Unternehmen wollen Korruption bekämpfen

München. Deutschlands bisher größter Korruptionsskandal bei Siemens hat viele Chefetagen alarmiert: Die milliardenschwere Affäre um schwarze Kassen zeigt, dass Auslandsbestechung nicht nur einen enormen finanziellen und Image-Schaden anrichten, sondern auch strafrechtliche Ermittlungen und Schadenersatzforderungen bis in die Führungsspitze nach sich ziehen kann

München. Deutschlands bisher größter Korruptionsskandal bei Siemens hat viele Chefetagen alarmiert: Die milliardenschwere Affäre um schwarze Kassen zeigt, dass Auslandsbestechung nicht nur einen enormen finanziellen und Image-Schaden anrichten, sondern auch strafrechtliche Ermittlungen und Schadenersatzforderungen bis in die Führungsspitze nach sich ziehen kann. Landauf, landab wappnen sich deshalb Unternehmen gegen Korruption und andere Gesetzesverstöße.Interne Kontrollsysteme werden ausgebaut, und Expertenrat von Anwälten und Wirtschaftsprüfern zum vorschriftsmäßigen Wirtschaften (Compliance) ist gefragt wie nie. Auch aus Sicht der Strafverfolger muss gewährleistet werden, dass bestehende Gesetze konsequent und für alle Staaten und Marktteilnehmer gleich angewendet werden, sagt der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Er referiert bei Expertenveranstaltungen über das Thema. Es fehle häufig noch die Sensibilität für Straftatbestände und Korruptionsvermeidung. Auf unbürokratische und wirksame Vorbeugung zielt auch der Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN ab. Als Konsequenz aus der Diskussion um Siemens etablierte das Unternehmen vor rund einem Jahr zwei Ombudsleute, die zusätzlich zur bestehenden Compliance-Organisation mögliche Hinweise auf Regelverstöße sammeln und bewerten sollen. "Es gab einige Anrufe, aber nach bisherigen Erkenntnissen keine großen Fälle", sagt Unternehmenssprecher Wieland Schmitz, der selbst Mitglied des Compliance-Ausschusses bei MAN ist.Außerdem schloss MAN mögliche Schlupflöcher, etwa durch Ausschluss von Barzahlungen und die Vorgabe, dass Berater sorgfältig überprüft und die Kontakte dokumentiert werden.Meinung

Auf die Chefs kommt es an

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia Eine gute Unternehmenskultur muss vorgelebt werden: von den Chefs. Das müssen Persönlichkeiten sein, die eine saubere Linie vorgeben und ihren Mitarbeitern Werte vermitteln. Wozu auch die Vorgabe gehört, dass ein Geschäft nicht um jeden Preis zu Stande kommen darf, also zwingend ohne Schmiergeld. Auch muss es für Mitarbeiter ohne Folgen bleiben, wenn ein Auftrag scheitert und dadurch womöglich die Gesamteinnahmen des Unternehmens sinken. Wichtig ist, dass in großen Unternehmen auch die Ermittler von Missständen auf der höchsten Hierarchieebene angesiedelt sind. HintergrundDem Siemens-Konzern droht in der Schmiergeldaffäre die erste Schadenersatzklage eines internationalen Geschäftspartners. Der griechische Telefonkonzern OTE verlangt von Siemens Auskunft über die Ergebnisse der internen Untersuchungen und hat beim Landgericht München Klage eingereicht. Auf der Grundlage dieser Informationen wolle OTE Schadenersatz verlangen. dpa

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