Universal-Uni hat keine Zukunft

Es gibt nur eine Universität im Saarland. Und weil sie die einzige ist, soll sie alles können.

Nach dem Modell Landeskinder-Hochschule den akademischen Nachwuchs ausbilden und gleichzeitig mit exzellenter Forschung als wissenschaftliches Aushängeschild des Landes dienen. Diesen Spagat hat die Saar-Uni lange ausgehalten. Doch künftig ist das nicht mehr möglich. Bei einem nominell um gut sechs Prozent gekürzten Landeszuschuss kann diese Universität nicht mehr beide Ziele gleichrangig verfolgen, besagt - wenig überraschend - der gestern bekannt gewordene Entwurf des Gutachtens des Wissenschaftsrats zur saarländischen Hochschullandschaft. Und weil Kürzungen nach der Methode Rasenmäher für das Gutachtergremium auf keinen Fall infrage kommen, stellt es in der Konsequenz nun die "akademische Grundversorgung" im Land zur Debatte.

Die Universität werde angesichts ihres gekürzten Etats nicht umhin kommen, Studiengänge und sogar Fakultäten aufzugeben, um ihre Schwerpunkte auf- und ausbauen zu können. Dabei wird sie zwangsläufig auch Studenten verlieren - ein Effekt, den das Papier des Wissenschaftsrats bisher jedoch leider ebensowenig wie die finanziellen Folgen seiner Sparvorschläge beziffert. In anderer Hinsicht ist es dafür umso präziser. Die Generaluntersuchung ordnet die saarländische Hochschullandschaft zwar insgesamt noch als wissenschaftlich leistungsfähig ein. Doch ihre Konkurrenzfähigkeit leide schleichend, weil schon heute die Mittel der Grundfinanzierung niedriger als der Bundesdurchschnitt sind.

Als unumstritten gilt unter den Schwerpunkten der Saar-Universität eigentlich nur noch die Informatik, die gerade den höchsten Forschungspreis der Europäischen Union gewonnen hat. Am vielversprechenden Forschungsbereich NanoBioMed soll nachgearbeitet werden. Der Europa-Schwerpunkt, dem sich die Universität von ihrer Historie her eng verbunden fühlt, steht im Grunde nur noch auf dem Papier. Die jüngste Idee einer Universität der Großregion, in der neben der Saar-Uni auch Hochschulen aus Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Lothringen und Wallonien kooperieren sollen, sei eine gute Basis für die Entwicklung gemeinsamer wissenschaftlicher Projekte in der Zukunft - könne aber nicht dazu beitragen, die gegenwärtigen Probleme zu lösen.

Alles in allem setzt das Papier des Wissenschaftsrats damit ein klares Alarmsignal. Es ist höchste Zeit für strukturelle Veränderungen in der Hochschullandschaft, wenn das Saarland bis 2020 im wissenschaftlichen Wettbewerb nicht abgehängt werden will. Und daraus lässt sich am Ende nur ein einziger Schluss ziehen: Das Modell einer Universal-Universität des Saarlands hat keine Zukunft mehr.

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