Bienenfreundliche Gärten Bienen finden im Garten oft wenig Nahrung

Bremen/Berlin · Viele Hummeln und Wildbienen gehen schon zeitig zum Frühlingsbeginn auf Futtersuche – und leiden Hunger.

 Weidenkätzchen locken Bienen schon früh im Jahr an.

Weidenkätzchen locken Bienen schon früh im Jahr an.

Foto: dpa-tmn/Boris Roessler

(dpa) Wenn die ersten Blumen nach den kalten Tagen ihre Blüten öffnen, gefällt das nicht nur Gartenbesitzern. Auch Wildbienen und Hummeln sind dankbar für Pflanzen, die in den ersten Monaten des Jahres blühen. Sie sind nun besonders hungrig, aber die Natur ist noch recht kahl und die Auswahl an insektenfreundlichen Pflanzen noch klein.

„Während die Honigbienen erst bei Temperaturen über zwölf Grad unterwegs sind, können Hummeln schon ab vier Grad fliegen“, sagt Sylke Brünn, Diplom-Biologin und Wildbienen-Expertin der Gartenfreunde Bremen. Und auch unter den Wildbienen gibt es Frühaufsteher: die Frühe Sandbiene (Andrena praecox), die Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) und die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis).

Da ihre Energiereserven nach dem Winter aufgebraucht sind, gehen die Insekten häufig erst einmal auf Futtersuche. Fündig werden sie bei Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen, Krokus, Winterlingen, der Perl- oder Traubenhyazinthe und dem Sibirischen Blaustern, auch Nickende Sternhyazinthe genannt. Damit diese im Jahr rechtzeitig blühen, werden die Zwiebeln in der Regel im Herbst gesteckt. Wer diesen Zeitpunkt verpasst hat, kann trotzdem noch etwas für die Bienen tun: „Gärtnereien bieten im Frühjahr vorgetriebene, blühende Pflanzen an, die man direkt in Beet, Topf und Balkonkasten auspflanzen kann“, sagt Hans-Jürgen Weese vom Bundesverband Einzelhandelsgärtner in Berlin.

Bei den Stauden ist das Nahrungsangebot für Insekten in den ersten Monaten des Jahres noch sehr begrenzt. „Die meisten Stauden blühen erst später im Jahr, meist ab Mai, dafür dann aber bis in den Herbst hinein“, erklärt Weese. Anfangs stehen noch Christrose und Schnee- oder Winterheide in Blüte. Dann folgt das Lungenkraut, ab April kommen Berg-Steinkraut und Blaukissen hinzu.

Wer Bienen und Hummeln eine Freude machen will, sollte Taubnesseln im Garten stehen lassen. Die nektarreichen Lippenblütler versorgen ab April eine Vielzahl an Bienenarten, sind aber oft als Unkraut verpönt. „Solche Pflanzenarten kann man in einer wilden Ecke im Garten tolerieren“, empfiehlt Wildbienen-Expertin Brünn. Bei den Gehölzen ist die Auswahl an Frühblühern wesentlich größer. Einige Mahonien-Arten wie die Winterblühende Schmuckmahonie erblühen schon ab Januar. Ab Februar folgen die Kornelkirsche und die Japanische Kornelkirsche. Ab März blüht neben der Goldjohannisbeere und der Eibe ein sonst eher unscheinbares Gehölz: der Buchsbaum. „Die kleinen, weißen Blüten sehen recht unspektakulär aus, sind aber für die Wild- und Honigbienen interessant“, erläutert Weese.

Haselnuss gehört mit ihren männlichen Kätzchen zu den ersten Pollenspendern. Im März und April bieten die zahlreichen Blüten der Schlehe eine ergiebige Tracht für Bienen und Hummeln. „Eine Hecke mit heimischen Gehölzen ist auf jeden Fall ein Gewinn für den Garten und seine Bewohner“, empfiehlt Brünn. In einem bienenfreundlichen Garten nicht fehlen sollten Weiden. Alle Arten gelten als bienenfreundlich, aber die Sal-Weide ist eine der herausragenden Bienenweiden. „An Sal-Weiden wurden 34 Pollen und Nektar sammelnde Wildbienenarten nachgewiesen“, sagt Brünn. Auch weil sie besonders früh und reichhaltig blühen, gehören sie zu den wichtigsten Nahrungspflanzen der Bienen im Frühjahr. „Sie liefern neben Nektar auch reichlich proteinreichen Pollen, der für die Versorgung der Wildbienenbrut unerlässlich ist.“

Doch nicht alles, was blüht, nützt auch den Bienen. Die gelben Blüten der Forsythien etwa halten keinerlei Nahrung für Insekten bereit. Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland empfiehlt daher, vor dem Kauf explizit im Handel nachzufragen oder zertifizierte Wildblumen zu kaufen. „Fast 80 Prozent der Freiland-Zierpflanzen und Stauden, die im Handel erhältlich sind, sind aufgrund züchterischer Veränderungen für Insekten nicht nutzbar“, sagt Wessel.

(dpa)
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