Total will Arbeitsplätze der Chemieplattform Carling weiter abbauen

Carling. In ganz Frankreich und speziell in Lothringen sind die Gewerkschafter verärgert. Denn der Mineralölkonzern Total, der im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn einfuhr und mit seiner Chemie-Tochter TPF (Total Petrochemicals France) auch die Chemieplattform von Carling betreibt, will bis zum Jahr 2013 weitere 555 Stellen abbauen, davon 64 in Carling

Carling. In ganz Frankreich und speziell in Lothringen sind die Gewerkschafter verärgert. Denn der Mineralölkonzern Total, der im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn einfuhr und mit seiner Chemie-Tochter TPF (Total Petrochemicals France) auch die Chemieplattform von Carling betreibt, will bis zum Jahr 2013 weitere 555 Stellen abbauen, davon 64 in Carling. Selbst Arbeitsstaatssekretär Laurent Wauquiez war darüber sprachlos. Die Total-Gruppe hat 2008 ihr Super-Ergebnis von 2007 um nochmals 14 Prozent übertroffen und weist einen Überschuss von 13,9 Milliarden Euro aus. Angesichts dessen hätte der Politiker eigentlich ein "vorbildliches Benehmen" erwartet. Nun komme mitten in der Krise die Ankündigung eines Stellenabbaus. Das sei "skandalös", sagte Wauquiez. Insgesamt hat Total 37 000 Mitarbeiter in Frankreich, 96 000 weltweit, bei einem Umsatz von 180 Milliarden Euro in 2008. Für die Modernisierung seiner Chemie-Anlagen will Total nach Angaben der Metzer Zeitung "Républicain Lorrain" 230 Millionen Euro investieren, davon 20 Millionen in Carling für die Konsolidierung der Polystyrol-Produktion (Kunststoff), die zu den führenden in Frankreich zählt. Ferner will Total gemeinsam mit GDF Suez in Lothringen 70 Millionen Euro in die Herstellung von Fotovoltaik-Platten stecken. In Porcelette, ein paar Kilometer westlich der Chemieplattform, könnten so 80 bis 100 neue Stellen entstehen. Doch die Gewerkschafter, allen voran Aldo Scalzo von der kommunistischen Gewerkschaft CGT, sehen diese Ankündigung nur als "kleines Trostpflaster" an, nachdem der allmähliche Abbau der Chemieplattform bereits 2006 eingeleitet worden sei und nun fortschreite. Vor drei Jahren war beschlossen worden, in Carling die Styrol-Produktion auslaufen zu lassen und einen Steam-Cracker (Anlage zur Zerlegung von Kohlenwasserstoffen) aufzugeben. Damit war der Verlust von 243 Arbeitsplätzen verbunden. Ferner sollten rund 150 Jobs in Sarrealbe in zwei Betrieben verschwinden, die von Carling aus mit Rohstoffen versorgt werden.Um der Diskussion über den weiteren Abbau der Chemieplattform einen Riegel vorzuschieben, hatte Präfekt Bernard Niquet vor Jahresfrist den Bau einer weiteren Pipeline angeregt, über die die Plattform mit den Gasen Propylen und Ethylen versorgt werden sollte. Doch alle diese Aktivitäten können den Gewerkschaftern ihre Angst nicht nehmen, dass Total den Standort Carling am langen Arm verhungern lässt. "Total hat keine Neigung mehr, die Produktion am Standort Carling aufrecht zu erhalten", heißt es in Funktionärskreisen. Was man schon lange vermutet habe, werde durch den neuerlichen Beschluss gestützt, auch wenn es die Konzernleitung bisher nicht zugebe. Und der letzte Steam-Cracker werde kaum über das Jahr 2015 hinaus in Betrieb bleiben.

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