Gesundheit Krankenkassen für stärkere Konzentration des Kliniknetzes

Kremmen · Bund und Länder ringen um eine Neuaufstellung der Krankenhäuser. Sie soll über mehr Spezialisierung auch die Qualität verbessern. Eine heikle Frage lautet nur: Wie viele Standorte braucht es dann noch?

Bund und Länder ringen um eine Neuaufstellung der Krankenhäuser. Sie soll über mehr Spezialisierung auch die Qualität verbessern.

Bund und Länder ringen um eine Neuaufstellung der Krankenhäuser. Sie soll über mehr Spezialisierung auch die Qualität verbessern.

Foto: Marijan Murat/dpa

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) werben für die Umsetzung der umstrittenen Krankenhausreform und dabei auch eine stärkere Konzentration des bundesweiten Netzes. „Mit etwa 1250 Kliniken, die schon existieren, wäre eine gute Versorgung in Deutschland gesichert“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand des GKV-Spitzenverbands, am Freitag im brandenburgischen Kremmen. Dies gehe aus einem Modell des Verbands hervor, das ein aktuelles Netz von 1675 Häusern zugrunde legt. Die restliche müssten erklären, wofür sie künftig noch gebraucht würden. Sie könnten etwa auch umgebaut werden.

Wichtig aus Patientensicht sei: „Irgendein Krankenhaus genügt nicht, um sich versorgen zu lassen“, sagte Stoff-Ahnis. Wenn man schnell in einer schlechten Klinik sei, nutze es nichts. Gebraucht werde eine „bundesweit einheitliche Planungssprache“ zur Qualität und zum Bedarf. Damit würden sich komplexe Operationen an geeigneten Kliniken konzentrieren, statt bei „Gelegenheitsversorgern“ gemacht zu werden. Ziel sei: „Wer etwas oft macht, der kann es einfach besser“.

GKV-Modell mit 1247 Krankenhäusern

Konkret schlägt das GKV-Modell noch ein Netz von 1247 Krankenhäusern vor und damit 428 weniger als jetzt. Dazu gehören 422 Kliniken mit einer „erweiterten oder umfassenden Notfallversorgung“, 358 mit einer Notfallstufe und einem Erreichbarkeitsradius mit 30 Minuten Fahrzeit. Hinzukommen könnten 272 größere Fachkrankenhäuser und 64 Standorte mit besonderen Zielgruppen wie Kinderkliniken, Spezialabteilungen für Schlaganfälle oder Traumazentren. Weitere 131 Krankenhäuser würden dem Konzept zufolge benötigt, um die regionale Versorgung zu sichern.

Von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) kam Kritik am Modell der Kassen. „Die Zahlenspiele sind überflüssig und verunsichern völlig unnötig deren eigene Versicherte und die Mitarbeitenden der Krankenhäuser“, sagte die stellvertretende DKG-Chefin Henriette Neumeyer dem „Handelsblatt“. Ein grundlegender Umbau der Krankenhauslandschaft sei dennoch nötig, dabei werde auch die Zahl der Standorte reduziert werden.

Stoff-Ahnis warb dafür, dass die Krankenhausreform zustande kommt. Es müsse auch stärker darüber diskutiert werden, wo die Chancen lägen. Veränderung bedeute nicht nur Abbau, dies könne auch Investitionen in neue Abteilungen an bestimmten Standorten zur Folge haben. Bisher werde die Debatte oft aus Perspektive der Kliniken geführt. Es müsse aber darum gehen: „Wie kommt der Patient zum Krankenhaus - nicht, wie kommt das Krankenhaus zu seinen Patienten.“ Die Länder betonten ihre Planungshoheit für die Kliniken. Ausgeklammert werde aber, dass sie auch Verpflichtungen zur Finanzierung von Investitionen hätten. Alle Länder leisteten nötige Milliardenzahlungen jedoch nicht ausreichend.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte nach Beratungen mit den Ländern am Donnerstag von einem Durchbruch für die Pläne gesprochen. Geplant ist, über den Sommer einen Gesetzentwurf zu erstellen, damit die Reform Anfang 2024 in Kraft treten kann. Im Blick stehen unter anderem einheitliche Qualitätskriterien und Einstufungen des Kliniknetzes. Außerdem soll das Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden, um Kliniken von wirtschaftlichem Druck zu immer mehr Fällen auf Kosten der Qualität zu lösen. Künftig sollen sie eine gesicherte Finanzierung allein für das Vorhalten bestimmter Leistungen bekommen.

© dpa-infocom, dpa:230602-99-917772/3

(dpa)
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