Triumph der reinen Jazz-Lehre

Saarbrücken. Ein sternefunkelndes Küchenwunder hat die saarländische Hauptstadt inzwischen unübersehbar auf die kulinarische Weltkarte gebracht. Aber nicht nur Feinschmeckern ist die Saar-Metropole einen Umweg, wenn nicht eine Reise wert. Auch die Feinhörer - jedenfalls die Jazz-affinen - finden hier im Herbst genussreiche Einkehr

Saarbrücken. Ein sternefunkelndes Küchenwunder hat die saarländische Hauptstadt inzwischen unübersehbar auf die kulinarische Weltkarte gebracht. Aber nicht nur Feinschmeckern ist die Saar-Metropole einen Umweg, wenn nicht eine Reise wert. Auch die Feinhörer - jedenfalls die Jazz-affinen - finden hier im Herbst genussreiche Einkehr.Dafür sorgt seit 2004 das Jazz Syndikat, das mit seinem Saarbrücker Jazz Festival in die Liga der bedeutenden Jazzfeste aufgestiegen ist. Die neunte Auflage hat in der vergangenen Woche im Großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks mit dem Doppelkonzert des Ernie Watts Quartetts und des Eric Alexander-Vincent Herring Quintetts ihr grandioses Finale erlebt.

Schon vor dem Festival-Epilog, den am 18. Januar Jerry Bergonzi mit seiner Band im Domizil Leidinger bestreitet, reiben sich nicht nur die Veranstalter vergnügt die Hände. Auch das Publikum, das dem Lockruf des Jazz an allen Festivaltagen kopfstark folgte, hat Grund zu heller Begeisterung über das Erlebte und zur Vorfreude auf Kommendes.

14 Konzerte in knapp vier Wochen, fürwahr ein opulentes Angebot! Geklotzt haben die Syndikats-Vorsitzende Marlene Krieger und ihr Stab aber nicht nur quantitativ. Vor allem nehmen die musikalischen Endverbraucher das wohlige Gefühl mit, bis zur Sättigungsgrenze mit Delikatessen verwöhnt worden zu sein.

Ein kleines Wunder, was der künstlerische Leiter Wolfgang Krause in den engen Grenzen seines Low-Budget-Etats vollbrachte. Wo kann man in so kurzer Zeit Meistern wie Enrico Pieranunzi, Don Menza, Bobo Stenson, Ernie Watts, Vincent Herring, Eric Alexander, Harold Mabern oder David Kikoski begegnen? Bei vielen renommierten Festivals mit deutlich besserer Finanzausstattung jedenfalls nicht.

Die außergewöhnliche, erinnerungsbeständige Qualität des Saarbrücker Jazzfestes hat vor allem damit zu tun, dass das Jazz Syndikat mit seiner Programmatik gegen den Festival-Strom schwimmt. Bei den meisten Konkurrenzveranstaltungen kommen nur Musiker zum Zuge, die - und sei es mit der Brechstange - Trends setzen oder zumindest dem Zeitgeschmack folgen. Wehe, eine Band gerät ins Swingen oder flirtet mit dem Mainstream. "Nur das Neue ist das Gute, nieder mit der Tradition!" heißt es da vielerorts.

Für Wolfgang Krause ist der gewachsene sich aus traditionellen Wurzeln speisende Jazz nicht mit einem Makel behaftet, sondern aufregend, ästhetisch und jedenfalls präsentabel. Mit dem Bekenntnis zu den Werten des puren Jazz traf das Jazz Syndikat genau den Nerv des Saarbrücker Publikums. Dass sich so viele Leute für die reine Lehre der Jazzmusik begeistern können, das ist eine gute Nachricht und die beste Voraussetzung für das zehnte Festival-Jubiläum im nächsten Jahr.

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