Es wird das wohl ungewöhnlichste Halbfinale in der Geschichte des DFB-Vereinspokals. Nicht nur, weil der 1. FC Saarbrücken mit dem Einzug in die Vorschlussrunde als erster Regionalligist überhaupt Fußball-Geschichte geschrieben hat, sondern auch, weil die Partie am Dienstag, um 20.45 Uhr (live in der ARD), im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion ohne Zuschauer ausgetragen werden muss.
Nach Zweitligist Jahn Regensburg in Runde eins kamen die Saarbrücker Pokalgegner mit den Domstädtern, Fortuna Düsseldorf und dem Karlsruher SC allesamt aus Städten am Rhein. Auch Leverkusen liegt am großen deutschen Fluss – ein gutes Omen also für selbstbewusste Saarländer. „Natürlich gehört immer auch ein bisschen Glück dazu, wenn du als Regionalligist einen Bundesligisten rauswirfst. Aber eben auch ein Stück weit Qualität“, sagt Daniel Batz, der mit unglaublichen Reaktionen bei den Elfmeterschießen gegen die Fortuna und den KSC nun einen Platz im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund bekommen hat. Noch nie hatte ein Torwart in einem DFB-Pokal-Viertelfinale fünf Elfmeter gehalten – dann kam „Batzi“, zog Fortuna den Zahn und mit seinem Trikot ins Museum ein. „Wenn wir gegen Bayer ins Elfmeterschießen kommen, haben wir vorher viel richtig gemacht“, so Batz, der in der Corona-Zwangspause seinen Trainerschein gemacht hat und so nun auch seine Paraden analysieren kann: „Intuition und Beobachtung des Schützen sowie eine Unterbrechung geregelter Abläufe des Schützen vorm entscheidenden Elfmeter waren entscheidende Faktoren.“
Vor dem Halbfinale gegen Leverkusen spricht eigentlich alles gegen den FCS. Der Bundesligist ist im Wettkampfbetrieb, hat nach dem Spiel gegen Bayern München nun Schalke 04 vor der Brust. Da fällt der „kleine“ FCS vielleicht etwas durchs Aufmerksamkeitsraster. „Sie konnten uns nicht beobachten, wir sie schon“, sagt darum auch FCS-Aufstiegstrainer Lukas Kwasniok augenzwinkernd. Was man gesehen hat, ist vor allem Geschwindigkeit. „Wir müssen uns auf ihr Tempo und ihre Ballsicherheit einstellen. Und darauf, dass sie im Kopf oft schneller sind“, fasst Pokalheld Jänicke zusammen und er weiß genau, was dagegen hilft: „Herz, Leidenschaft und die Tugenden, die uns in den bisherigen Spielen ausgezeichnet haben.“ Die viel zitierte mannschaftliche Geschlossenheit ist beim FCS nicht nur eine Floskel. Die Tage der gemeinsamen Quarantäne im Victor‘s Hotel auf dem Saarbrücker Rodenhof können dieses Gemeinschaftsgefühl nochmal verstärkt haben. „Die Jungs hatten viel Gelegenheit, sich nochmal miteinander zu beschäftigen“, sagt der Trainer.
Für den FCS ist der vierte Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals im Jahr des Wiederaufstiegs in die 3. Liga fraglos ein historisches Ereignis.
Der Ehrgeiz ist geweckt, das Unmögliche möglich zu machen. „Wir müssen die ersten zehn, 15 Minuten überstehen. Und mit jeder weiteren Minute steigen unsere Chancen“, sagt Lukas Kwasniok. „Wir sind jetzt schon stolz auf das, was wir erreicht haben“, betont FCS-Sportdirektor Marcus Mann und ergänzt: „Die Mannschaft wird sich schon zu wehren wissen.“ Und warum soll das wohl ungewöhnlichste Pokal-Halbfinale der Geschichte nicht mit einem unerwarteten Ergebnis enden? Patric Cordier