeren Erfolge sind die Sachbücher "Die Weltvernichtungsmaschine" und "Die Jamaika Clique" mit um die 5000 verkauften Exemplaren. Gerade mit der "Jamaika Clique" habe Conte ein "bisher nicht erreichtes Publikum" gefunden, "solche Relevanz ist unser Ziel."

Zu der soll auch eine Ausweitung des Zielgebiets beitragen; in der Region sei man "relativ gut vernetzt", jetzt schaue man in Richtung Trier und Mosel, auch ins Badische, etwa mit einem Freiburg-Krimi. Für 2013 ist Neues von Elke Schwab und Lilo Beil zu erwarten, Manuskripte von Jörg W. Gronius und Martin Bettinger liegen vor. Werden diese Werke auch als E-Book erscheinen? "Ob sich das wirklich lohnt, wissen wir noch nicht." Manchmal verkaufe der Verlag im Monat 30, manchmal nur fünf. Die größeren Erfolge will der Verlag jetzt als E-Book nachreichen. "Irgendwann wird das Publikum danach verlangen. Im Endeffekt kommt es auf die Inhalte an. E-Book wird dann bloß so etwas sein wie eine andere Papiersorte." Hörbücher sind bislang keine Option. "Nach dem Durchrechnen der Kosten haben wir es uns einfach nicht getraut. Das wäre ein Abenteuer, das wir gerade jetzt nicht brauchen."

Frühjahrsprogramm 2013:

"Dass nicht das, was man selber besonders mag, besonders gut laufen muss, war eine heftige Lektion."

Roland Buhles

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort