Umsatz mit Merkel und Steinbrück

Saarbrücken · Der Bundestagswahlkampf geht in die heiße Phase. Politiker lächeln den Bürgern von unzähligen Wahlplakaten entgegen, um für sich und ihre Partei zu werben. Gedruckt werden die Plakate dreier großer Bundesparteien von der Firma Braun Klein Siebdruck in Saarbrücken-Ensheim.

 Frisch gedruckt: Gerhard Klein und seine Mitarbeiterin Beatrix Klein machen die Wahlplakate fertig für die deutschlandweite Auslieferung. Foto: Rolf Ruppenthal

Frisch gedruckt: Gerhard Klein und seine Mitarbeiterin Beatrix Klein machen die Wahlplakate fertig für die deutschlandweite Auslieferung. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Wenn der Wahlkampf in die Endphase geht, herrscht in einem Betrieb im Saarland Hochkonjunktur: Bei Braun Klein Siebdruck in Ensheim laufen die Maschinen derzeit 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Dort werden die Wahlplakate für CDU, SPD und einer Partei, die laut Geschäftsführer Gerhard Klein nicht genannt werden will, gedruckt. Die meisten Plakate lasse die CDU drucken, darunter auch die für Kanzlerin Angela Merkel für deren Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern. Eine genaue Zahl möchte Klein nicht nennen. Aus Berlin sei eigens ein Regierungsmitarbeiter nach Ensheim gekommen, um die Plakate abzusegnen. Für etwaige Fehler stehen die Kunden laut Klein selbst ein. "Wir haben eine Grafikabteilung, die die Plakate auf Fehler überprüft", sagt Klein. Letztlich sei der Kunde aber selbst verantwortlich, wenn sich einmal der Fehlerteufel einschleiche, da er mit dem Rücksenden des Entwurfs per E-Mail sein Okay für den Auftrag gebe.

Auf eines legt Klein besonderen Wert: "Wir sind politisch unabhängig. Wir drucken für jede Partei - außer für die NPD." Dass nun auch die Bundes-SPD in Ensheim drucken lässt, war bis Anfang der Woche nicht abzusehen. Eine Panne bei einem Teil der bereits von einer anderen Firma gedruckten Wahlplakate (wir berichteten) führte am Dienstag zu einem "Hilfeschrei der SPD" an Braun Klein Siebdruck, wie Klein erzählt. Da das 1983 gegründete Unternehmen an kurzfristige Aufträge gewöhnt sei, seien die Kapazitäten da, einen Auftrag, wie den der Sozialdemokraten, anzunehmen. So würden nun zusätzlich Plakate für mehr als 60 SPD-Bundestagskandidaten gedruckt, darunter die saarländischen Abgeordneten Elke Ferner und Reinhold Jost.

Die Gefahr, dass sich die von Braun Klein gedruckten Plakate wie die eingestampften mit Wasser vollsaugen, bestehe nicht, da diese aus recycelbarem Kunststoff und nicht aus Kartonage bestehen.

Seit vier Wochen druckt das Unternehmen mit einem neuen Digitaldrucker. Eine Million Euro hat Klein nach eigenen Angaben investiert. Damit könnten mehr Drucke in kürzerer Zeit gefertigt werden. "Beim Digitaldruck sind wir das führende Unternehmen in Deutschland, beim Druck von Wahlplakaten unter den Top Fünf deutschlandweit. Kein anderer hat die Kapazitäten wie wir", so Gerhard Klein, der die Firma zusammen mit seinem Onkel führt. Die Kapazitäten sind während des Wahlkampfes voll ausgeschöpft; seit zwei Wochen werden laut Klein täglich zwei bis drei LKW mit Wahlplakaten bestückt, die dann an Parteibüros in ganz Deutschland geliefert werden. "In der heißen Phase fahren wir Sonderschichten mit zusätzlich 15 bis 20 Aushilfen, die den 60 Festangestellten unter die Arme greifen", berichtet Klein.

In Wahljahren wie diesem verzeichnet die Druckerei, die vor allem für überregionale Kunden produziert, ein Umsatzplus von zehn bis 15 Prozent. Gedämpft werden diese positiven Aussichten allerdings von der Pleite der Baumarktkette Praktiker, für die die Druckerei, neben großen Handelsketten wie Real oder Globus, Schilder und Plakate druckt. "Mit der Insolvenz von Praktiker brechen eine Menge an Aufträgen weg. Das tut schon weh", sagt Klein. Auf der bereits produzierten Ware bleibt er sitzen.

Während in anderen Bundesländern der Wahlkampf mit Plakaten schon läuft, darf im Saarland laut Gesetz sechs Wochen vor der Wahl plakatiert werden. So werden ab dem 11. August von Braun Klein gedruckte Wahlplakate an saarländischen Straßenlaternen, Bäumen und Zäunen hängen.

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HintergrundRegenwasser und schadhaftes Material trugen schuld daran, dass ein Teil der Wahlkampfplakate der SPD zerstört wurden, sagt der Wahlkampfleiter der SPD, Stephan Schweitzer. "Das Material entsprach nicht dem, was wir bestellt und bereits bei der Niedersachsen-Wahl vergangenen Winter erfolgreich getestet haben", sagt Schweitzer. Der mit dem Druck beauftragte Dienstleister werde rechtlich belangt.Im Saarland seien 30 Prozent, bundesweit 10,5 Prozent der insgesamt 893 000 SPD-Plakate betroffen. Die Lieferung der Plakate verzögere sich um zehn Tage, so Schweitzer. jeb

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