Überraschende Annäherung zwischen Land und Kohlpharma

Saarbrücken · 600 000 Euro „Sponsoringschulden“ hatte Kohlpharma (Merzig) bis Ende 2014 bei der Stiftung Kulturbesitz wegen des Saarbrücker Museumserweiterungsbaus. Die Zeichen standen auf Gerichts-Konflikt. Jetzt verhandelt man doch weiter. Warum?

Jedes öffentliche Wort kann die Einigungsbemühungen torpedieren. Wie im November 2014. Damals schmiss der Merziger Firmenchef Edwin Kohl das gesamte, das landesweite Kultursponsoring-Engagement von Kohlpharma hin - ein riesiger Flurschaden. Dreht die Landesregierung deshalb nun im Museumsneubau-Streit mit dem Unternehmer bei?

Die Krise schwelt schon lange: Seit Kohl im März 2013 - im Zorn und mit öffentlichem Getöse - die Sponsoringpflichten gegenüber der Stiftung Kulturbesitz aufkündigte. Es ging und geht insgesamt um 1,8 Millionen Euro für den Museumsneubau (Vierter Pavillon). 600 000 Euro blieb Kohl der Stiftung 2014 schuldig. Bis Sommer kommt eine weitere sechsstellige Rate hinzu.

Seit zwei Jahren bemüht sich die Stiftung im Namen der Regierung um einen Wieder-Vertragseinstieg Kohls. Aber im November 2014 schaltete man auf eine härtere Gangart um. Man lasse sich nicht mehr länger hinhalten, hieß es. Das Kabinett dränge auf Klärung in einem "finalen" Gespräch. Danach sollten die Chancen des Klageweges gegen den säumigen Sponsor von einem externen Gutachter geprüft werden. Doch obwohl das vermeintlich letzte Gespräch stattfand und obwohl dieses wieder keine Rückkehr Kohls zu seinen vertraglichen Pflichten brachte, wurde der Auftrag für eine externe Prüfung der Rechtsposition der Stiftung nicht vergeben. Dies erfuhr die SZ aus sicherer Quelle. Warum nicht?

Dazu erklärt Stiftungsvorstand Roland Mönig auf SZ-Nachfrage: "Wir sehen noch Optionen. Es widerspräche der Sorgfaltspflicht, diese nicht auszuloten." Das hörte man schon häufiger, jedoch markiert die Äußerung jetzt eine neue Linie. Rückkehr zum zeitlich unbegrenzten Verhandlungs-Poker? "Das Weiterreden ist ein Grundgesetz der Diplomatie", sagt Mönig und zitiert Winston Churchill : "Blabla ist besser als Bumbum".

Zum Stand der Dinge wollten sich weder Kohlpharma noch das Kultusministerium äußern. Doch wie die SZ aus regierungsnahen Kreisen erfuhr, soll es deutliche atmosphärische Verbesserungen gegeben haben. Die Hoffnung auf einen Vergleich der Parteien sei gewachsen. Mutmaßlich hat sich auch bei Kohlpharma das Bewusstsein dafür geschärft, welch ein immenser Imageschaden eine gerichtliche Konfrontation bedeuten würde.

"Verhandlungen sind das Klügste", sagt auch der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Hubert Ulrich . Der Sponsor habe einen anderen Bau unterstützen wollen als der, der jetzt gebaut würde, so seine Argumentation. Den "Scherbenhaufen" habe die Landeregierung zu verantworten. Letztere fordert die Abgeordnete der Linken, Barbara Spaniol , zur transparenten Information über das weitere Vorgehen gegenüber Kohlpharma auf. Das Sponsorgeld sei vertraglich zugesichert: "Das Land hat keine Millionen zu verschenken", so Spaniol.

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