"Telekommunikation ist heute reine Software"

Saarbrücken. Jeder kennt die Branchen-Schwergewichte der Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) wie IBM, Oracle oder die Walldorfer Software-Schmiede SAP. Doch mit T-Systems, der ITK-Tochter der Deutschen Telekom, wissen die wenigsten etwas anzufangen

Saarbrücken. Jeder kennt die Branchen-Schwergewichte der Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) wie IBM, Oracle oder die Walldorfer Software-Schmiede SAP. Doch mit T-Systems, der ITK-Tochter der Deutschen Telekom, wissen die wenigsten etwas anzufangen. Dabei beschäftigt dieses Unternehmen mehr als 46 000 Mitarbeiter und hat im Jahr 2008 rund 9,3 Milliarden Euro umgesetzt. "Telekommunikation ist heute reine Software. Daher gehören wir mit Recht zu den Großen der Branche", sagt Ferri Abolhassan bei einem Redaktionsbesuch in der Saarbrücker Zeitung. Der promovierte Informatiker gehört seit September 2008 zur Geschäftsführung von T-Systems und ist dort für den Bereich "Systems Integration" zuständig. Allein dort sind 15 000 Beschäftigte von T-Systems zugeordnet. "Meine Mitarbeiter sorgen dafür, dass bei unseren Kunden die System-Lösungen von Oracle oder SAP optimal laufen. Wir steuern allerdings auch eigene Software-Entwicklungen bei", erläutert er. T-Systems hat zum Beispiel das "Gedächtnis" des neuen 7er BMW entwickelt, das den Fahrer unter anderem daran erinnert, wann der Wagen in die Werkstatt muss. Auch die Software für die Gesundheitskarte, auf der künftig alle wichtigen Patienten-Daten gespeichert sind, stammt von T-Systems. Das Unternehmen hat inzwischen Großkunden in zahlreichen Branchen. "Das hängt natürlich damit zusammen, dass wir die Software-Schmiede der Telekom sind, wir haben allerdings auch - unabhängig davon - selbst etliche Großkunden gewonnen", sagt der T-Systems-Manager. Als Beispiele nennt er Continental, Philips oder die West-LB. Sie fordern von T-Systems die Software ab, die sie brauchen ("Software on demand") oder gliedern ihre gesamte IT bei der Telekom-Tochter aus. Der Saarbrücker Abolhassan hat nach wie vor einen Schreibtisch in der Landeshauptstadt, auch wenn sich die Zentrale der Telekom-Gesellschaft in Bonn befindet. "Die meiste Zeit bin ich jedoch bei unseren Kunden." Dennoch ist das Saarland für das Software-Unternehmen nicht unwichtig. Am Standort Saarbrücken beschäftigt T-Systems immerhin 700 Mitarbeiter. An dieser Präsenz soll auch nicht gerüttelt werden. "Wir sind mit dem Standort zufrieden. Die Mitarbeiter verfügen über ein hohes Wissen und sind sehr engagiert." Überhaupt finde man an der Saar einen guten Bildungsstandard vor. "Davon machen wir Gebrauch, fördern aber auch unseren Nachwuchs", erläutert Abolhassan. Wichtig sei auch die Informatik-Ausrichtung der Universität des Saarlandes. "Hier rekrutieren wir nicht nur Mitarbeiter, wir bringen uns auch selbst mit ein und investieren viel in die Bildungslandschaft", sagt der T-Systems-Manager. T-Systems will aber auch daran beteiligt sein, wenn es darum geht, neue Produkte zu entwickeln oder in den Markt zu bringen. Eine gute Zusammenarbeit gebe es bereits mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), zum Beispiel im Bereich der "Car-to-Car Traffic Safety Communication". Ziel dieser Forschung sei es, dass Autos sich gegenseitig warnen, wenn es in der Nähe einen Unfall gegeben oder sich ein Stau gebildet hat.

Zur PersonFerri Abolhassan (45) hat an der Saar-Uni Informatik studiert. Management-Erfahrungen sammelte er bei SAP Retail Solutions in St. Ingbert. Von 2001 bis 2004 leitete er die IDS Scheer AG in Saarbrücken als Co-Vorstandschef. Danach verantwortete er bei SAP zuletzt das Großkundengeschäft der Region EMEA (Europe, Middle-East, Africa). Seit September 2008 ist er in der Geschäftsführung von T-Systems. red

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