Test für Portugals Finanzkraft

Lissabon. Die portugiesische Regierung sträubt sich weiter gegen mögliche Milliarden-Hilfen der europäischen Partner aus dem Euro-Rettungsschirm. Lissabon verweist auf die eigenen Anstrengungen, das ausgeuferte Staatsdefizit in den Griff zu bekommen. "Portugal wird nicht um Hilfe bitten, weil dies nicht notwendig sein wird", beteuerte gestern Ministerpräsident José Sócrates

Lissabon. Die portugiesische Regierung sträubt sich weiter gegen mögliche Milliarden-Hilfen der europäischen Partner aus dem Euro-Rettungsschirm. Lissabon verweist auf die eigenen Anstrengungen, das ausgeuferte Staatsdefizit in den Griff zu bekommen. "Portugal wird nicht um Hilfe bitten, weil dies nicht notwendig sein wird", beteuerte gestern Ministerpräsident José Sócrates. "Portugal ist in der Lage, seine Schulden auf den Kapitalmärkten zu finanzieren", fügte der sozialistische Regierungschef selbstbewusst hinzu. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte die Anstrengungen Portugals für mehr Stabilität: "Aus unserer Sicht hat Portugal sehr wichtige und einschneidende Maßnahmen ergriffen", sagte Merkel bei einem Besuch auf Zypern. "Wir müssen auch verfolgen, wie diese Maßnahmen greifen."Portugal will heute neue Staatsanleihen in der Größenordnung von 750 Millionen bis 1,25 Milliarden Euro auf den Markt bringen. Von der Höhe des von Anlegern verlangten Risikoaufschlags auf die Zinsen dürfte es entscheidend abhängen, ob die Finanzkrise sich weiter verschärft. "Wenn Portugal bei diesem Test durchfällt, rückt es mit großen Schritten einer Situation entgegen, in der es die Europäische Union und den IWF um Hilfe bitten muss", urteilte die Wirtschaftszeitung "Diário Económico". Portugal ist hoch verschuldet und zahlt hohe Risikoprämien für seine langfristigen Anleihen. Derzeit rentieren sie mit rund 6,88 Prozent bei zehn Jahren Laufzeit, bei deutschen Staatsanleihen sind es 2,86 Prozent.

Sócrates betonte, das portugiesische Haushaltsdefizit 2010 liege deutlich unter dem bisher angenommenen Wert von 7,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. "Die Berichte über angebliche Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind Gerüchte und Spekulationen, die den Interessen des Landes schaden." Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos hatte zuvor in einem Radio-Interview betont, ein Gesuch um Hilfe würde dem Ansehen des Landes einen schweren Schaden zufügen. "Portugal würde Jahre benötigen, um sich davon zu erholen." Nach Medienberichten sollen aber die technischen Vorbereitungen für eine mögliche Milliardenhilfe für das finanziell angeschlagene Portugal bereits angelaufen sein. Wie die portugiesische Zeitung "Público" berichtete, könnte die Unterstützung 60 bis 100 Milliarden Euro betragen.

Japan will derweil mit einem Aufkauf von Anleihen des europäischen Rettungsfonds zur Eindämmung der Schuldenkrise in der Euro-Zone beitragen. Die Regierung "denkt darüber nach", mehr als 20 Prozent der von der Europäischen Finanz-Stabilitäts-Fazilität (EFSF) geplanten Staatsanleihen zu erwerben, kündigte der japanische Finanzminister Yoshihiko Noda an. Irland war kürzlich als erstes Euro-Land unter den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) geschlüpft und soll 85 Milliarden Euro Unterstützung bekommen. Dafür werden von der EFSF eigene Anleihen begeben, die von den Euro-Ländern garantiert werden und damit als besonders sicher gelten. Noch im Januar soll die erste Anleihe mit einem Volumen von mindestens fünf Milliarden Euro am Markt platziert werden. Auch China hatte angekündigt, noch mehr Staatsanleihen europäischer Schuldensünder wie Spanien, Portugal und Griechenland aufzukaufen. Die Euro-Finanzminister werden am kommenden Montag bei ihrem Januar-Treffen in Brüssel über Portugal beraten.

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