Beauty Kosmetikbranche setzt auf „grünes Gold“

Düsseldorf · Matcha liegt als Inhaltsstoff in Pflegeprodukten im Trend. Ob es gegen Hautalterung hilft, ist allerdings nicht belegt.

 Matcha-Gesichtsmaske, gefertigt aus Grünem-Tee-Pulver

Matcha-Gesichtsmaske, gefertigt aus Grünem-Tee-Pulver

Foto: Haus Schaeben

Vom „grünen Gold“ sprechen Kosmetikfirmen gerne, wenn es um ihre Matcha-Produkte geht. Gesichtsmasken, Cremes und Seren versprechen zumindest ein exotisches Gefühl. Matcha kommt ursprünglich aus Japan und ist ein zu Pulver gemahlener Grüntee. „Lebensmittelrechtlich geschützt ist der Begriff nicht“, sagt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, „sodass nicht klar geregelt ist, was Matcha zum Beispiel von herkömmlichem grünen Tee konkret unterscheiden muss.“ Wer Matcha-Kosmetik benutzt, muss also auf die Herkunft und Echtheit des Stoffs vertrauen.

Holger Hampel vom Schweizer Unternehmen Kosho bezeichnet sich selbst als Pionier auf dem Gebiet. Seit sechs Jahren bietet er Matcha-Kosmetik an. „Wir beziehen unseren Tee aus Japan, kennen die Bauern dort, die ihn anbauen. Wir mischen allerdings nicht das reine Teepulver in die Kosmetik, sondern gewinnen daraus ein Bio-Matcha-Extrakt, das dann in unseren Produkten verarbeitet wird.“ Ein aufwendiges Verfahren, berichtet der Geschäftsmann aus Zürich. Und das spiegelt sich im Preis wider: Eine Matcha-Tagescreme kostet bei ihm umgerechnet knapp 100 Euro.

Es geht auch günstiger. Drogeriemarkt-Ketten sind längst auf den Matcha-Zug aufgesprungen und haben inzwischen Cremes und Masken im Sortiment. Die Hautärztin Professor Dr. Christiane Bayerl aus Wiesbaden wundert das nicht: „Aufgrund des Trends zur gesunden Ernährung hat Matcha eine Renaissance erlebt. Dem Tee werden entgiftende Eigenschaften zugesprochen.“

Also ist etwas dran am viel versprochenen positiven Effekt? „Teils, teils“, erklärt die Dermatologin. „Matcha-Tee hat besondere Inhaltsstoffe: Epigallocathechin und Coffein. Der erstgenannte ist ein Stoff, der sich in weißem, schwarzem und grünem Tee findet und recht gut untersucht ist. Die Substanz reduziert unter anderem das Gefäßwachstum und ist daher interessant in der Tumorforschung. Er wirkt außerdem anti-entzündlich und antioxidativ, was wiederum interessant für UV-Schutz und Anti-Aging ist.“

Klingt, als sei Matcha eine Wunderwaffe gegen die Hautalterung. Doch die Expertin schränkt ein: „Leider wurden die Effekte im Anti-Aging in keiner kontrollierten, klinischen Studie am Menschen bisher belegt.“ Bewiesen sei allerdings, dass das im Matcha enthaltene Epigallocathechin in Cremeform Hautentzündungen lindern könne, zum Beispiel nach Bestrahlungen beim Brustkrebs. Außerdem wurde bewiesen, dass es die Wundheilung von Narben verbessere.

In Sachen Anti-Aging hält Christiane Bayerl, die an den Helios-Kliniken Wiesbaden unter anderem das Hauttumorzentrum leitet, Matcha als Tee zum Trinken sinnvoller als in Form von Kosmetik. Dabei sei zu beachten, dass Matcha ein „Eisen- und Magnesium-Räuber“ sei. Er sollte in Abstand zu den Mahlzeiten getrunken werden.

Doch wer den herben Grüntee-Geschmack nicht mag, greift vielleicht lieber zu den Hautpflegeprodukten. Holger Hampel bezeichnet seine Matcha-Cremes als „Wohlfühlprodukte“, sie sollten ein gutes Hautgefühl vermitteln. Angst, dass die Haut durch die ursprünglich intensiv-grüne Matchapulver-Farbe einen Grünschleier bekomme, müsse der Kunde nicht haben: „Unsere Matcha-Cremes sind pastellfarben, enthalten ein allergiearmes Parfüm und sind unisex, also für Männer wie für Frauen geeignet.“

Damit ist der Schweizer deutschen Kosmetikfirmen voraus. Die setzen bislang vor allem auf weibliche Kundschaft, wie Schaebens, ein Unternehmen aus Frechen bei Köln. „Die Matcha-Maske ist bislang das einzige Produkt bei uns, das auf die Wirkung des grünen Pulvers setzt“, erklärt Sprecherin Alina Bathelt. Matcha sei eine „perfekte Alternative zu Kaffee“ heißt es dazu auf der Homepage des Unternehmens. Das grüne Pulver enthalte unter anderem viele Carotine sowie die Vitamine A, B, C und E, die „nicht nur eine positive Wirkung auf unseren Körper haben – sie sorgen außerdem für eine schöne Haut“.

Die Matcha-Maske, die in limitierter Auflage produziert wurde, soll nach Angaben auf der Verpackung Feuchtigkeit spenden sowie glättend und harmonisierend wirken. Sie wird auf die gereinigte Haut aufgetragen, wobei Augen- und Lippenpartie ausgespart werden. Die Einwirkzeit beträgt rund zehn Minuten.

Hautärztin Christiane Bayerl erklärt, dass sich solche Matcha-Masken auch leicht selbst herstellen lassen, aus purem Teepulver gelöst in Wasser. Zu so einer Mixtur werde zum Beispiel bei unreiner Haut geraten. Manche Beauty-Blogger im Internet mischen einen Teelöffel Honig oder Heilerde aus der Apotheke hinzu. „Ob so eine Maske wirkt, ist ungewiss, auch dazu liegt keine Studie vor“, erklärt Bayerl.

Egal ob selbst gerührt oder aus der Packung, die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät, generell auf den Matcha-Anteil in Produkten zu achten. Liege der bei unter einem Prozent, tendiere jegliche Wirkung gegen null.

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