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Der FCS und besonders Dieter Ferner imponieren Toppmöller

         

Klaus Toppmöller mit Sohn Dino. Vater und Sohn standen 1999 beide in Diensten des 1. FC Saarbrücken. Foto: Hartung  

Sehr gespannt schaut einer auf das DFB-Pokal-Halbfinale im Hermann-Neuberger-Stadion, der mal auf der einen, wie auch auf der anderen Seite als Trainer tätig war: Klaus Toppmöller führte den 1. FC Saarbrücken 2000 aus der Regionalliga West/Südwest in die Zweite Bundesliga. Zwei Jahre später griff er mit Bayer 04 Leverkusen nach den Sternen. Doch am Ende einer bärenstarken Saison war der Begriff „Vizekusen“ geboren. Sowohl in der Bundesliga wie auch im DFB-Vereinspokal und in der Champions League hatte Toppmöllers Team noch je einer Mannschaft den Vortritt lassen müssen.      Aus dem Trainergeschäft ist der heute 68-Jährige raus. Das Fußball-Geschehen hat er aber auch vom heimatlichen Rivenich in der Nähe von Trier aus fest im Blick. Die bisherigen Saarbrücker Auftritte im DFB-Pokal und die bis zum coronabedingten Abbruch vielen erfolgreichen Spiele in der Dritten Liga haben Toppmöller mächtig imponiert. „Sicher ist Bayer der Favorit. Aber der FCS ist zu allem fähig. Die Siege gegen die Bundesligisten 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf kamen ja nicht von ungefähr.“


Der heute noch amtierende Bundesliga-Toptorschütze des 1. FC Kaiserslautern (zwischen 1972 und 1980 gelangen ihm in 204 Spielen 108 Treffer) weiß um die „einmalige Chance für Saarbrücken, ins Endspiel einzuziehen – auch ohne Zuschauer auf den Tribünen werden die Jungs unglaublich heiß sein“.

Wenn man ihm so zuhört, scheint Toppmöller eher Sympathien für die Blau-Schwarzen als für die Leverkusener zu hegen, zumal er oft und gerne im Saarland ist – der Schwiegersohn kommt aus Saarlouis. Doch offiziell sieht sich „Toppi“, wie er seit Jahrzehnten in der Fußballszene genannt wird, als neutraler Betrachter des Halbfinales in Völklingen.
    

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Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Mladen Bartolovic und Trainer Klaus Töppmöller lagen sich in den Armen. Foto: Hartung

Der Groll nach der unrühmlichen Trennung vom FCS vor knapp 20 Jahren ist längst verhallt. Als der Aufsteiger gleich die Zweite Liga aufmischte, wuchs das Interesse anderer Clubs an Toppmöllers Trainerdiensten. Sein Ex-Club aus der Pfalz streckte genauso wie Leverkusen die Fühler aus. Zudem stand er in aussichtsreichen Verhandlungen mit türkischen Spitzenvereinen. „Ich hatte das Ehrenwort von Präsident Hartmut Ostermann, zu einem Topclub gehen zu können.“ Doch plötzlich riefen die Malstatter Ablösesummen in Millionenhöhe auf. „Das Vertrauen zu den Verantwortlichen hatte gelitten. Dann habe ich Ende November gekündigt“, erinnert er sich an aufreibende Wochen gegen Ende seines Engagements im Ludwigspark.

Klaus Toppmöller coachte auch Eintracht Frankfurt, den VfL Bochum und den Hamburger SV in der Bundesliga, war dann noch ab 2006 für gut zwei Jahre Nationaltrainer von Georgien. Erlebt hat Toppmöller eine ganze Menge und dabei viele Macher im Fußballgeschäft kennengelernt.

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Im Jahr 2001 präsentierte Leverkusens Vereinsmanager Reiner Calmund, Töppmöller als neuen Trainer der Werkself. Foto: dpa/lnw 

Was ihm beim FCS imponiert, sind „jede Menge Leute, die für diesen Verein leben und sterben“. Allen voran nennt er hier Vizepräsident Dieter Ferner: „Der Mann ist in Saarbrücken eine Ikone und hat einen großen Anteil an der guten Transferpolitik in den vergangenen Jahren.“

Bayer 04 spielt in der Bundesliga mal wieder eine gute Rolle, für Toppmöller ist das aber nicht genug: „Eigentlich haben sie eine sensationell gute Mannschaft und müssten zur absoluten Bundesliga-Spitze gehören. Derzeit müssen sie aber noch um einen Champions-League-Platz zittern. Sie gewinnen mal, verlieren mal. Das darf nicht sein. Die Konstanz fehlt allzu oft noch.“

Da ist er wieder, der kritische Blick des Trainers Toppmöller, der viel von seinem Sachverstand an Sohn Dino weitervererbt hat. Der startete einst unter seinem Vater in Saarbrücken seine Laufbahn als Profifußballer, die ihn später unter anderem auch noch an der Seite von Toppmöller senior nach Bochum und Frankfurt führen sollte. Als Coach führte er den Luxemburger Club F 91 Düdelingen in der Saison 2018/19 bis in die Gruppenphase der Europa League, ging dann zum ebenfalls vom schwerreichen Luxemburger Unternehmer Flavio Becca geförderten Club Excelsior Virton in die zweite belgische Liga. Fast parallel zur Demission von Dino Toppmöller Anfang Dezember trennte sich der FCS von Dirk Lottner – schnell wurde der 39-Jährige als einer der Nachfolgekandidaten gehandelt.
         

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Unter seinem Vater Klaus startete Dino Toppmöller einst beim 1. FCS seine Profifußballerlaufbahn. Inzwischen wandelt er auf dessen Trainerspuren und wurde auch schon mal mit dem FCS in Verbindung gebracht. Foto: Mirko Blahak/Trierischer Volksfreund

Während Saarbrücken Lukas Kwasniok verpflichtete, konzentrierte sich Toppmöller auf den DFB-Fußballlehrer-Lehrgang an der DFB-Akademie in Hennef. Wenn er diesen demnächst abgeschlossen hat, „stehen ihm alle Türen offen“, ist Vater Klaus überzeugt – und unterstreicht: „Dino macht seinen Weg. Schon mit Düdelingen hat er Großartiges geleistet.“

Da war er regelmäßiger Tribünengast im Luxemburger Josy-Barthel-Stadion. Am Dienstag bleibt Klaus Toppmöller nichts anderes übrig, als das Geisterspiel am Fernsehen zu verfolgen. „Grundsätzlich bin ich kein Fan davon, wenn Spiele ohne Zuschauer stattfinden. Die Emotionen fehlen, es ist keine Atmosphäre da. Das ist natürlich für einen Underdog wie in dem Fall Saarbrücken ein Nachteil.“

Und trotzdem geht er davon aus, dass Kwasnioks Elf ihre Grenzen ausreizt und dem hohen Favoriten alles abverlangt: „Bayer muss schon voll konzentriert sein, sonst könnte es für sie ein böses Erwachen geben.“ Text: Andreas Arens 

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