Beauty Mit Zuckermolekülen gegen Falten

DarmstaDT · Hyaluronsäure zählt zu den beliebtesten Inhaltsstoffen für Anti-Aging-Kosmetik. Allerdings wirkt sie nur oberflächlich.

 Hyaluronsäure ist häufig in Antifaltencremes für die Augenpartie enthalten.

Hyaluronsäure ist häufig in Antifaltencremes für die Augenpartie enthalten.

Foto: Getty Images/ iStockphoto/Ridofranz

Das Angebot an Antifaltenpflege ist groß, die Nachfrage ebenso: Hierzulande verwenden rund 7,18 Millionen Frauen über 14 Jahren ein- oder mehrmals wöchentlich entsprechende Produkte. Das ergab eine Erhebung der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse im vergangenen Jahr. Anti-Aging ist das Schlagwort für Kosmetik, die Zeichen der Hautalterung lindern oder vorbeugen soll.

In vielen dieser Pflegeprodukte ist Hyaluronsäure enthalten. „Im menschlichen Körper wird dieser Stoff von den Bindegewebszellen produziert. Er ist vorwiegend in den Zellzwischenräumen der Haut anzutreffen. Hier polstert die Hyaluronsäure die Haut, stützt also die Fasern und sorgt so für Elastizität durch die Speicherung von Feuchtigkeit“, erklärt das Internetportal www.haut.de.

Allerdings funktioniere dieser natürliche Prozess nur bis etwa zum 25. Lebensjahr. Danach reduzieren sich die körpereigenen Feuchtigkeitspolster, die Spannkraft der Haut nimmt ab und erste Fältchen können auftreten. „Um dem entgegenzuwirken, wird Hyaluronsäure als Anti-Aging-Wirkstoff in Produkten wie Augencremes, Haut- und Gesichtscremes sowie pflegenden Masken verwendet“, sagt Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel.

In diesen Produkten habe die synthetisch hergestellte Hyaluronsäure die Aufgabe, Feuchtigkeit in der Haut zu bewahren, indem sie Wasser in der obersten Zellschicht binde. Sichtbare Zeichen der Hautalterung könnten so gemildert werden. „Allerdings nur oberflächlich und nur für kurze Zeit“ betont die Münchener Hautärztin Dr. Marion Moers-Carpi. Sie verwendet Hyaluronsäure nahezu täglich in ihrer Praxis. „Es ist einer von verschiedenen Wirkstoffen, die zur Unterspritzung von Falten verwendet werden.“ Vor rund 30 Jahren habe man dazu noch Collagen aus Tierhäuten genutzt, das allerdings immer erst auf die individuelle Verträglichkeit getestet werden musste. Zudem hielten die Ergebnisse nur drei bis vier Monate.

Mit heutigen Fillern (auf Deutsch: Füller), wie die Substanzen zur Faltenunterspritzung genannt werden, erhöhe sich dieser Zeitraum auf bis zu einem Jahr.

„Hyaluronsäure besteht aus Zuckermolekülketten und ist dadurch gut verträglich“, erklärt Moers-Carpi. Der Wirkstoff ist für viele Arten von Falten geeignet, ob feine Knitterfältchen oder tiefere Furchen, ebenso für Lippen und Hände. Die Behandlung sei gut auszuhalten: „Die Nadel pikst natürlich, aber oftmals ist ein Anästhetikum beigemischt. Auch ein betäubendes Gel vorab und Kühlung sorgen für Linderung.“ Durch den Einstich könne ein punktueller Bluterguss entstehen. Da die Hyaluronsäure Wasser anziehe, seien auch kleine Schwellungen und Rötungen möglich. Doch nach spätestens 24 Stunden sei der Behandlungserfolg sichtbar.

Ob diese oder eine andere Methode der Faltenbehandlung für einen Patienten infrage kommt, ermittelt die Dermatologin, die bereits viele Studien zu diesem Thema geleitet hat, in einem Beratungsgespräch. Zu ihr kommen zwar vor allem Frauen, „doch der Anteil der Männer hat sich in den vergangenen 20 Jahren von rund zehn auf 25 Prozent erhöht“, berichtet sie.

„Das Ziel ist, in jedem Alter gut auszusehen“, betont Marion Marion Moers-Carpi. Dazu könnten auch Hyaluronsäure-Injektionen beitragen, sogenannte Skin-Booster, die die Haut im Gesicht oder auch am Hals oder Dekolleté von innen aufpolstern. Diese Behandlung wird in regelmäßigen Abständen von anfänglich einigen Wochen, später einigen Monaten durchgeführt.

Dass dieser Effekt auch durch die Einnahme von Hyaluronsäure als Nahrungsergänzungsmittel eintritt, bezweifelt die Hautärztin hingegen. Etwaige wissenschaftliche Belege dafür hat auch die Verbraucherzentrale nicht gefunden: „Dass Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure zu einer glatteren Haut beitragen, ist nicht bewiesen.“ Meist zierten Frauengesichter mit sehr glatter Haut die Verpackungen dieser Produkte, und das signalisiere geradezu, dass diese Produkte entsprechend wirkten. Doch die dazugehörigen werbenden Aussagen bezögen sich meist auf Vitamine und Mineralstoffe, die dem Hyaluronsäureprodukt zugesetzt würden.

Zwar hätten klinische Studien aus Japan gezeigt, dass bei langfristiger und regelmäßiger Aufnahme über mehrere Monate Hyaluronsäure die Hautfeuchtigkeit erhöhen könne und sich trockene sowie raue Haut verbessere. Die Falten verschwänden dadurch aber nicht.

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