Urban Art-Installationen im Industriegarten der Völklinger Hütte: Eröffnung Donnerstag

Völklingen · Seit 29. März läuft die „Urban Art Biennale“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. An diesem Donnerstag wird die Schau von einem „Urban Art Parcours“ ergänzt, für den 22 Künstler im Industrielandschaftsgarten auf dem Kokereigelände großformatige Werke und Installationen geschaffen haben.

 Eric Lacans Installation ,,The Beauty is The Beast” in Nischen der ehemaligen Kokerei. Fotos: Völklinger Hütte/Hans-Georg Merkel

Eric Lacans Installation ,,The Beauty is The Beast” in Nischen der ehemaligen Kokerei. Fotos: Völklinger Hütte/Hans-Georg Merkel

 Ludos „Tree of life“ am Kohleturm der Völklinger Hütte.

Ludos „Tree of life“ am Kohleturm der Völklinger Hütte.

Hier trifft Kreide auf Stahl, Seidenpapier auf Beton, Sprühlack auf Rost - die Kontraste sind überwältigend, die Wirkung der Installationen in der Kulisse des alten Stahlwerkes auch. Die filigranen Kreidezeichnungen von Philippe Baudelocque auf dem viele Meter langen Träger der Eisenbahnbrücke zum Beispiel beeindrucken durch ihre Zartheit, symbolisieren Vergänglichkeit. Auch die schaurig-schönen Frauenportraits von Eric Lacan, für die er sich mehrere Nischen in der ehemaligen Kokerei ausgesucht hat, behandeln das Thema Endlichkeit, Verfall: Die schönen Gesichter zeigen Spuren des Todes.

Betritt man die raumfüllende dreidimensionale Installation aus gespannten bunten Schnüren und geometrischen Formen von Thomas Canto, glaubt man, sich inmitten einer Explosion wiederzufinden. Auch Tarek Benaoum hat sich einen ganzen Raum ausgesucht, um ihn mit seinen typischen kreisförmig angeordneten kalligrafischen Mustern zu besprühen. Energiegeladen, kraftvoll, abstrakt ist diese Kunst. Der Betrachter wird Teil des Werkes, niemand kann sich entziehen.

22 international bekannte Street-Art-Künstler - die meisten sind auch mit Arbeiten in der Urban Art-Ausstellung in der Möllerhalle vertreten - haben dieses spannende, geschichtsträchtige Gelände rund um die Hochofengruppe für sich und ihre ausdrucksstarke, großflächige Kunst erobert. Zumindest temporär. Denn was da mit Kreide oder auf an Wände geklebtes bemaltes Seidenpapier entstand, ist unbeständig, dem Wetter ausgesetzt - vergänglich, so wie die ursprüngliche Street Art.

"Paradies" heißt vielsagend der Garten im Außengelände rund um die Kokerei. Dort wuchert, grünt und blüht es, die Natur erobert sich ein Stück Industrie zurück. So wie sich die Street Art-Künstler in aller Welt den urbanen Raum aneignen, um ihre oft politischen, gesellschaftskritischen Botschaften ins Bild zu setzen und auf die Straße zu tragen. Hier, auf der Industriebrache, finden sie nun paradiesische Zustände vor - Ecken, Nischen, freie Wände, die es zu gestalten galt. Die Einladung, hier zu arbeiten, sei sehr begehrt in der gut vernetzten internationalen Urban Art-Szene, sagt Meinrad Maria Grewenig , Generaldirektor der Hütte. "Durch den Dialog von Hütte und Urban Art ist dieser Parcours auch eine Einladung, neu über Themen wie Industrie, Technik, Natur, Kunst und Politik nachzudenken", so Grewenig weiter.

Ein Beispiel aktueller politisch motivierter Street Art im ursprünglichen Sinne sind die vier ausgestellten Original-Bauzäune, die bis vor kurzem vor dem Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt standen. Zu sehen ist zum Beispiel EZB-Chef Mario Draghi als Strippenzieher und Lügner in Gestalt einer Pinoccio-Marionette. Bezug auf aktuelle Ereignisse in der arabischen Welt nimmt auch der Ägypter Ammar Abu Bakr.

Nicht nur in der Möllerhalle, wo rund 100 Werke internationaler Künstler ausgestellt sind, beeindruckt das spannende Zusammenspiel von Urban Art und Industriearchitektur, von Kunst und Raum. Auch das Außengelände erweist sich wie gemacht für die Installationen. An der 30 Meter hohen Wand des Kohleturms hat der französische Künstler Ludo seine großflächige Arbeit "Tree of Life" geschaffen: aus einer Ölplattform erwächst ein Baum, die ewige Natur verbindet sich mit der zeitlich überholten Technik, überwuchert sie. Wie kein anderes versinnbildlicht dieses Werk die Geschichte der Völklinger Hütte.

Eröffnet wird der "Parcours" Donnerstag, 17 Uhr, mit einem Hip-Hop-Konzert des saarländischen Rappers Drehmoment und Beat Sampraz. Der Eintritt ist ab 16 Uhr kostenfrei. Geöffnet: täglich 10 bis 19 Uhr.

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