Thomas Pigor: Die Welt um die Ohren gehauen

Merzig. Easy listening? Das ist nichts für Thomas Pigor: Heavy listening schwebt dem Kabarettisten vor, der seinen Zuhörern ihre "Hörgewohnheiten um die Ohren hauen" möchte. Und das gelingt ihm bei seiner zweistündigen Show im Merziger Zeltpalast. Mit napoleoneskem Kostüm und Blick rappt er sich durch die echten und gefühlten Missstände unserer Gesellschaft

Merzig. Easy listening? Das ist nichts für Thomas Pigor: Heavy listening schwebt dem Kabarettisten vor, der seinen Zuhörern ihre "Hörgewohnheiten um die Ohren hauen" möchte. Und das gelingt ihm bei seiner zweistündigen Show im Merziger Zeltpalast. Mit napoleoneskem Kostüm und Blick rappt er sich durch die echten und gefühlten Missstände unserer Gesellschaft. Von der Lebenszeit, die man leichtfertig beim Grillen und Kaffeeklatsch mit eigentlich "ungewünschten Sozialkontakten" verplempert, über nervende dynamische Jungmanager bis zur "Rache für die gebrochenen Versprechen von IT": Pigor spricht aus, was dem Deutschen scheinbar auf der Seele brennt. 40 Minuten schießen die Worte wie Gewehrsalven stakkatoartig aus seinem Mund, aggressiv, fordernd. Dann kommt die erste Pause. Man braucht sie.Zwei Stunden hätte man diesen Kanonendonner nur schwer ertragen können, aber das weiß auch der Kabarett-Sänger, 1999 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Lied/Chanson ausgezeichnet. So gestaltet er, begleitet von Benedikt Eichhorn am Piano und DJ Ulf mit Elektrosounds, den zweiten Teil entspannter, rückt musikalisch das Chanson in den Mittelpunkt, ist aber nicht minder treffsicher. Dass ein großer Teil der Arbeit eines Kabarettisten nicht auf der Bühne oder am Schreibtisch stattfindet, sondern mit chirurgischem Blick im Alltag, belegt der 53-Jährige virtuos. "Ich werde nicht bedient, also bin ich nicht", beschreibt er das Gefühl, wenn man von einer Wurstverkäuferin ignoriert wird. Das Trio blickt in die Zukunft, wenn der erste deutsche Kanzler Kevin heißen wird, und verrät Rezepte gegen Heimweh im Ausland: maulende Rentner, der "Sound of Germany", weltweit zu haben. Wer erkennt ihn nicht wieder? kaw

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