Wissenschaftler widersprechen der Mär vom schlechten Fett

London · In jüngster Zeit melden sich immer mehr Wissenschaftler zu Wort, die Zweifel anmelden an den nach wie vor gültigen Empfehlungen, man solle weniger (gesättigte) Fette und stattdessen mehr Kohlenhydrate essen.

(ug) Der Kardiologe Dr. Aseem Malhotra von der Uni-Klinik im britischen Croydon hat Ende 2013 im renommierten British Medical Journal klargestellt, dass es keineswegs erwiesen ist, dass die gesättigten Fette - enthalten etwa in Butter, Sahne, Käse, Kokosfett, Schmalz, Speck - gesundheitsschädlich sind.

Auch Dr. James Dinicolantonio knöpfte sich im Fachjournal Open Heart die Empfehlung vor, gesättigte Fettsäuren durch andere Nährstoffe zu ersetzen. Wie sich zeigte, ist das keine so gute Idee: Werden gesättigte Fette durch Kohlenhydrate ersetzt, steigt der Anteil kleiner, dichter LDL-Cholesterin-Partikel im Blut an. Das sind genau jene Cholesterinpartikel, die sich als gefäßschädigend erwiesen haben. Werden mehr gesättigte Fette gegessen, steigt das gefäßschützende HDL-Cholesterin. Zwar kann auch das LDL-Cholesterin ansteigen, die LDL-Partikel werden jedoch größer, "fluffiger" und damit weniger oxidationsempfindlich und ungefährlich für die Gefäßwände. Werden mehr Kohlenhydrate und weniger gesättigte Fette gegessen, steigen die Triglyzeride, die seit Jahrzehnten dafür bekannt sind, das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen zu erhöhen. Auch Diabetes und Übergewicht kommen bei einer fettarmen Kost eher häufiger als seltener vor.

In einer Analyse der bislang vorliegenden Studien nahmen auch Dr. Rajiv Chowdhury und sein Forscherteam an der Universität Cambridge in Großbritannien die üblichen Fettempfehlungen zur Prävention von Herzerkrankungen unter die Lupe. In den renommierten Annals of Internal Medicine kommen auch sie zu dem Schluss, dass die wissenschaftlichen Daten die bisherigen Empfehlungen nicht stützen, weil weder belegt ist, dass gesättigte Fette dem Herzen schaden, noch dass die ungesättigten vor Herzkrankheiten schützen.

Ersetzt man Lebensmittel, die reich an gesättigten Fettsäuren sind, durch übliche Pflanzenöle, ist dies nicht gesünder. Denn in Sonnenblumen-, Maiskeim- oder Distelöl dominieren die Omega-6-Fettsäuren, die unter anderem dazu führen, dass im Körper mehr Cholesterin oxidiert und mehr entzündungsfördernde Stoffe gebildet werden. Daher könnten sie das Risiko für Krebs sowie für Herz- und Gefäßerkrankungen auch steigern.

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