Mittelstadt mit Charme St. Ingbert Filmreif!

Das „Bundesfestival junger Film“ wurde vor fünf Jahren neu erfunden – dank der kreativen Köpfe Jörn Michaely und Fabian Roschy. Es bietet ungeahnte Möglichkeiten für junge Filmschaffende, für die Erfinder des Festivals und für die Stadt St. Ingbert.

„Unter Menschen“ erzählt die Beziehungsgeschichte einer jungen Frau, deren neuer Freund ein Zebra ist. Foto: Veranstalter

Beziehungsthemen stehen beim diesjährigen Festival hoch im Kurs. „Die Themen der Einreichungen haben sich verschoben. In 2018 und 2019 standen Zukunft sangelegenheiten im Fokus, in 2020 geht es um Selbstfindung, neue Männer- und Frauenbilder, um familiäre Beziehungen. Ein mutiges Experimentierfeld und ein spannender Jahrgang“, konstatiert Jörn Michaely. Auch der Eröffnungsfilm „Unter Menschen“ erzählt die Beziehungsgeschichte einer jungen Frau, die einen neuen Freund hat. Bei einem Restaurantbesuch will sie ihn ihrer gutbürgerlichen Familie vorstellen. Doch der neue Freund ist ein Zebra! Ein kruder Plot, der familiäre Konflikte hochspült.   

Das „Bundesfestival junger Film“ wurde vor fünf Jahren neu erfunden – dank der kreativen Köpfe Jörn Michaely und Fabian Roschy. Es bietet ungeahnte Möglichkeiten für junge Filmschaffende, für die Erfinder des Festivals und für die Stadt St. Ingbert.

Liebst du mich? Warum? Ich meine Liebe, Liebe ist viel, oder? Findest du, dass wir uns wirklich kennen? Also so richtig gut kennen, meine ich. Äh … ja. Hast du Zweifel oder was? Nein, ich nich!

Unmögliches möglich machen. Wie? Einfach anfangen!

Einen Kinofilm zu produzieren, als junger Mensch und auf eigenes Risiko, das ist schon Wahnsinn und großes Glück, wenn man ihn vor Publikum zeigen kann. Gerade Kurzfilme haben es in der Filmbranche schwer, es gibt wenige Plattformen für das Format. Das wissen die beiden Festivalmacher Jörn Michaely und Fabian Roschy nur zu gut, auch sie haben sich in der Vergangenheit am Kurzfilm versucht. Sie kennen sich seit Kindertagen, haben zusammen Theater gespielt und kleine Filmprojekte auf die Beine gestellt. Der künstlerische Leiter des Bundesfestivals, Michaely, studierte an der HBK im Bereich Film, der Manager des Festivals, Roschy, studierte Mathematik.

Lass uns doch einfach mal ein Filmfestival machen. Bist du verrückt? Wie soll das gehen? Wir können‘s doch mal versuchen. Muss mal überlegen …

Ein filmreifer Dialog – und der Anfang eines großen Projekts. „Wir sind eine praktische Kombination, der Künstler braucht den Zähler und umgekehrt braucht der Zähler die Idee. Mit unserem Anliegen, Open-Air-Kino auf dem St. Ingberter Marktplatz zu machen, sind wir 2017 an die Stadt herangetreten. Wir wurden mit offenen Armen empfangen“, sagt Michaely und Roschy ergänzt: „Andrea Kihm von der Kulturabteilung hat uns sehr an die Hand genommen und entsprechende Kontakte zu Entscheidern hergestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Rechtsform, es war Learning by doing.“
   

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Andreas Dresen, einer der renommiertesten Filmemacher Deutschlands, kam 2019 als Juror nach St. Ingbert. Foto: Sebastian Knöbber

Die Umsetzung des Projektes begann 2018 mit einem Open-Air-Festival auf dem St. Ingberter Marktplatz, von einem großen Coup war noch nicht die Rede. 100 junge Kurzfilmer kamen und brachten ihre Filme mit. War die Preisverleihung verlockend? „Junge Filmer haben kaum eine Chance, gesehen zu werden, da geht man auch schon mal in die Provinz. Wir haben aber auch die Filmhochschulen angesprochen“, so Roschy. Insgesamt ein schwieriges Unterfangen, wenn das Budget gerade mal die Veranstaltungskosten deckt. Noch eine weitere bange Frage beschäftigte die Organisatoren während der Planungsphase: Wo sollen die jungen Gäste schlafen, wenn sie wenig Geld für die Übernachtung haben? „Wir konnten in der ehemaligen Turnhalle ein Matratzenlager einrichten und viele Geschäfte aus der Region haben uns Lebensmittel zur Versorgung gespendet. Die Stimmung war gigantisch, der improvisierte Festivalcharakter ist wie ein Funke auf alle übergesprungen. Der emotionalste Moment für uns alle war die Preisverleihung“, schwärmt Michaely.
 

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Die Festival-Macher! Der Künstlerische Leiter Jörn Michaely (links) und der Organisatorische Leiter Fabian Roschy. Foto: Daniel Roschy

Fernab von Metropolen und filmischen Hotspots

Berlin, Potsdam, Köln, München – dort sind die renommiertesten Ausbildungsstätten für Filmschaffende ansässig. Inzwischen ungefragt schicken sie ihre Nachwuchstalente zum Festival nach St. Ingbert. In Sachen Film hat das Saarland ohnehin ein gutes Standing, das Filmfestival Max Ophüls Preis ist im deutschsprachigen Raum eine bedeutende Plattform und Kontaktbörse für junge Filmer. „Wir arbeiten mit dem Filmfestival zusammen, aber unser Genre ist der Kurzfilm. Diesen Filmemachern wollen wir eine Austauschplattform bieten und Sprungbrett für ihre Karrieren sein“, sagt Jörn Michaely.

Das „Bundesfestival junger Film“ ist mit über 100 Filmen von Filmschaffenden bis 29 Jahre und Preisen im Wert von 20.000 Euro das größte Nachwuchs-Kurzfilmfestival im deutschsprachigen Raum. Die Stadt St. Ingbert und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien fördern das Projekt, Medienpartner ist der Saarländische Rundfunk. „Unser Duo ist zu einem großen Team angewachsen, zwischen 60 und 70 Leute arbeiten ehrenamtlich mit. Manchmal können wir es selbst nicht glauben, wie sich das alles entwickelt hat“, sagt Roschy. win
 

Auf einen Blick

Das Bundesfestival junger Film 2020 findet in diesem Jahr vom 30. Juli bis 2. August 2020 als multimediales Live-, Online- und TV-Event statt.

Junger Film e. V.
Kaiserstraße 72
66386 St. Ingbert
Tel. + 49 (68 94) 9 13 92 69
info@junger-film.de
www.junger-film.de

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