Wirtschaftsmagazin für die Region Saarbrücken Historienmalerei als Monumente des Krieges

 

Im Historischen Museum stehen Monumente der Vergangenheit Monumenten der Moderne gegenüber. Foto: André Mailänder

Am Beispiel der Historienmalerei zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 setzt sich die Ausstellung kritisch mit der Inszenierung und Instrumentalisierung von Krieg und Nation auseinander. In Zusammenarbeit mit etwa 20 deutschen und französischen Partnern wie Leihgebern wurden vielfältige Quellen und Medien zusammengetragen: Druckgrafiken, Depeschen, Zeitungsberichte, Memoiren, Feldpostbriefe und moderne Massenmedien wie Film und Fotografie. Im Fokus der Ausstellung steht der Krieg im Grenzraum Wörth, Bitche, Spichern und Sedan. Es ist einer der ersten modernen Kriege. Die neuen Waffen wie Mitrailleuse und Artillerie verursachten entsetzliche Verwundungen und hohe Verluste. Deutsche wie französische Kriegsteilnehmer, Ärzte und Geistliche dokumentierten die Brutalität des Krieges – die öffentliche Idealisierung und Glorifizierung der Kriegsgeschehnisse standen dazu im herben Kontrast.   

Das Historische Museum Saar präsentiert bis zum 31. Oktober die Werke des Saarbrücker Rathauszyklus des Malers Anton von Werner. Diese wurden zuletzt vor 76 Jahren gezeigt.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die monumentalen Werke des Saarbrücker Rathauszyklus von Werners. Der siebenteilige Gemäldezyklus entstand als Auftragsarbeit des preußischen Kultusministeriums für einen Neubau (1880) des Alt-Saarbrücker Rathauses. Ziel war es, die Region am äußersten Rand der preußischen Rheinprovinz an das Herrscherhaus zu binden und Patriotismus zu befördern. Mit dem Gemälde „Sturm auf den Spicherer Berg“ ordnete von Werner die blutige, im Rückblick aber militärisch unbedeutende Schlacht in die Nationalgeschichte ein, Spichern wurde zu einem nationalen Mythos verklärt. Das ursprünglich nicht beauftragte, aber von Anton von Werner ergänzte Gemälde „Victoria“ betonte den Saarbrücker Rathaussaal als nationales preußisches Denkmal. Das größte Gemälde des Bilderzyklus wird bis Oktober 2021 live im Untergeschoss restauriert. Anhand von historischen Fotos konnte die ursprüngliche Ausstellung virtuell rekonstruiert werden, doch diese sollte bewusst aufgebrochen werden. Dazu schuf der Künstler Moritz Götze Pop-Art-Interpretationen des Saarbrücker Rathauszyklus, die an der Decke des Rathaussaals hängen. Pathos und Intention der ursprünglichen Ausstellung sollen so in Frage gestellt werden. red
    

Kontakt


Historisches Museum Saar

Schlossplatz 15
66119 Saarbrücken
Telefon: (06 81) 5 06 45 01
www.historisches-museum.org

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Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Mittwoch, 10 bis 20 Uhr
Montags geschlossen

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