Top-Ausrüster für pfeilschnelle Ballkünstler

Völklingen · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: der Völklinger Tischtennis-Ausrüster Donic.

 Frank Schreiner und sein Vater Karlheinz stehen hinter dem Erfolg der Firma Donic.Foto: Oliver Dietze

Frank Schreiner und sein Vater Karlheinz stehen hinter dem Erfolg der Firma Donic.Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Freundschaft, das Wort hört man immer wieder, wenn Karlheinz Schreiner und sein Sohn Frank von ihrer Firma erzählen. Es zieht sich durch die Geschichte des Tischtennis-Ausrüsters Sport Schreiner, der 1964 in einem kleinen Wohnhaus-Anbau in Völklingen begann und heute mit seiner Marke Donic jedes Jahr zweistellige Millionen-Umsätze erzielt.

Donic war ursprünglich mal in Köln angesiedelt, gegründet von Doktor (Do) Georg Nicklas (-nic), der früher Tischtennis-Bundesliga beim 1. FC Saarbrücken spielte. Sein Trainer damals: Karlheinz Schreiner. Schreiner war früher selbst ein guter Spieler gewesen, war 1958 Saarland-Meister geworden. Als Nicklas Anfang der Achtziger nach Schweden ziehen wollte, verkaufte er seine Firma an seinen Freund Schreiner. Der holte Donic dann ein paar Jahre später von Köln nach Völklingen . Von da an ging es schnell aufwärts.

Freundschaft war es auch, die den vielleicht Allergrößten zu Donic nach Völklingen lotste. Der Schwede Jan-Ove Waldner, Europameister , Weltmeister, Olympiasieger, war 1993 gerade frei geworden, weil es mit seinem vorherigen Ausrüster und Sponsor nicht mehr klappte. Und in dem Fall, das hatte "Waldi" seinem Kumpel Frank - den er von seiner Zeit beim in den Achtzigern noch großen ATSV Saarbrücken kannte - immer zugesichert, käme er zu Donic. Die Schreiners mussten zwar erst einmal schlucken, als sie sahen, was der Waldi bisher so verdient hatte. Und Donic, ihre Firma, war doch nur ein kleiner Ausrüster in Völklingen . Aber es war klar: Das mussten sie machen. Heute ist Donic im Tischtennis eine Weltmarke.

Nicht zuletzt dank Waldner. Er half, die Marke bekannt zu machen. Flog regelmäßig mit Frank Schreiner nach China, ins Tischtennis-Land schlechthin. Besuchte dort Werbe-Termine, etablierte den "Waldner-Cup", bei dem der Profi gegen Amateure und Prominente spielte und den tausende begeisterter Chinesen besuchten. Heute verkauft Donic in Asien mehr Schläger und Beläge als in Europa.

Mit Dima Ovtcharov, amtierender Europameister , spielt auch heute ein Superstar mit Donic-Schlägern und -Kleidung. Der 27-jährige Deutsche ukrainischer Herkunft ist schon bei Donic, seit er zwölf Jahre alt ist. Frank Schreiner hat ihn damals bei den Deutschen Schülermeisterschaften gesehen und prompt unter Vertrag genommen. Als "väterlich" beschreibt Frank Schreiner (Jahrgang 1960) das Verhältnis zu Ovtcharov. Bei den Schweden damals - neben Waldner waren auch die beiden Ex-Weltmeister Mikael Appelgren und Jörgen Persson bei Donic - war das eher kumpelhaft: "Wir haben schon die eine oder andere Kneipe zusammen zugesperrt", erzählt Frank.

So oder so, die Wege im Tischtennis sind kurz. Der Markt wird von spezialisierten Tischtennis-Ausrüstern beherrscht, Großkonzerne wie Adidas oder Nike haben nie Fuß fassen können. Vielleicht ist gerade deshalb ein saarländisches Unternehmen dort so gut im Geschäft. Seit rund 20 Jahren sind die Schreiners komplett unabhängig von Banken. Sie verkaufen Schläger, Beläge, Bälle, Bekleidung in knapp 100 Ländern weltweit. In China sind sie unter den europäischen Ausrüstern nach eigener Schätzung die Nummer eins. Bald wird die Zentrale in Völklingen , in der knapp 30 Festangestellte arbeiten, vergrößert, weil das Lager zu klein geworden ist.

"Dass die Firma mal so groß wird, hätte ich nie gedacht", sagt Gründer Karlheinz Schreiner. Auch wenn inzwischen sein Sohn Frank die Geschäfte führt, fährt der 85-Jährige noch heute fast jeden Tag ins Büro. Und hält die Stellung, wenn der Sohn wieder weltweit unterwegs ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort