Kino-Tipp Humor ist nach wie vor die beste Medizin

„Club der roten Bänder – Wie alles begann“ von Felix Binder punktet vor allem mit guten Darstellern.

 Was so alles passieren kann, wenn junge Männer mit Krebs im Krankenhaus landen: Der Film von Felix Binder erzählt die Vorgeschichte einer Handvoll Teenager. Hier nehmen sie noch ganz entspannt ein Sonnenbad.

Was so alles passieren kann, wenn junge Männer mit Krebs im Krankenhaus landen: Der Film von Felix Binder erzählt die Vorgeschichte einer Handvoll Teenager. Hier nehmen sie noch ganz entspannt ein Sonnenbad.

Foto: Verleiher/Diverse

Krankheit im Kino kommt gemeinhin kaum ohne eine Überdosis Kitsch daher. Als wirksames Gegenmittel hat sich Humor bewährt. Das erkannten auch die Macher der Erfolgsserie „Club der Roten Bänder“. Kids mit Krebs im Krankenhaus werden zur verschworenen Gang. Die Quoten gingen für VOX durch die Decke, Preisregen samt Emmy inklusive. Die Kino-Variante präsentiert sich nun als Prequel, erzählt die Vorgeschichte der Teenager kurz vor ihren fatalen Diagnosen.

Das Sextett der Serienfiguren ist vollständig versammelt: Leo, der Anführer. Jonas, der 2. Anführer. Toni, der Schlaue. Alex, der Hübsche. Hugo, der gute Geist. Emma, das Mädchen. Als Zugabe gibt Jürgen Vogel als Benni den coolen Kotzbrocken, Typ harte Schale weicher Kern. „Das ist ein Krankenhaus, nett kannst du vergessen!“ erklärt er zum Einstand seinem neuen Zimmergenossen Leo (Tim Oliver Schultz). Der kommt direkt vom Fußballplatz in die Klinik.. „Wie bekommt man Kaugummi aus den Haaren?“ - „Mit Krebs!“ alberte noch seine Schwester. Sie kann nicht ahnen, dass ihr Bruder mit voller Wucht von der tückischen Krankheit getroffen werden. Der findet im pampigen Benni immerhin einen „Chemo-Buddy“, der ihn mit flotten Sprüchen und Rollstuhl-Rennen zumindest kurzfristig auf andere Gedanken bringt. Jonas (Damian Hardung) plagen derweil familiäre Probleme. Nicht nur, dass der böse Bruder ihn ständig drangsaliert, das Sensibelchen ertappt zudem den Papa beim Sex mit der Mathelehrerin im trauten Heim.

Fast paradox, erweist sich für Jonas die Klinik trotz schwerer Krankheit zum Ort der Zuflucht. Die sechs Schicksale der Jugendlichen werden wie Fäden ausgerollt, um im Klinikum zum großen Freundschaftsband verknüpft zu werden. Die Vorgeschichte vom Club der Roten Bänder präsentiert sich ohne Scheu vor tragischen Schicksalen, schrammt bisweilen heftigst an der Sentimentalitätsgrenze entlang Doch der Film degradiert die Figuren nicht zu Klischee-Kaspern, sondern polstert sie emotional durchweg glaubwürdig aus. Bevor die drohende Rührseligkeitsfalle zuschnappt, sorgt regelmäßig gut dosierte Komik für die notwendige Entspannung. Mit der Erfahrung von drei TV-Staffeln auf dem Buckel, hat das Darsteller-Sextett seine Rollen glaubwürdig im Griff. Für Shootingstar Damian Hardung dürfte der Karriere-Kick weitergehen. Nach dem überzeugenden Auftritt in „Das schönste Mädchen der Welt“, ist der 20jährige demnächst im „Der Name der Rose“-Remake zu erleben.

Deutschland 2018, 115 Min., Regie: Felix Binder; Buch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf, Albert Espinosa; Kamera: Thomas Schinz; Musik: Jens Oettrich; Besetzung: Tim Oliver Schultz, Luise Befort, Jürgen Vogel, Timur Bartels, Nick Julius Schuck.

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