Tempelhof im Nebel, Trio in Hektik: Zwei Kino-Ausgrabungen

Saarbrücken. Eine bizarre Ausgrabung: 1985 war Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens") noch nicht der Meisterregisseur von heute. Damals drehte er mit der deutschen Band Trio den Film "Drei gegen drei" (erschienen bei Turbine Medien), der im Kino unterging, danach ein einziges Mal im Fernsehen lief und erst jetzt als DVD erscheint

Saarbrücken. Eine bizarre Ausgrabung: 1985 war Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens") noch nicht der Meisterregisseur von heute. Damals drehte er mit der deutschen Band Trio den Film "Drei gegen drei" (erschienen bei Turbine Medien), der im Kino unterging, danach ein einziges Mal im Fernsehen lief und erst jetzt als DVD erscheint. Die Wiederentdeckung eines verkannten Meisterwerks? Das nun nicht, aber eine lohnende Kuriosität. Um drei flüchtige Generäle einer Bananenrepublik geht es, die sich in Deutschland Doppelgänger suchen, die an ihrer Stelle sterben sollen (um die Flucht in die Schweiz zu kaschieren). Beide Trios werden von Trio verkörpert, ohne allzu auffälliges Schauspieltalent. Regisseur Graf versucht gegenzusteuern mit Tempo, Slapstick und Gags, von denen aber nicht viele zünden, so ehrgeizig sich der Film auch bemüht. Eine merkwürdige Seh-Erfahrung.

Ein Meisterstück des deutschen Kinos ist "Endlose Nacht" (Universum Film) von Will Tremper - 1961 in 45 Nächten im Berliner Flughafen Tempelhof gedreht, improvisiert auf der Grundlage eines rudimentären Drehbuchs. Der Film spielt in einer nebligen Nacht der Flugausfälle, Dutzende Schicksale kreuzen sich: ein alter Schauspieler, der wegen des Nebels seine "King Lear"-Premiere verpasst, ein windiger Geschäftsmann in Geldnöten, ein fremdgehender Gatte. Tremper inszeniert das mit einem grandiosen Ensemble (Harald Leipnitz, Werner Peters, Hannelore Elsner, Wolfgang Neuss) und sehr modern dazu: Sein Schwarzweißfilm kommt ohne Studioszenen aus, schafft eine dichte Atmosphäre, lässt die Kamera ihre Kreise durch die nächtlichen Abfertigungshallen ziehen und verbindet die Figuren höchst elegant miteinander. Wie ein 52 Jahre alter Film wirkt das nicht. tok

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