Trauer um Bilanzexperten Karlheinz Küting

Saarbrücken · Der „Bilanzpapst“ ist tot. Der frühere BWL-Professor der Saar-Uni, Karlheinz Küting, der sich über die Grenzen Deutschlands hinweg einen Namen gemacht hat, ist am Montag überraschend gestorben.

Er gehörte zu den renommiertesten Professoren der Saar-Uni, war ein Aushängeschild der Saarbrücker Betriebswirtschaftslehre und wurde häufig als "Bilanzpapst" bezeichnet: Karlheinz Küting. Am vergangenen Montag ist Küting wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag in Recklinghausen gestorben.

"Mit Karlheinz Küting ist ein wahrhaft Großer der Bilanzierung und des Steuerrechts gestorben", sagte gestern sein langjähriger Kollege, BWL-Professor Heinz Kußmaul. "Er war ein streitbarer Geist, der alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um für seine Überzeugungen zu kämpfen."

Über viele Jahrzehnte hinweg hat Küting das Bilanz- und Prüfungswesen in Deutschland und Europa mitbestimmt. Mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen hat er sich weit über das Saarland hinaus einen Namen gemacht - über 1000 Bücher hat er geschrieben, viele gemeinsam mit Kollegen, vor allem mit seinem langjährigen Co-Autor Claus-Peter Weber. Zahlreiche davon gelten heute als Standardwerke.

"Er war ungewöhnlich engagiert und hatte großes Talent, den Finger in die Wunde zu legen, aber auch Lösungen aufzuzeigen", sagt Weber. So hat er noch kurz vor seiner Emeritierung im Jahr 2009 erfolgreich Front gegen den Einzug der US-Bilanzregeln in das deutsche Bilanzrecht gemacht. Weber lobt Küting, dieser habe "auf die deutsche Gesetzgebung erheblichen Einfluss genommen und auch negativen Entwicklungen entgegengewirkt."

Auch nach seinem Abschied von der akademischen Bühne blieb Küting weiter aktiv. Gemeinsam mit Weber sowie dem früheren SAP-Chef Henning Kagermann gründete Küting an der Saar-Uni das Centrum für Bilanzierung und Prüfung (CPB), das sich der anwendungsnahen Forschung in der nationalen und internationalen Rechnungslegung konzentriert. "Das Centrum ist zwar gut aufgestellt, aber natürlich wird er als Kopf hier fehlen", sagt Weber.

Nicht nur in der Forschung, auch in Fragen der Lehre blieb Küting weiter aktiv. So kritisierte er erst Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit seinen Saarbrücker Kollegen die zunehmende Praxisferne und die Dominanz der Statistik in der Betriebswirtschaftslehre. Vom "Ruhestand" sei "wenig zu spüren" gewesen, sagt sein Kollege Gerd Waschbusch. "Er war jemand, auf den man in Deutschland und Europa durchaus gehört hat", sagt auch Hartmut Bieg, der wenige Jahre nach Küting als BWL-Professor nach Saarbrücken gekommen war.

Küting hatte nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Bochum promoviert und wenige Jahre später an der Universität Duisburg habilitiert. Über die Universität Kaiserslautern ist er Ende 1983 nach Saarbrücken gekommen. Trotz seines internationalen Rufs und renommierter Auszeichnungen blieb er bis zu seinem Abschied im April 2009 an der Saar-Uni. Uni-Präsident Volker Linneweber bezeichnet es als "Glücksfall" für die Betriebswirtschaftslehre in Saarbrücken, dass Küting "dem Saarland und seiner Universität trotz verlockender Angebote treu geblieben ist". Küting hinterlasse eine große Lücke, sagt Kußmaul. "Jetzt gilt es, seine Ideen weiterzutragen."

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