Tücken beim Strompreis-Check

Berlin. Vergleichsportale für Strompreise sind nach Ansicht der Stiftung Warentest keine guten Wegweiser durch den deutschen Tarif-Dschungel. Von zehn getesteten Portalen erhielt keines eine gute oder sehr gute Note, wie die Stiftung gestern mitteilte

Berlin. Vergleichsportale für Strompreise sind nach Ansicht der Stiftung Warentest keine guten Wegweiser durch den deutschen Tarif-Dschungel. Von zehn getesteten Portalen erhielt keines eine gute oder sehr gute Note, wie die Stiftung gestern mitteilte. Verbraucher bekämen mit den voreingestellten Suchoptionen fast immer zuerst Stromanbieter empfohlen, die mit günstigen Bedingungen ihre Kunden ködern, im Laufe des Vertrages aber deutlich teurer werden. Einige verlangten zudem Vorkasse und böten wenig Flexibilität bei einer Kündigung.Die Vergleichsportale wehren sich gegen die Kritik. "Ein Kunde bekommt in unserem Vergleich alle Informationen, die er braucht, um für sich das beste Angebot zu finden", sagte Daniel Friedheim von der Vergleichsplattform Check24. "Ein bisschen Verbrauchermündigkeit muss man allerdings voraussetzen können."

Die beste Note bekam die Plattform Verivox. Die Stiftung vergab die Note 2,6 an das Unternehmen, bemängelte aber, dass zum Beispiel Bonuszahlungen für Neukunden mit in die Tarifberechnung einfließen. Viele Stromanbieter versprechen ihren Kunden beim Vertragsabschluss eine hohe Einmalzahlung. So hoch, dass Discount-Anbieter sogar draufzahlen, sagte der Chef der Test-Abteilung, Holger Brackemann. "Um trotzdem Gewinn zu erzielen, zahlen sie entweder den Bonus nicht aus oder erhöhen im zweiten Jahr die Preise deutlich", erklärte Brackemann. Die Stiftung Warentest hält diese Angebote für unfair. Verivox habe sich jedoch bewusst dafür entschieden, den Bonus miteinzubeziehen, entgegnet Unternehmenssprecherin Dagmar Ginzel. "Wir haben bei unseren Verbrauchern einfach festgestellt, in Kundenumfragen, dass sie den Bonus eingerechnet haben wollen." Das Unternehmen sei der Auffassung, die Verbraucher wüssten, dass der Bonus erst nach einem Jahr ausgezahlt wird.

Von steigenden Preisen und undurchsichtigen Strom-Tarifen profitieren am Ende auch die Vergleichsportale: Die Verbraucher werden preisbewusster und suchen öfter Hilfe auf den Vergleichsseiten. Die meisten Seitenbetreiber finanzieren sich laut Stiftung Warentest überwiegend über Provisionen. Sie verdienen also an jedem Verbraucher, der über ihre Website einen Strom-Vertrag abschließt. Außerdem könnten die Energie-Unternehmen Werbung auf den Portalen schalten und sich von den Vergleichs-Anbietern beraten lassen, zum Beispiel in Fragen zum deutschen Strommarkt.

Einen Widerspruch zwischen Profitinteresse und der Unabhängigkeit der Vergleichsportale sieht Friedheim aber nicht. Check24 sei schon im eigenen Interesse unabhängig, sonst blieben auf Dauer die Kunden weg. Die Stiftung Warentest ist jedoch bei den meisten Anbietern skeptisch. Einige Anbieter empfählen zudem über dem Erstplatzierten des Rankings jeweils einen Tarif, der teurer sei als andere Angebote. Eine Sprecherin des Vergleichsportals Verivox sagte zu dieser Kritik: "Das ist Werbung, wie bei der Google-Suche." Das Portal kennzeichne diese Angebote klar als Anzeige. Faire Tarife schaffen es laut Stiftung Warentest nur bei zwei Anbietern regelmäßig auf die vorderen Plätze der Empfehlungen. dpa

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