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Stadtmagazin Zweibrücken „Wir müssen wissen, wo wir in den nächsten zehn Jahren hinwollen“

  

Busse bald halbstündlich fahren. Die Studenten würde es freuen. FOTO: SUSANNE LILISCHKIS

Eine lebendige Innenstadt ist kein Zufall, sondern sie muss geplant werden. Gerade Mittelstädte wie Zweibrücken, die von einer alternden Bevölkerung und von Gebäudeleerständen geprägt sind, müssen neue Wege finden, um eine aktive Innenstadt zu erhalten. Diesen besonderen Weg geht man in Zweibrücken, denn hier sollen die Bürger in die Planungen mit einbezogen werden. Was finden sie gut? Was wünschen sie sich? Oberbürgermeister Marold Wosnitza spricht sich für ein klares Konzept aus. „Wir müssen wissen, wo wir in den nächsten zehn Jahren hinwollen“, sagt er. Die Online-Befragung „Mitte Zweibrücken“ sei ein erster Schritt in diese Richtung gewesen. Jetzt will man von Seiten der Stadt aktiv mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Dazu soll es, wenn es die Corona-Situation zulässt, Stände mit Informationsmaterial in der Innenstadt geben. Hier könnte ein Austausch mit den Bürgern stattfinden.       

  

Oberbürgermeister Marold Wosnitza erzählt im Merkur-Gespräch über seine Pläne für Zweibrücken.

Zweibrücken wird „Smart City!

Parallel dazu will Wosnitza das Konzept „Smart City“ weiter verfolgen. „Die Frage hier lautet: Wie stellen sich die Zweibrücker die digitale Stadt vor? Welche Ängste oder Befürchtungen gibt es?“, meint der OB. Schließlich müsse auch die Frage geklärt werden, was die Bürger an digitaler Versorgung erwarten. Gerade wurde das Onlinezugangsgesetz vom Bundestag beschlossen. Dieses „Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen“ verpflichtet die Kommunen bis Ende 2022, ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten. „Wir arbeiten daran, den Bürgern jeden Veraltungsakt auch digital zu ermöglichen“, informiert Wosnitza. Im Moment können Termine im Bürgerbüro online gebucht und Antragsformulare am heimischen Computer ausgefüllt werden. „Wir wollen schrittweise umsetzen, dass alle Verwaltungsvorgänge auch von zuhause aus machbar sind. Das entspannt die Abläufe in der Verwaltung und reduziert Wartezeiten für die Bürger“, so Wosnitza. Natürlich gebe es auch Leute, die lieber persönlich bei dem jeweiligen Amt ihr Anliegen klären möchten. Das werde auch in Zukunft möglich sein. Im Moment werden mehrere Millionen Euro investiert, um die weißen Flecken auf der Internet-Landkarte zu tilgen. „Das geht bis hin zu einzelnen Gehöft en“, sagt Wosnitza. Die Anbindung an die Digitalwelt ist aus unserem Leben einfach nicht mehr wegzudenken.
    

Eine Schwierigkeit bei der Umsetzung des Vorhabens gibt es aber: Im Moment haben die Firmen volle Auftragsbücher. Neue Projekte laufen deshalb nur mit Zeitverzögerung an.

Beim Thema Umwelt hat Zweibrücken mit dem Klima-Anpassungs-Coach erste Schritte hin zu einer klimaneutralen Stadt gewagt. „Entgegen allen Unkenrufen wurden die Beete der Aktion essbare Stadt nicht zerstört“, meint Wosnitza, „die Leute bedienen sich und das wird positiv angenommen.“ In diesem Zusammenhang verweist er auf die Blumenwiesen, die von der UBZ angelegt wurden und die dem Insektensterben entgegen wirken sollen. Auch viele Zweibrücker Privatleute und Firmen haben an der Aktion teilgenommen. Pflanzen können das Stadtklima positiv beeinflussen. Um darauf aufmerksam zu machen, sollen mobile Bäume in Kübeln durch die Stadt bewegt werden. Sie können mithelfen, der Aufheizung von Plätzen in der Innenstadt entgegen zu wirken. Schließlich nimmt Zweibrücken dieses Jahr an der Aktion Stadtradeln teil. Auch der OB will mitmachen und so die Bürger dazu animieren, das Auto öfter stehen zu lassen. Für die Innenstadt wünscht sich der Oberbürgermeister eine bessere Verbindung zwischen Alexanderplatz und Freizeitanlage: „Der Busbahnhof wirkt wie ein Querriegel. Und man muss durch das kleine Gässchen am Parkhaus gehen, um in die Grünanlage zu kommen, das ist nicht so schön. Hier müsste man sich ein Konzept überlegen.“ Im Gespräch mit Kirchenvertretern, der Gastronomie und dem Einzelhandel ist dieser Wunsch einer besseren Verbindung zwischen Grünachse und Einkaufsbereich entstanden. Denkbar wäre ein Ring aus Alexanderplatz, Freizeitbereich, Allee, Herzogplatz und Fußgängerzone.

Eine bessere Anbindung kann sich Wosnitza auch an den Campus der Hochschule vorstellen. In Gesprächen mit dem Asta kam heraus, dass sich die Studierenden eine häufigere Busverbindung wünschen. Im Moment fährt der Bus ein Mal in der Stunde. Bei der Stadt entwickelt man deshalb gerade ein Modell, diesen Wunsch möglich zu machen. Geplant ist ein 30-Minuten-Takt, gekoppelt an die Linie R7 und die Bahn. „Hier sollte sich die Hochschule auch flexibel zeigen, mit einer Anpassung der Vorlesungszeiten“, bemerkt Zweibrückens Stadtoberhaupt.

Gastronomisch sieht Marold Wosnitza die Innenstadt gut aufgestellt, doch er bedauert, dass sich die Betriebe am Hallplatz konzentrieren. Sein Wunsch wäre mehr Gastronomie am Alexanderplatz. Das würde auch die Fußgängerzone beleben, hofft er. Dem spanischen Restaurant hinter der Alexanderskirche will man einen größeren Außenbereich zubilligen. Dazu wird gerade eine Treppe gebaut, die in die Vertiefung an der Kirche hinabführt.

Auch das Thema Wochenmarkt liegt dem OB am Herzen. Eigentlich hatte die Stadt für dieses Jahr mehrere Termine für ein Marktfrühstück in Zusammenarbeit mit den Vereinen geplant. Doch Corona machte dem schönen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. „Dieses Jahr wird es wohl kein Marktfrühstück mehr geben“, bedauert Wosnitza. Er sieht bei der Anzahl der Marktstände noch Erweiterungspotenzial. Doch hier tue sich eine Schwierigkeit auf: „Wir sind bei dem Thema etwas zu spät dran. Homburg hat einen brillianten Markt, Blieskastel ebenso. Die regionalen Händler sind alle schon woanders gebucht. Die bekommt man nicht so einfach nach Zweibrücken. Wir müssen neue Betreiber gewinnen.“

Bei der Gewinnung neuer Investoren hat Zweibrücken mit der Tesla-Bewerbung viel an Erfahrung mitgenommen. Auch wenn es mit Tesla nicht geklappt hat, so kommen doch vermehrt internationale Anfragen auf die Stadt zu. „Im Moment gibt es nichts Konkretes“, sagt Wosnitza, „doch solche Anfragen brauchen Zeit.“ sli
       

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