Saarbrücken. Um eine Rente in Höhe der Armutsgrenze zu erreichen - das heißt 750 Euro im Monat -, musste ein Rentner vor zwölf Jahren durchschnittlich 26 Jahre in die Rentenkasse einzahlen. 2031 wird er für den gleichen Betrag 35 Jahre arbeiten müssen. Anhand dieses Beispiels hat Werner Müller, Abteilungsleiter Gesellschaftspolitik der Arbeitskammer des Saarlandes, bei der gestrigen Veranstaltung der Arbeitskammer "Altersarmut - die kommende soziale Frage" die Dringlichkeit des Themas klargemacht. Der saarländische Bundestagsabgeordnete Ottmar Schreiner forderte, dass sich Arbeit wieder lohnen müsse: "Wer sein ganzes Leben hart gearbeitet hat, hat ein Recht mehr zu erhalten als nur die Grundsicherung."Allerdings steige die Armut unter den Rentnern auch im Saarland: 2005 lag das Armutsrisiko in dieser Gruppe an der Saar bei 11,8 Prozent. Fünf Jahre später war es auf 15,8 Prozent angestiegen. Neurentner im Saarland 2010 müssen durchschnittlich mit 978 Euro auskommen, Frauen mit 434 Euro. Diese Zahlen haben die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und die Arbeitskammer in einer Broschüre veröffentlicht. Frauen sind von Altersarmut besonders häufig betroffen. Das liegt daran, dass sie oft in Teilzeit arbeiten, häufiger Minijobs annehmen und wegen Erziehungsaufgaben oft weniger Arbeitsjahre vorweisen können.

Um Altersarmut entgegen zu wirken, fordert Schreiner, das Rentenniveau zu stabilisieren. Die Awo spricht sich außerdem für die Erhöhung der Hinterbliebenenrente von 60 auf 80 Prozent, die Anerkennung und Gleichbewertung aller Zeiträume von Kindererziehung und Pflege und die Rücknahme des Pflegeversicherungsbeitrages für Rentner aus. Saar-Sozialminister Andreas Storm (CDU) kündigte an, dass die Landesregierung Anfang nächsten Jahres einen Aktionsplan zur Vermeidung von Armut vorlegen will. nkl