Theater „Frau Zachanassian kommt heute“

St. Wendel · Die Theater-AG des Gymnasiums Wendalinum brachte in der Aula Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ zur Aufführung.

 Ganz in ihrem Element und mit Lust und Laune bei der Sache: Die Mitglieder der Theater-AG spielten auf der Bühne „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt. Dafür gab’s reichlich Applaus.

Ganz in ihrem Element und mit Lust und Laune bei der Sache: Die Mitglieder der Theater-AG spielten auf der Bühne „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt. Dafür gab’s reichlich Applaus.

Foto: Jennifer Sick

Das Gymnasium Wendalinum verwandelte sich am Wochenende für zwei Tage in die verarmte Kleinstadt Güllen. Grund dafür: Die Theater-AG der Schule brachte Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ auf die Bühne, und eigens dazu hatten sich die Darsteller und ihre Regisseurin Nicole Kneifel etwas Besonderes einfallen lassen: Schon vor Beginn des eigentlichen Stückes wurden die Zuschauer mitgenommen in die Stadt Güllen, dem Haupthandlungsort der Tragikomödie.

Vor der Tür des Gymnasiums fegte eine geschäftige Anwohnerin der kleinen Stadt schon eifrig die Treppen. „Frau Zachanassian kommt doch heute. Da muss alles sauber sein“, murmelte sie vor sich hin und ließ sich von den passierenden Thea-
terbesuchern nicht von ihrer Arbeit abhalten. Im Foyer angekommen, wurden die Zuschauer gleich von einem engagierten Zeitungsjungen empfangen, der das Programm des Abends als Extrablatt der Güllener Tageszeitung an den Mann bringen wollte. Und auch in der Aula, wo die Bühne zur Aufführung schon auf die Darsteller wartete, liefen viele aufgeregte Güllener herum, die sichtlich nervös dem Ankommen jener alten Dame entgegenfieberten, die dem Stück Dürrenmatts seinen Namen gab. Auf diese Weise entstand schon vor Beginn der Aufführung eine Atmosphäre, die die Zuschauer mitnahm und auf die äußerst kuriosen Geschehnisse rund um Claire Zachanassian vorbereitete.

Die Theater-AG des Wendalinum wagt sich gerne mal an schwierigere Stücke heran. So stand zum Beispiel das französische Theaterstück „Hotel zu den zwei Welten“, das sich mit dem Thema Organspende befasst auf dem Programm oder auch Agatha Christies „Und dann gab‘s keines mehr“. Doch mit Dürrenmatts Werk hatten die Darsteller ein Stück gewählt, das nicht nur sie selbst, sondern auch das Publikum sehr forderte. Das lag zum einen daran, dass die Jugendlichen sich in Personen einfinden mussten, die im Stück größtenteils weit mehr als 60 Jahre alt sind, zum anderen an den Handlungsereignissen und den absolut skurrilen Persönlichkeiten.

Es geht um Claira Zachanassian (gespielt von Laura Vasilevskyte), die nach Jahren der Abwesenheit wieder in ihr Heimatdorf Güllen zurückgeht. Dort greift die Armut um sich und der Bürgermeister (Jacob Brill) und alle Stadtbewohner hoffen, dass die mittlerweile zu Reichtum gelangte Dame für ihr Geburtsdorf einiges an Geld springen lassen wird. Das möchte die Zachanassian auch gerne, stellt aber eine Bedingung: Sie zahlt sowohl Güllen als auch jedem Einwohner eine beträchtliche Summe, wenn dafür der beliebteste Bürger des Ortes, Alfred Ill (gespielt von Clemens Brill), ermordet wird.

Grund dazu hat die alte Dame genug: In ihrer Jugend war sie von Alfred Ill schwanger. Doch der leugnete vor Gericht die Vaterschaft. Zachanassian musste Güllen verlassen, verlor ihr Kind und driftete in die Prostitution ab. Aus dem Bordell rettete sie ein Ölmagnat, der sich in die Prostituierte verliebte und sie heiratete. Zu Reichtum gelangt führte die alte Dame ein skurriles Leben, das sie in Form ihrer merkwürdigen Begleiter auch mit nach Güllen bringt. Da wären zum Beispiel die blinden Eunuchen Koby und Loby (Justin Seibert und Moritz Puschmann), die mit gleichen Stimmen immer das Gleiche sagen oder die zwielichtigen Schlägertypen Toby und Roby (Konrad Keßler und Theo Hubertus), die Zachanassian als Bodyguards eingestellt hat.

Man merkt: Kein unbedingt einfaches Stück, das sich die Theater-AG ausgesucht hatte. Dennoch konnten sich die Darsteller über zwei sehr gut besuchte Vorstellungen und viel Applaus seitens des Publikums freuen. Dies lag nicht zuletzt auch an dem Detailreichtum der Inszenierung mit aufwendigen Requisiten und einfallsreichem Bühnenbild.

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