Schlechtes Essen stresst Kinder

Gießen/Bonn · Eine einseitige Ernährung, die bei Kindern zu einem Mangel an Mineralstoffen führt, schadet nachweislich der Gesundheit. Das hat jetzt ein Team von Forschern der Universitäten Gießen und Bonn nachgewiesen.

 Könnten Kinder alleine entscheiden, würden sie sich in der Regel sehr ungesund ernähren – und dadurch krank werden. Foto: dpa

Könnten Kinder alleine entscheiden, würden sie sich in der Regel sehr ungesund ernähren – und dadurch krank werden. Foto: dpa

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(np) Ernähren sich Kinder mineralstoffarm, kann das dazu führen, dass die Menge der Stresshormone im Körper ansteigt. Fast Food, Softdrinks und Süßkram gelten als Musterbeispiele mineralstoffarmer Lebensmittel. Reichlich Mineralien sind hingegen in Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Fisch, Fleisch, Nüssen und Milchprodukten enthalten.

Ein Mangel an Mineralstoffen führe im Körper zu einer erhöhten Belastung mit Säuren, sagen Forscher der Universitäten Gießen und Bonn. Das wiederum steigere die Produktion des Stresshormons Cortisol.

Die Wissenschaftler hatten bereits in einer früheren Studie festgestellt, dass eine ernährungsbedingte dauerhaft erhöhte Säurebelastung, die mit einem erhöhten Cortisolspiegel einhergeht, bei Kindern zu einer verringerten Knochenstabilität führt und ihren Blutdruck steigen lässt. Die neue Studie zeigt nun, wie sich eine schlechte Qualität der Ernährung auf den Hormonspiegel und damit negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

An der Studie nahmen 200 gesunde Kinder teil. Sie konnten essen, was sie wollten. Die Forscher analysierten den Urin der Mädchen und Jungen. Bei rund der Hälfte der Kinder hatten die Wissenschaftler schon vor Beginn der Hormonmessungen in den Urinproben eine niedrige Konzentration von über die Nieren ausgeschiedener Säure festgestellt. In der anderen Hälfte der Urinproben wurden hohe Säurewerte gefunden. Der Säurewert im Urin gilt als verlässlicher Gradmesser, um die Säurebelastung des gesamten Organismus zu beurteilen. Bei den Kindern mit hohem Säurespiegel fanden die Forscher auch eine deutlich höhere Menge des Stresshormons Cortisol. Bei den Kindern mit niedrigem Säurewert lag auch die Menge des Stresshormons niedrig.

"Die Ergebnisse legen nahe, dass Cortisol bereits in menschlichen Geweben wie zum Beispiel der Niere oder den Knochenzellen wirkt, wenn die Säurebelastung des Körpers gering ist und lediglich durch die Ernährung beeinflusst wird", erläutert Professor Dr. Thomas Remer von der Universität Bonn. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich "langfristige ungünstige Ernährungseinflüsse" nachteilig auf die Gesundheit auswirken. Bewiesen ist bereits ein weniger robustes Skelettsystem.

"Wir wollen jetzt in weiteren Untersuchungen herausfinden, ob wir zu ähnlichen Ergebnissen kommen, wenn wir gezielt Kinder untersuchen, die besonders reichlich Obst und Gemüse verzehren, sowie Kinder die davon nur sehr wenig essen", erklärt Professor Dr. Stefan Wudy von der Uni Bonn.

Nach Auffassung der Wissenschaftler sind Obst und Gemüse diejenigen Lebensmittel, die vor allem aufgrund ihres Gehalts an Kalium und Magnesium die täglich im Stoffwechsel entstehende Säurebelastung in besonders günstiger Weise neutralisieren.

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