Tausende Tonnen Milch verderben
Berlin. Der Kampf der Milchbauern um höhere Preise spitzt sich zu: Gestern blockierten wütende Landwirte zahlreiche Großmolkereien und verhinderten so die Anlieferung der Rohmilch und die Auslieferung von Frischmilch, Käse und Quark. Polizisten räumten Straßensperren. Eine blockierte Molkerei in Mecklenburg erstattete Anzeige gegen Milchbauern
Berlin. Der Kampf der Milchbauern um höhere Preise spitzt sich zu: Gestern blockierten wütende Landwirte zahlreiche Großmolkereien und verhinderten so die Anlieferung der Rohmilch und die Auslieferung von Frischmilch, Käse und Quark. Polizisten räumten Straßensperren. Eine blockierte Molkerei in Mecklenburg erstattete Anzeige gegen Milchbauern. Sie wirft den Bauern Nötigung und schwere Eingriffe in den Straßenverkehr vor, bestätigte die Staatsanwaltschaft Schwerin.Ärger droht den Milchbauern auch mit dem Bundeskartellamt. Es prüft, ob der Boykottaufruf rechtswidrig ist. Nach Einschätzung des Milchindustrieverbandes wurde weniger als die Hälfte der sonst üblichen Milchmenge geliefert. Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe zeigte sich bereits für Verhandlungen offen. Noch hätten die Lieferanten das Gespräch aber nicht gesucht, sagte gestern ein Sprecher.So wie Branchenführer Nordmilch aus Bremen befürchteten viele Molkereien, dass tausende Tonnen Milch in den Tanklastern verderben. Durch die Totalblockade nahezu aller Werke habe der Lieferstopp neue Dimensionen erreicht, erklärte der Bremer Konzern. Auch lieferwillige Bauern könnten ihre Milchtanks nicht leeren und seien gezwungen, gigantische Mengen in den Abfluss zu leiten. Dies betreffe allein bei Nordmilch bis zu 500 Tankladungen mit jeweils 25 Tonnen Milch. Lösungswege wollten Spitzenvertreter der Bauern und des Lebensmittelhandels am Montagabend bei einem ersten Treffen in Köln suchen. In der Nacht hatten sich Molkereien und Bauern geeinigt, mit dem Handel über höhere Milchpreise zu verhandeln. "Da hat ein Schulterschluss zwischen Milchbauern und Molkereien stattgefunden", sagte Bauernverbandssprecher Michael Lohse. Beobachter warnen jedoch, dass sich bei Preisabsprachen das Kartellamt einschalten müsste. Die Blockaden behinderten die Milchlieferung beim überwiegenden Teil der Großmolkereien. Die Menge sei im Vergleich zum Wochenende weiter zurückgegangen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrieverbandes, Eberhard Hetzner. Einige Molkereien wurden demnach komplett von der Milchlieferung abgeschottet, in einigen Regionen wurden nur 20 Prozent der sonst üblichen Menge geliefert. Die Großmolkerei Milch-Union Hocheifel (MUH) in Rheinland-Pfalz bereitete sich auf die Einstellung der Produktion vor. "Unsere Rohstoffe gehen zu Ende", sagte MUH-Sprecher Wolfgang Rommel. Auch in der Schweiz boykottierten Milchbauern ihre Molkereien, um höhere Preise zu erkämpfen. 10000 der 27000 Milchbauern hätten sich angeschlossen, hieß es gestern in Bern. dpa