"Theater muss für alle sein"Traumfrau Pina Bausch

Sie waren in den 90er Jahren als Praktikantin bei den Perspectives. Was ist das für ein Gefühl, jenes Festival zu leiten, bei dem man mal klein anfing?Hamard: Ich hätte damals nie gedacht, dass ich das Festival irgendwann mal leite. Ich war vorher auch kein großer Kultur-Fan, habe zuvor Biologie studiert, also mich eher für die Wissenschaft interessiert

Sie waren in den 90er Jahren als Praktikantin bei den Perspectives. Was ist das für ein Gefühl, jenes Festival zu leiten, bei dem man mal klein anfing?

Hamard: Ich hätte damals nie gedacht, dass ich das Festival irgendwann mal leite. Ich war vorher auch kein großer Kultur-Fan, habe zuvor Biologie studiert, also mich eher für die Wissenschaft interessiert. Für mich waren die Perspectives der erste wirkliche Kontakt zum Theater und Tanz. Deshalb waren die Perspektives für mich immer sehr wichtig.

Sie gelten als Retterin der Festivals, haben die Zuschauerzahlen von mageren 3500 wieder auf 10 000 gehoben. Was war der Schlüssel des Erfolgs?

Hamard: Ich habe mir natürlich das Programm angesehen, das lief, bevor ich anfing. Das war ein sehr sehr gutes Programm. Als Fachfrau muss ich sagen, dass es vielleicht sogar ein besseres Programm war als jenes, das ich mache. Aber für mich ist das Publikum das Wichtigste. Man muss immer sehen, mit welchem Publikum man es zu tun hat. (…) Und man muss zum Publikum, zu den Leuten gehen und sie überzeugen, dass, auch wenn sie nicht studiert haben, Theater etwas für sie sein kann, dass Theater etwas für alle ist.

Das Festival beginnt am 5. Juni mit dem Pferdetheater Bartabas. Zum Finale kommt ein Gastspiel der Berliner Volksbühne, dazwischen können wir Schweizer Produktionen sehen. Wie repräsentativ ist das 2009er Programm noch fürs französische Theater?

Hamard: Die Perspectives sind ja seit ein paar Jahren schon kein rein französisches Theaterfestival mehr. Und mir gefällt es, quasi in Schaufenstern die französische und die deutsche Szene zu zeigen, auch deren Gegensätze. Ich will das aber nicht nur auf Deutschland und Frankreich beziehen, sondern auch Richtung Schweiz und Österreich gehen, weil es dort sehr gute Künstler gibt. Dazu könnten weitere frankophone Gebiete kommen wie Quebec und Nordafrika. Ich fände es frustrierend, gute Stücke aus der Schweiz und Österreich nicht einzuladen, nur weil es keine französischen oder deutschen Produktionen sind.

Aber ist das nicht ein bisschen beliebig? Die Marke Perspectives bedeutete ja im Ursprung französisches Theater. Wie international soll das Festival noch werden?

Hamard: Es bleibt ja bei dem französichsprachigen und deutschsprachigen Gebiet, ich werde nicht mit England oder Amerika anfangen. Ich sehe keinen Grund, das Festival da abzugrenzen. Auch wenn die Perspectives seit gut 30 Jahren eher ein französisches Festival waren, ich habe auch Lust auf was anderes. Und das muss ja auch zu mir passen, wenn ich das Festival leiten soll.

Sehen Sie die Perspectives als regionales Festival oder haben Sie überregionale Ambitionen?

Hamard: Als ich 2006 anfing, lief das Festival schlecht. Das erste Ziel war, in Saarbrücken und Umgebung wieder Fuß zu fassen und mit dem Publikum vor Ort zu arbeiten. Jetzt geht es darum, Richtung Überregionalität zu gehen. Damit wir als wichtiges Theaterfestival anerkannt werden. Das war ja früher auch mal der Fall. (…) Doch die Perspectives waren vergessen, außer hier in der Großregion. Bei den Perspectives freue ich mich am meisten auf…

Hamard: …das Publikum wiederzusehen.

Wenn die Perspectives vorbei sind, mache ich als erstes….

Hamard: …dann fahre ich zu meinen Kindern.

Das Ensemble, das ich immer schon mal einladen wollte, ist…

Hamard: …Pina Bausch.

Wenn mein Sohn sich aussuchen dürfte, ob er ins Theater oder ins Kino gehen darf, geht er ins…

Hamard: …Theater - mit mir.

Das SZ-Gespräch wird von Dienstag an auf Saar-TV gesendet. Dann ist es auch im Internet unter www.saartv.de und www.saarbruecker-zeitung.de/szgespraech zu sehen.

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