Krumme Beine in den ersten Lebensjahren sind normal

Saarbrücken · Erst mit dem 14. Lebensjahr erreicht das Bein seine endgültige stabile Form. Davor sind selbst ausgeprägtere O- und X-Formen kein Grund zur Sorge.

(olu) Wie sich Kinderfüße entwickeln, hängt auch von der Entwicklung der Beine und Hüften ab. Fehlstellungen der Beine führen dazu, dass die Last, die die Füße tragen müssen, ungünstig verteilt wird. Das wiederum führt zu einem fehlerhaften Wachstum einzelner Fußknochen.

Dass Säuglinge O-Beine haben, ist völlig natürlich. Berühren sich die Innenknöchel der Füßchen, haben die Kniegelenke einen deutlichen Abstand voneinander. Erst zum Ende des ersten Lebensjahres verschwindet dies. Schon ein Jahr später können Eltern bei ihren Sprösslingen starke X-Beine beobachten. Bringt man jetzt die Kniegelenke zusammen, dann stehen die Innenknöchel beider Füße weit auseinander.

Eine solche Beinstellung würde die Füße natürlich auf Dauer sehr ungünstig belasten, weil sie nach innen kippen müssten, um das Gleichgewicht zu halten. Während das Kind in den Folgejahren stark wächst, reduziert sich auch die X-Bein-Position - die Mediziner sprechen von der Valgus-Stellung der Knie - bis zum achten Lebensjahr. Bei Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr sollte sich eine stabile Endposition herausgebildet haben.

Ob dies der Fall ist, können Eltern selbst testen. Steht das Kind gerade und berühren sich seine Fußinnenknöchel, dann sollte bei durchgedrückten Knien ein etwa zwei Finger breiter Abstand zwischen den Kniegelenken sein. Aber Vorsicht: Nicht jede Abweichung ist direkt eine Fehlstellung. Schließlich sind wir nicht wie Maschinen konstruiert, sondern individuell verschieden gewachsen.

Kinderärzte berichten von besorgten Eltern, die einen nach innen gedrehten Gang bei ihrem Kind beobachten und eine krankhafte Fehlhaltung befürchten. Auch hier können die Ärzte oft beruhigen. Im Laufe des Wachstums verändern sich die Drehwinkel des Oberschenkels im Hüftgelenk. Gleichzeitig wächst das Schienbein der Kinder nicht nur in die Länge, sondern dreht sich beim Wachsen auch wie ein Korkenzieher nach außen. Bis zum zweiten Lebensjahr gehen Kinder zunächst immer mit stark nach innen gedrehten Füßen.

In den folgenden Jahren drehen sich die Beine zunehmend nach außen. Beim Sechsjährigen sind die Füße bis zu fünf Grad nach außen gedreht. Ab dem zwölften Lebensjahr haben sich Hüfte und Unterschenkel so weit gedreht, dass die Füße etwa zehn bis zwölf Grad nach außen gedreht sind, wenn die Kniegelenke genau nach vorne gerichtet sind. So wird beim Gehen das Körpergewicht automatisch über den Ballen des großen Zehs abgerollt.

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 Ab dem Schulalter ist an der Innenseite des Kinderfußes das innere Längsgewölbe deutlich zu sehen, wenn das Kind steht (Foto oben). Mit der Hand kann man an dieser Stelle ein Stück unter die Fußsohle fahren. Fotos: Kid-Check

Ab dem Schulalter ist an der Innenseite des Kinderfußes das innere Längsgewölbe deutlich zu sehen, wenn das Kind steht (Foto oben). Mit der Hand kann man an dieser Stelle ein Stück unter die Fußsohle fahren. Fotos: Kid-Check

Saar-Uni erforscht Fehlstellungen bei Füßen An der Saar-Uni erforschen Ärzte und Wissenschaftler beim Projekt "Kid-Check" die Ursachen von Haltungsschwächen und Haltungsschäden bei Kindern und Jugendlichen. Die Experten achten dabei auch auf Fehlstellungen der Füße und Beine. Von den bisher untersuchten Kindern im Alter von acht bis 18 Jahren hatten 50,4 Prozent gesunde Füße, bei 23,9 Prozent wurden zum Beispiel Knick-Senk-Füße festgestellt. Diese Zahlen sind jedoch nicht allgemeingültig, da viele Eltern ihre Kinder zum Kid-Check bringen, weil diese bereits auffällige Haltungsschwächen haben.

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