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Saar Zeitung 18. August 2020 Waldläufe statt Mattenwürfe bei den Judokas

Die Judokas des „Don Bosco“ Clubs Uchtelfangen zogen nach den ersten Corona-Lockerungen in den Wald um.

Zwei Judokas vom Judo-Club „Don Bosco“ Uchtelfangen im letzten Wettkampf vor der Corona-Krise. Fotos: B. Schiffler/Judo-Club „Don Bosco“

Als es Mitte März zum völligen Corona-Lockdown in Sachen Sport kam, war das für die Judoka-Mitglieder und -Verantwortlichen des Judo-Clubs „Don Bosco“ Uchtelfangen ein besonders derber Schlag. Zu diesem Zeitpunkt war nämlich bereits alles für den am 22. März geplanten, jährlich stattfindenden „Gesundheitspokal“ angerichtet. 200 bis 300 Teilnehmer und bis zu 800 Gäste aus dem Saarland und den angrenzenden Regionen Frankreichs sowie aus Luxemburg waren in den vergangenen Jahren in Uchtelfangen zu Gast. Neben der guten finanziellen Einnahmequelle für den Verein fiel so auch eine beliebte Veranstaltung zur Pflege freundschaftlicher und sportlicher Kontakte weg. „Die Halle war bereits angemietet, das Deutsche Rote Kreuz und die vielen Pokale und Medaillen bezahlt“, erzählt Stefan Kelle, der Vorsitzende des Vereins. „Das war natürlich finanziell ein harter Schlag, den der Verein hinnehmen musste. Für uns Judoka aber war die Absage der Veranstaltung vor allem deswegen traurig, weil die menschlichen Kontakte zu den befreundeten Sportlern einfach so ausbleiben sollten.“ Der Verein, der noch im letzten Jahr seinen 40. Geburtstag feierte, lebt von den Begegnungen, legt dabei besonderen Wert auf die Nähe der Mitglieder untereinander. Zurzeit betreiben etwa 60 Kinder und Jugendliche und ebenso viele Erwachsene den japanischen Sport Judo, was übersetzt „sanfter bzw. flexibler Weg“ bedeutet.          

              

Monatelang ging im Verein fast nichts

„Sanft und flexibel mussten wir dann auch durch die Corona-Zeit hindurch“, erzählt Heike Uhlmann-Schiffler, die für die Pressearbeit des Vereins zuständige 2. Vorsitzende. „Fast zwei Monate stand das Vereinsleben nahezu still. Erst als Mitte Mai die ersten Lockerungen erfolgten, konnten wir, immer abwägend und mit den jeweils geltenden Kontaktbestimmungen und Hygienevorschriften konform, erste Trainingseinheiten anbieten.“
    

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Gymnastik-Einheit beim Lauftraining durch den Bamster Wald.

Diese allerdings sahen ganz anders aus, als sie für die Sportart typisch sind. Direkte Kontakte waren ja tabu. Keine spektakulären Würfe also, kein Hebeln, keine Kämpfe. Bis auf die Formenläufe, die gewöhnlich jeder Judoka zum Aufwärmen für sich selbst tätigt, war ein klassisches Judo-Training gar nicht möglich. Die Trainingsmatten blieben in den Hallenschränken. Stattdessen nutzten die Trainer das, was am nächsten lag. Das Gelände und der Wald rund um das Freibad Sonnenborn in Uchtelfangen wurden zur neuen Trainingsanlage. Vor allem für die Kinder, die sich nach so langer Zeit der Inaktivität nach Bewegung und nach Begegnung sehnten.
    

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Auch Weitsprung gehörte zum Trainingsprogramm.

Judo-Prinzip: „Siegen durch Nachgeben“

„Die Nachfrage für die Teilnahme an den ersten Trainingseinheiten war enorm“, berichtet Stefan Kelle. „Die zu dieser Zeit wirksamen Corona-Kontaktbestimmungen waren aber auch noch sehr eng gehalten.“ Unter strengster Einhaltung der Abstandsregeln trafen sich die ehrenamtlichen Trainer und die Teilnehmer auf dem Parkplatz des Freibades, um dann zunächst in kleinen Fünfergruppen zum Laufen, Weitspringen und anderen sportlichen Aktivitäten den Naturerlebnispfad „Bamster Wald“ zu erobern. Ganz nach dem obersten Judo-Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ boten Trainer und Judoka den besonderen Umständen die Stirn. „Die Freude bei den Kids, sich endlich wieder treffen zu können und gemeinsam Sport zu treiben, war einfach riesengroß“, beschreibt Heike Uhlmann-Schiffler die ersten Versuche zurück in eine Normalität, die Mitte Mai eigentlich noch keine wirkliche Normalität war und die auch auf absehbare Zeit nicht zu erwarten ist. „Ein Anfang war zumindest gemacht“, ergänzt Stefan Kelle. „Unsere Judoka-Kinder sahen, dass der Verein noch da ist und sich bemüht, diese schwierige Zeit so entspannt und so interessant wie eben möglich zu gestalten.“

Einfach wird es auch in der nächsten Zeit für den Judo-Club „Don Bosco“ Uchtelfangen nicht werden. Denn auch die weiteren jährlich stattfindenden Veranstaltungen des Vereins wurden entweder bereits abgesagt oder drohen auszufallen. „Das kommt natürlich auf die weitere Entwicklung an“, erläutert Kelle. „Sollte es zu einem erneuten Lockdown kommen, wird es sehr, sehr eng für unseren Verein. Aber daran wollen wir jetzt gar nicht erst denken.“ Dieter Steinmann
                

AUF EINEN BLICK

Der Judo-Club „Don Bosco“ Uchtelfangen im Internet: www.jc-uchtelfangen.de Vorsitzender: Stefan Kelle, Telefon (0 68 25) 40 38 44

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