US-Behörden weiten Untersuchungen gegen Deutsche Bank aus

London · Die Deutsche Bank kommt mit ihrem Russland-Geschäft zunehmend unter Druck. Sie soll nicht nur in Geldwäsche verstrickt sein, sondern auch die Sanktionen gegen Russland im Ukraine-Konflikt umgangen haben.

Die Ermittlungen gegen die Deutsche Bank wegen ihrer Russland-Geschäfte werden bedrohlicher. Die "Financial Times" schreibt, dass US-Behörden ihre Untersuchungen ausweiten und nun auch dem Verdacht auf Verstöße gegen die aktuellen politischen Russland-Sanktionen nachgehen. Dabei beruft sich die Zeitung auf Insider-Informationen.

Bislang ging es bei den Ermittlungen vorrangig um den Verdacht der Geldwäsche im Moskauer Handelsbereich der Bank. Verstöße gegen die wegen des Ukraine-Konflikts verhängten Sanktionen hätten nach Einschätzung aus Finanzkreisen wegen ihrer großen politischen Brisanz und Aktualität aber noch größere Sprengkraft für die von zahlreichen Skandalen erschütterte Bank.

Der Fall sei "ein erhebliches, unkalkulierbares Risiko für die Deutsche Bank ", sagte ein Börsianer. Schlimmstenfalls müsse die Bank deshalb erneut zu einer Kapitalerhöhung greifen. Die Aktie verlor am Morgen knapp zwei Prozent an Wert.

Die USA gingen bei Sanktionsvergehen zuletzt wenig zimperlich mit Finanzkonzernen um. So verdonnerten sie die französische Großbank BNP Paribas im vergangenen Jahr wegen Verletzungen gegen Handelsbeschränkungen bei Geschäften mit Staaten wie dem Iran zu einer Rekordstrafe von fast neun Milliarden Dollar. Wegen ähnlicher Verdachtsmomente haben die USA die Deutsche Bank ebenso wie zahlreiche andere europäische Institute bereits länger im Visier. Die Russland-Geschäfte kommen nun noch hinzu.

Die Nachricht kommt für die Deutsche Bank zur Unzeit. Eigentlich soll Deutsche-Bank-Chef John Cryan am Donnerstag ein überzeugendes Konzept vorlegen, wie er die Deutsche Bank wieder dauerhaft in die Erfolgsspur führen will. Vor allem geht es darum, die Kosten radikal zu senken. Bislang ließ der 54-Jährige keinen Zweifel daran, dass er es ernst meint mit dem Neuanfang bei der Deutschen Bank.

Cryan dürfte die vermutlich härtesten Einschnitte in der jüngeren Geschichte der Deutschen Bank angehen. Wenn Cryan wirklich ernst machen wolle, so hieß es zuletzt, müsse er den Abbau von 10 000 Arbeitsplätzen zusätzlich zur Postbank-Abspaltung ankündigen. Ende Juni hatte die Bank rund 98 600 Beschäftigte, davon knapp 15 000 bei der Postbank .

Zu den erneuten Ermittlungen wollte sich die Bank nicht äußern. Im Halbjahresbericht hatte das Institut im Juli eingeräumt, dass interne Untersuchungen im Zusammenhang mit Aktiengeschäften in Moskau und London liefen. Es gehe um ein erhebliches Volumen. Zudem bestätigte die Bank, Mitarbeiter wegen der Ermittlungen suspendiert zu haben und möglicherweise weitere zu suspendieren.

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