Rückencheck Sportarten im Vergleich: Was ist gut für unseren Rücken?

Homburg/St Ingbert · Sport und Bewegung halten gesund. Das stimmt zwar im Allgemeinen, aber eben nicht uneingeschränkt. Doch manche Sportarten sind für Rücken längst nicht so vorteilhaft, wie man meinen könnte.

 Mit Blick auf die Rückengesundheit ist Tanzen praktisch immer zu empfehlen.

Mit Blick auf die Rückengesundheit ist Tanzen praktisch immer zu empfehlen.

Foto: dpa-tmn/Angelika Warmuth

Rückenprobleme sind ein Volksleiden. Bewegungsmangel ist einer der Risikofaktoren dafür. Entsprechend hilft Sport, um Beschwerden vorzubeugen oder sie zumindest zu lindern – doch nicht alle Disziplinen und nicht jede Art, sie zu betreiben, sind gleichermaßen gut für den Rücken. Wobei natürlich die individuellen körperlichen Voraussetzungen eine Rolle spielen. Ob es Probleme gibt oder nicht, hänge „von der Genetik und vom langfristigen Verhalten“ ab, so Neurochirurg Munther Sabarini von der Avicenna-Klinik in Berlin.

Daher sollte man Freizeitsportlern nicht von einer bestimmten Sportart abraten, sagt der Orthopäde und Sportmediziner Axel Klein aus Dresden. Stattdessen sollte man fragen: „Wie betreibst du sie, wie intensiv machst du es?“, empfiehlt der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Hier sind fünf Sportarten im „Rückencheck“. 

Reiten: Wer seinem Rücken Gutes tun möchte, sollte sich auf ein Pferd setzen. Die aufrechte Haltung beim Reiten kräftigt die Rückenmuskulatur und sorgt für Entlastung. Weil man die Bewegungen des Pferdes ständig ausgleichen müsse, werden die kleinen Muskeln an der Wirbelsäule trainiert, die beim normalen Krafttraining kaum erreicht werden, sagt Munther Sabarini. Außerdem zeigten Studien, „dass auch die Bandscheiben beim Reiten belastet und damit fit gehalten werden“. Dieser Sport fördere die Beweglichkeit und gelte „als nahezu ideales Training für einen gesunden Rücken“.

Schwimmen: Auch Schwimmen hat in dieser Hinsicht einen guten Ruf – wenn man es richtig macht. Beim Brustschwimmen sollte man den Kopf nicht starr über dem Wasser halten, sondern gerade eintauchen, damit es nicht zu Nackenschmerzen komme, erklärt Axel Klein. Das häufig empfohlene Rückenschwimmen sei nur dann gut, wenn neben dem Oberkörper auch die Beine gerade im Wasser liegen, sagt Klein. Bei vielen Menschen würden sie allerdings nach unten hängen, was auf eine fehlende Rumpfstabilität hinweise. Die könne Beschwerden verursachen. Einen stets positiven Effekt des Schwimmsports nennt Munther Sabarini: Der Auftrieb im Wasser entlaste Wirbelsäule und Muskeln und schone die Gelenke. Daher sei er auch für Übergewichtige geeignet.

Tennis: Den Sport mit dem kleinen Filzball findet Klein „eher rückenunfreundlich“. Das liege an den schnellen Stoppbewegungen und den starken Überstreckungen nach hinten besonders beim Aufschlag. Das belaste die kleinen Wirbelgelenke stark. Ein Problem bestehe außerdem durch die einseitig starke Belastung auf der Seite des Schlagarms, die auch im Rücken zu einer Dysbalance führe. Wichtig sei für Tennisspielerinnen und -spieler daher die „Core Stability“, also eine starke Rumpfmuskulatur, die durch ergänzendes Training gekräftigt werden sollte.

Joggen: Unter den Laufdisziplinen belaste Joggen die Wirbelsäule und Gelenke am stärksten, sagt Munther Sabarini. Denn je nach Lauftempo wirke beim Aufsetzen des Fußes das Drei- bis Fünffache des Körpergewichts auf sie ein. Freizeitsportler sollten daher besser auf weichen Böden unterwegs sein oder bei Schmerzen auf Nordic Walking umsteigen, das Füße und Hüften schont. Nach Einschätzung von Axel Klein haben Läuferinnen und Läufer im Rücken aber keine größeren Verschleißerscheinungen als Nichtläufer. Gebe es jedoch bereits eine Vorschädigung, rate er dazu, nicht bergab zu laufen, harte Untergründe wie Asphalt zu meiden und die Intensität zu reduzieren. Außerdem rät er, nach drei Laufeinheiten je eine Einheit zur Kräftigung der Rumpf- und Beinmuskulatur einzulegen.

Tanzen: Wie beim Reiten sind sich die Experten einig. Tanzen ist praktisch immer zu empfehlen. Aufrechte Haltung, hohe Beweglichkeit und viel Koordination bei wenig Stoßbelastung von den Füßen her: Tanzen ist gesund und schult die Körperwahrnehmung. Wirbelsäulenspezialist Sabarini sagt: Leide man bereits an Rückenproblemen, sei „Tanzen eine gute Möglichkeit, um trotz Beschwerden aktiv zu bleiben“.

Fazit: Es gibt Unterschiede zwischen den Sportarten. Tanzen zum Beispiel ist rückenfreundlicher als Tennis. Allerdings lassen sich die Beschwerden, die eine Sportart womöglich im Kreuz auslöst, durch gezieltes Training – zum Beispiel zur Muskelkräftigung – gegebenenfalls lindern oder ihnen vorbeugen. Noch wichtiger als spezielles Training findet Orthopäde Axel Klein „die Regelmäßigkeit der Bewegung“ – nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag. Gerade bei Rückenproblemen sei Bewegung meist besser als Ruhe, ob beim Fußball oder beim Schwimmen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort