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Wir sind MEISTER Handwerkskammer des Saarlandes (HWK): Gewerke mit Vollgas Richtung Zukunft, Handwerkstradition im Rückspiegel

Tischlermeister Edgar Arend, Orthopädietechnikermeister Thomas Tröster und Feinwerkmechanikermeister Florian Asdecker, alles saarländische Handwerksmeister, stellen sich vor

,,In die Vergangenheit blicken, die Gegenwart feiern und auf die Zukunft anstoßen": Das Motto, unter dem die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) in diesem Jahr die Meisterklasse 2023 hochleben lässt, schlägt die Brücke zwischen handwerklicher Tradition und Innovation. In dieser Ausgabe von „Wir sind Meister" stellen wir saarländische Handwerksmeister aus drei Generationen vor. Die Geschichten von Tischlermeister Edgar Arend, Orthopädietechnikermeister Thomas Tröster und Feinwerkmechanikermeister Florian Asdecker zeigen, wie innovatives Denken, das Bewahren und Neudenken bewährter Handwerkstraditionen und das Finden kluger Antworten auf aktuelle Herausforderungen im Saarhandwerk Hand in Hand geht!

In die Vergangenheit blicken...

"HANDWERK ENTWICKELT SICH STANDIG WEITER"

Tischlermeister Edgar Arend. Foto: Falk Enderle
Tischlermeister Edgar Arend. Foto: Falk Enderle

Tischlermeister Edgar Arend hat es im Laufe seiner Handwerkerkarriere bis an die Spitze geschafft - Im Beruf wie auch im Ehrenamt

So ganz aufhören kann er dann doch nicht - Edgar Arend ist zwar mittlerweile 72 Jahre alt, aber gelegentlich arbeitet er noch in der Werkstatt direkt hinter seinem Wohnhaus an kleineren Projekten. 1983 übernahm er den Betrieb, den sein Vater 1949 gekauft hatte. Sein Betrieb gehörte immer zu den kleinen im Land. Insgesamt bildete er 34 Lehrlinge, davon vier Frauen, aus.

Die Zeiten hätten sich allerdings sehr gewandelt, sagt der Schreinermeister. „Es gab damals mehr Betriebe, mehr Konkurrenzdruck. Aber Handwerk entwickelt sich ständig weiter. Heute arbeiten wir alle sehr kollegial zusammen." Das ist nicht zuletzt sein eigener Verdienst. Denn Arend gehört zu den Menschen, die die Schreinerinnung in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Ehrenämtern maßgeblich mitgeprägt haben: von der Berufsausbildung bis hin zur Innungspolitik. Arend wollte sich engagieren, für seine Gemeinde und für sein Gewerk. Jahrelang war er daher politisch tätig, Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer, war Schaumeister und Dozent in der Meistervorbereitung, Berufsbildungsausschuss, leitete den Junger Handwerksunternehmer gründete das Forum und war 16 Jahre lang Landesinnungsmeister. Für sein gesellschaftliches und politisches Engagement erhielt er 2017 das Bundesverdienstkreuz.

Sein Antrieb: „Für mich war es wichtig, die Interessen der Handwerkerinnen und Handwerker gegenüber der Politik zu vertreten, Missstände zu beheben und Bürokratie abzubauen." Doch es gab noch mehr zu tun als das: In seinen Ämtern hat Edgar Arend in all den Jahren zahlreiche Schreinerinnen und Schreiner auf ihrem Berufsweg begleitet, Tipps für die Ausbildung, für komplexe Meisterstücke oder die Gründung von Betrieben gegeben, aber auch selbst viel vom Handwerksnachwuchs gelernt, wie er heute sagt. Die Ausbildung sei weiterhin qualitativ hochwertig, denn nur gute Qualität setze sich durch und bestehe am Markt im Wettbewerb mit anderen. Deshalb ist die Meisterprüfung auch so wichtig."

Das Lernen sei mit der Prüfung aber nicht beendet. Genauso wichtig sei die Weiterbildung im Beruf, die Materialien ändern sich, Techniken, Werkzeuge oder Maschinen ändern sich, die gesamte Wirtschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen". Jetzt, 2023, erhält er seinen Goldenen Meisterbrief. ,,Eine schöne Ehre", sagt er. Entscheidend für sein Leben sei sein Meisterbrief gewesen, den er 1972 erhalten hat. „Ich bin stolz, die fachlichen und betrieblichen Voraussetzungen dafür erlangt zu haben, um alles in meinem Beruf erreichen zu können." Das hat er geschafft, beruflich wie im Ehrenamt. Falk Enderle


Die Gegenwart feiern

LÄUFT BEI DENEN

Orthopädietechnikermeister Thomas Tröster. Foto: Captn Look aka Immanuel Sander
Orthopädietechnikermeister Thomas Tröster. Foto: Captn Look aka Immanuel Sander

Der Orthopädietechnikermeister und Gründer der Dinamigo GmbH in St. Wendel Thomas Tröster denkt das klassische Sanitätshaus neu.

Seit 2021 bringt das Team von Thomas Tröster „Menschen ans Laufen", wie er sagt - als Gründer der Dinamigo GmbH hat sich der Orthopädietechniker eine neue Philosophie für seinen Betrieb in St. Wendel auf die Fahnen geschrieben. Sanitätshäuser besuchen Patienten in der Regel, wenn sie akut Unterstützung benötigen, der 38-Jährige jedoch will für ein besseres Lebensgefühl" der Menschen sorgen, am besten noch, bevor sie ernsthaft erkranken. Daher arbeiten er und sein derzeit dreiköpfiges Team präventiv und mit einer High-End-Ausstattung: Kamerasysteme, 3D-Druck, 5D-Laufanalysen, Spezialisten für Sonderanfertigungen, mikroprozessorgesteuerte Prothesen aus Karbon.

Handwerk trifft Hightech bei der Dinamigo GmbH in St. Wendel. Foto: Captn Look aka Immanuel Sander
Handwerk trifft Hightech bei der Dinamigo GmbH in St. Wendel. Foto: Captn Look aka Immanuel Sander

Die Idee zu Dinamigo ist über Jahre gereift. Tröster hat in seinem Ausbildungsbetrieb alle Karrierestufen vom Auszubildenden bis hin zum Filialleiter durchlaufen. Mit seinem eigenen Betrieb wollte er das Image der Branche entstauben.

In der Gründungsphase stand ihm die Unternehmensberatung der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) zur Seite. "Als Mitgliedsbetrieb hat uns das Team von Darius Nadery bei der Finalisierung des Businessplans unterstützt und uns mit Blick auf verfügbare Fördermittel beraten." Für seine Innovationen, Ideen und nachhaltigen Konzepte kürte die Bürgschaftsbank den Betrieb zum Landessieger und nominierte ihn für den 11. Handwerkspreis der Bürgschaftsbanken auf Bundesebene „eine große Ehre für uns", sagt Tröster. Jetzt, über als ein Jahr nach der Gründung, läuft der Betrieb. „Was mich an meinem Job reizt, sind die soziale und die emotionale Komponente. Denn es gibt nichts Schöneres, als einen Menschen wieder schmerzfrei laufen zu sehen." Falk Enderle


Auf die Zukunft anstoßen ...

JUNGMEISTER ENTWICKELT PATENTES BERGRETTUNGSSYSTEM

Florian Asdecker mit der Auszubildenden Joline Wein bei der Vorbereitung auf seine Ausbildereignungsprüfung. Foto: Dr. Jennifer Menegatti
Florian Asdecker mit der Auszubildenden Joline Wein bei der Vorbereitung auf seine Ausbildereignungsprüfung. Foto: Dr. Jennifer Menegatti

Jungmeister Florian Asdecker hat an der Saarländischen Meister- und Technikerschule (SMTS) ein Meisterprüfungsprojekt entwickelt, mit dem sich Menschenleben retten lassen. Im Interview berichtet der Handwerker, wie er zu der Idee für sein Bergrettungssystem kam und welche Ziele er sich jetzt für seine berufliche Zukunft gesetzt hat.

Herr Asdecker, auf der Meisterstückeausstellung wurde Ihr Meisterprüfungsprojekt 2022 als das gelungenste Ihres Gewerks gekürt. Was verbirgt sich hinter der Idee?

Asdecker:
Mit meinem Produkt Nivelliergestell RESCUE® habe ich ein mechanisches Bergrettungsgestell entwickelt, das den Transport von Unfallopfern in Hanglage und Neigung ermöglicht.

Wie kam es zu diesem Einfall?

Asdecker:
Das war ein spannender Prozess, bei dem sicherlich unterschiedliche Faktoren einander beeinflusst haben. Im Rahmen der Meisterprüfung mussten wir eine interessante technische Problemstellung identifizieren und vertiefen. Zu der Frage, was ich produzieren möchte, habe ich mich oft und intensiv mit meiner Partnerin ausgetauscht, die vor ihrem Medizinstudium als Rettungssanitäterin tätig war. Sie hat mich darauf hingewiesen, dass insbesondere in Bergregionen Unfallopfer oft durch den sogenannten Bergungstod ums Leben kommen. Grund dafür ist, dass sie beim Transport von der Unfallstelle zum Bergungsort häufig in Schieflage transportiert werden und somit kaltes Blut aus dem ausgekühlten Körper zurück ins Herz strömt. Das kann für den Menschen tödlich enden. Die Idee, ein Transportsystem zur Verhinderung des Bergungstodes zu entwickeln, hat mich sofort begeistert. Als es an die Umsetzung ging, kam mir das Wissen aus dem Medizintechnikstudium, das ich vor meiner Berufsausbildung begonnen hatte, sehr gut zupass.

Planen Sie, Ihr Bergrettungssystem zu vermarkten oder weiterzuentwickeln?

Asdecker:
Die Vermarktung möchte ich im Moment aus verschiedenen Gründen hintanstellen. Meine Konstruktion befindet sich aktuell noch im Prototypstadium. Um das Produkt bis zur Marktreife weiterzuentwickeln, müssten zahlreiche medizinische Normen berücksichtigt werden. Wichtig ist es mir allerdings, das geistige Eigentum hinter meiner Idee zu schützen. Denn immerhin sind in die Entwicklung und die praktische Umsetzung mindestens 1000 Arbeitsstunden geflossen.

Angenommen, Sie könnten noch ein zweites Meisterstück fertigen. Welches wäre das?

Asdecker:
In meiner Projektarbeit habe ich mich auf den oberen Teil des Bergrettungssystems konzentriert. Als Weiterentwicklung wäre ein kettengetriebenes Unterteil denkbar, dass ich zwar konstruiert, aber bislang nicht ausgearbeitet habe. Daraus ein Anschlussprojekt zu machen, würde mich reizen.

Wie möchten Sie sich in den kommenden Jahren beruflich weiterentwickeln?

Asdecker:
Ich würde gerne selbst ausbilden. Außerdem freue ich mich darauf, meine Berufserfahrung als Meister auszubauen. Da mein Interesse an betriebswirtschaftlichen Themen durch die guten Lehrkräfte an der SMTS geweckt wurde, kann ich mir auch gut vorstellen, eines Tages Betriebswirtschaft zu studieren.

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