Tu Felix Austria

Los Angeles. Es ist schon eine merkwürdige Karriere: Das deutschsprachige Fernsehen wusste wenig, das deutsche Kino gar nichts anzufangen mit dem Wiener Christoph Waltz. Und jetzt hat er seinen zweiten Oscar gewonnen, für seine Rolle als Kopfgeldjäger in "Django Unchained". Der Triumph eines lange Ignorierten.Ähnliches gilt auch für den großen persönlichen Gewinner dieser 85

Los Angeles. Es ist schon eine merkwürdige Karriere: Das deutschsprachige Fernsehen wusste wenig, das deutsche Kino gar nichts anzufangen mit dem Wiener Christoph Waltz. Und jetzt hat er seinen zweiten Oscar gewonnen, für seine Rolle als Kopfgeldjäger in "Django Unchained". Der Triumph eines lange Ignorierten.

Ähnliches gilt auch für den großen persönlichen Gewinner dieser 85. Verleihung - Ben Affleck, dessen Film "Argo" drei Oscars gewonnen hat. 1998 hatte er mit Matt Damon für ihr Drehbuch "Good Will Hunting" einen Oscar bekommen, machte danach als Darsteller eine wechselvolle Karriere mit "Pearl Harbour" und dem katastrophalen Misserfolg "Gigli" an der Seite seiner damaligen Freundin Jennifer Lopez. Seine Arbeit als Regisseur wirkte da wie eine Flucht, brachte aber bisher drei sehr gute Filme hervor. "Gone baby gone", "The town" und eben "Argo": die reale Geschichte einer CIA-Operation, die 1979 unter dem Deckmantel einer fiktiven Filmproduktion US-Botschaftsangehörige aus dem Iran herausbringt. Afflecks in Staccato abgefeuerte Dankesrede als Produzent des Besten Films (als Regisseur war er merkwürdigerweise nicht nominiert) zeigte seine Erleichterung, es denen gezeigt zu haben, die ihn vorher gerne am Boden gesehen haben.

Michael Hanekes Rede zu seinem Auslands-Oscar von "Amour" mit tief österreichischem Englisch war entspannter. Bei fünf Nominierungen gewann "Amour" nur einmal; ein Preis für Darstellerin Emmanuelle Riva, zumal an ihrem 86. Geburtstag, wäre schön gewesen. Aber auch so hat der Film einen beispiellosen Siegeszug um die Welt hinter sich.

Anders sah es bei Steven Spielbergs "Lincoln" aus - der Film war zwölf Mal nominiert und gewann dann nur zwei Preise, für die Ausstattung und Darsteller Daniel Day-Lewis.

Die Zeremonie selbst bot viel - zu viel - Musik. Der einsame Höhepunkt dabei: Barbra Streisand, die summend über die Bühne schwebte und den Klassiker "The way we were" des 2012 gestorbenen Komponisten Marvin Hamlisch sang. Wer hier keine Gänsehaut bekam, sollte sich untersuchen lassen. Noch mehr Nostalgie versprühte Shirley Bassey: Nach einem etwas lieblosen Filmschnipsel-Tribut an 50 Jahre James Bond - Gerüchte, einige der alten Darsteller würden anreisen, bewahrheiteten sich nicht - sang sie "Goldfinger" im typischen Bassey-Stil: laut, schmetternd, überdeutlich und damit sehr gut zu Bond passend.

Wie war Moderator Seth MacFarlane, Kopf hinter der TV-Serie "American Dad"? Gut, aber zahmer als man erwarten konnte. Der Song "I saw you boobs" über Nacktszenen fiel pubertär aus, gelungener war das hämische "Here's to the losers", das sich am Kummer der Nichtgewinner weidete, die ihre Dankesreden umsonst auswendig gelernt hatten.

Einen irritierenden Moment bot die finale Live-Schaltung von Los Angeles nach Washington ins Weiße Haus - dort öffnete Präsidentengattin Michelle Obama den Umschlag mit dem Besten Film. Das wirkte unpassend staatstragend und ungelenk. Das iranische Staatsfernsehen kommentierte sofort, die Wahl von "Argo" sei politisch motiviert; eine iranische Nachrichtenagentur bearbeitete gar ein Foto mit der First Lady. Im Iran ist ihr Kleid - dank Zensur-Retusche - nun nicht mehr schulterfrei. Foto: dpa

Auf einen Blick

Bester Film: "Argo" von Ben Affleck.

Beste Regie: Ang Lee für "Life of Pi".

Darstellerin: Jennifer Lawrence, "Silver Linings Playbook".

Darsteller: Daniel Day-Lewis in "Lincoln".

Nebendarstellerin: Anne Hathaway in "Les misérables".

Nebendarsteller: Christoph Waltz in "Django Unchained".

Bester ausländischer Film: "Amour" von Michael Haneke.

Drehbuch: Quentin Tarantino, "Django Unchained".

Adaptiertes Drehbuch: Chris Terrio, Argo.

Musik: Mychael Danna, "Life of Pi".

Song: "Skyfall", gesungen von Adele.

Schnitt: William Goldenberg, "Argo".

Kamera: Claudio Miranda, "Life of Pi".

Kostüme: Jacqueline Durran, "Anna Karenina".

Bester Animationsfilm: "Merida - Legende der Highlands" von Mark Andrews und Brenda Chapman. red

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