Tage von Conti-Chef Neumann gezählt

Hannover. Conti-Chef Karl-Thomas Neumann droht nach weniger als einem Jahr an der Konzernspitze das Aus. In einer dramatischen Marathonsitzung des Aufsichtsrats hat er den Machtkampf mit Großaktionär Schaeffler offensichtlich verloren. Nur der Widerstand der Arbeitnehmerseite verhinderte seine Absetzung

Hannover. Conti-Chef Karl-Thomas Neumann droht nach weniger als einem Jahr an der Konzernspitze das Aus. In einer dramatischen Marathonsitzung des Aufsichtsrats hat er den Machtkampf mit Großaktionär Schaeffler offensichtlich verloren. Nur der Widerstand der Arbeitnehmerseite verhinderte seine Absetzung. Grünes Licht gab der Aufsichtsrat aber für die von Neumann vorgeschlagene Kapitalerhöhung für den finanziell angeschlagenen Autozulieferer Conti von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Conti ist von der Autokrise schwer getroffen.Hohe SchuldenlastAls Nachfolger von Neumann werden in Aufsichtsratskreisen dem Schaeffler-Manager Elmar Degenhart die besten Chancen eingeräumt. Der Name sei bei der nächtlichen Sitzung bereits genannt worden. Der studierte Luft- und Raumfahrttechniker leitet bei Schaeffler die Autosparte. Conti teilte lediglich mit, in der Sitzung des Aufsichtsrates sei "über die einvernehmliche Aufhebung der Bestellung des Vorstandsvorsitzenden der Continental AG, Dr. Karl-Thomas Neumann" abgestimmt worden. Dabei sei die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit nicht zustande gekommen. Für den 12. August sei eine weitere Aufsichtsratssitzung einberufen, in der eine Entscheidung erwartet wird. Bei der zweiten Abstimmung ist nur eine einfache Mehrheit erforderlich. Der Conti-Chef selbst hatte nach der Sitzung von "ungewöhnlichen und sehr enttäuschenden Entwicklungen" gesprochen. Diese machten es ihm "sehr schwer", auf Dauer vertrauensvoll mit Schaeffler zusammenzuarbeiten. Die Landesregierung in Niedersachsen stellte sich auf die Seite von Neumann. Auch die IG Metall kritisierte den Umgang mit dem Conti-Chef. Wegen des Streits droht der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil, Schaeffler die beantragte Überbrückungshilfe zu verweigern. Conti und Schaeffler verhandeln seit Monaten über die Zukunft der Konzerne. Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien direkt, weitere 40 Prozent sind bei Banken. Schaeffler ist wegen des Erwerbs der Conti-Mehrheit in eine finanzielle Schieflage geraten. Conti und Schaeffler drückt eine Schuldenlast von jeweils mehr als zehn Milliarden Euro. dpaMeinung

Ab in die Wüste, Frau Schaeffler

Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid Was sich zwischen Schaeffler und Conti abspielt, ist schier unglaublich. Die gar nicht mehr so "listige Witwe" Maria-Elisabeth Schaeffler steht mit dem Rücken an der Wand. Die wesentlich größere Conti-Gruppe zu schlucken, war schlicht vermessen. Mit einem riesigen Schuldenberg - aufgehäuft durch den Kauf der Conti-Aktien - ist ihr Firmenimperium in die Autokrise geschliddert. Das Geld kann sie sich bei Conti nicht holen, sollte die Übernahme wirklich gelingen. Der Autozulieferer aus Hannover ist wegen des Kaufs der ehemaligen Siemens-Sparte VDO selbst hoch verschuldet. Die Mitarbeiter presst Schaeffler jetzt mit Sparpaketen aus. Beim Staat hält man die Hand auf. Nichts darf es geben. Das beste wäre es, wenn Conti die wesentliche kleinere Schaeffler-Gruppe übernehmen und Frau Schaeffler samt ihrer Clique von Hasardeuren in die Wüste schicken würde.

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