Szenen zweier Ehen

Saarbrücken. Hat der Regie-Oscar für "Tödliches Kommando" ihre Karriere gerettet? So weit muss man nicht gehen - aber die künftigen Projekte von Kathryn Bigelow wird der Preis erleichtern. Das hätte sie auch früher schon nötig gehabt, denn die Karriere der Filmemacherin war zuletzt schwierig

Saarbrücken. Hat der Regie-Oscar für "Tödliches Kommando" ihre Karriere gerettet? So weit muss man nicht gehen - aber die künftigen Projekte von Kathryn Bigelow wird der Preis erleichtern. Das hätte sie auch früher schon nötig gehabt, denn die Karriere der Filmemacherin war zuletzt schwierig. Drei Erfolge am Stück machten sie bekannt: der dunkle Vampir-Neowestern "Near Dark" (1987), das Polizeidrama "Blue Steel" (1990) und der Thriller "Gefährliche Brandung" (1991) über Bankraub, Surfen, Männerfreundschaften und den Sinn des Lebens.Doch danach stockte die Karriere: Nach dem Misserfolg ihres ambitionierten Zukunftsthrillers "Strange Days" (1995) brauchte sie ganze fünf Jahre, um den nächsten Film ins Kino zu bringen - und der ist bis heute der unbekannteste Film der Amerikanerin; von der Kritik halbherzig gelobt, vom Verleih nicht beworben. Bei uns kam er nie ins Kino, nicht einmal als DVD ist er erschienen. Schade um den Film - der lässt sich heute aber preisgünstig als DVD in Frankreich und England bestellen und lohnt sich: In "The weight of water" besucht eine Fotografin (Catherine McCormack) den Ort eines Doppelmordes aus dem Jahr 1873, eine Insel an der US-Ostküste. Dort ankert sie auf einer Yacht mit ihrem Mann, einem trinkenden Dichter (Sean Penn), und dessen Bruder (Josh Lucas) nebst Freundin (Liz Hurley), die sich gerne nackt sonnt und ziemlich plakativ an Eiswürfeln lutscht. Darauf reagiert der Dichter mit deutlicher Neugier, was seine angeschlagene Ehe noch mehr aus dem Gleichgewicht bringt. Die ignorierte Gattin vergräbt sich umso tiefer in den Mordfall von einst, den der Film gleichzeitig erzählt - beide Erzählstränge verknüpft Bigelow sehr eng miteinander, mit harten, überraschenden Schnitten, Parallelmontagen, inneren Monologen, Rückblenden und sogar Rückblenden innerhalb der Rückblenden. Auch hinter dem Doppelmord steht die Geschichte einer unglücklichen Ehe.Das hätte in eitlem Cineasten-Quark enden können und bietet eigentlich Stoff genug für zwei einzelne Filme. Bigelow erzählt aber geschickt, spannend und mit exzellenten Darstellern (auch wenn Sean Penn wie so oft seine Gesten und Ticks überzieht). Das Ergebnis sind zwei packende Geschichten kollabierender Ehen, ungestillter Sehnsüchte und drohender Sprachlosigkeit; die entlädt sich auf der einen Erzählebene in einen Mord, in der anderen in einen symbolischen Sturm.Die englische DVD gibt es bei www.play.com, die französische bei www.amazon.fr

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