Kollege Computer spitzt die Ohren

Wissenschaftler der Universität des Saarlands entwickeln ein Assistenzsystem für Fluglotsen. Es soll den Funkverkehr mit den Piloten mithören und daraus Daten über die geplante Reihenfolge der Landungen gewinnen.

 Fluglotsen betreuen gleichzeitig mehrere startende oder landende Maschinen und sind dabei auf Computerhilfe angewiesen. Foto: DLR

Fluglotsen betreuen gleichzeitig mehrere startende oder landende Maschinen und sind dabei auf Computerhilfe angewiesen. Foto: DLR

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Köln. Der Beruf des Fluglotsen verlangt maximale Konzentration. Auf einem großen Flughafen wie Frankfurt, wo fast 100 Flugbewegungen pro Stunde möglich sind, betreut ein Lotse in Zeiten hohen Verkehrsaufkommens pro Stunde bis zu 25 startende oder landende Maschinen, so die Deutsche Flugsicherung.

Die Fluglotsen sind mit einem immer komplexer werdenden Geflecht der Flugbewegungen konfrontiert, das sie an den großen Drehkreuzen des Luftverkehrs nur mithilfe eines Computers kontrollieren können. Sogenannte Lotsen-Assistenzsysteme zeigen dem Menschen in der Flugregie, in welcher Reihenfolge die Maschinen effizient am Himmel aufgereiht werden können. Weicht der Fluglotse jedoch von diesem Plan ab, haben heutige Systeme vorübergehend Mattscheibe, so das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Software registiere erst etwa ein halbe Minute später die veränderte Situation, wenn zum Beispiel der Pilot einer Maschine im Landeanflug Richtung und Geschwindigkeit seines Flugzeugs verändert hat. Ein 600 Kilometer pro Stunde schneller Jet legt in dieser Zeit bereits fünf Kilometer zurück.

Die Reaktionszeit des Computers soll nun eine neue Software verbessern, an der Ingenieure des Lehrstuhls für Sprach- und Signalverarbeitung der Saar-Universität mitarbeiten. Das Assistenzsystem verfolgt die Kommunikation zwischen Pilot und Fluglotse und versucht, sie zu verstehen. Der Fluglotse, so Professor Dietrich Klakow vom Lehrstuhl für Sprach- und Signalverarbeitung , bekommt auf dem Bildschirm angezeigt, welche Schlüsse der Computer aus der Kommunikation zwischen Tower und Cockpit gezogen hat, könne diese Information überprüfen und für das Planungssystem der Landungen freigeben.

Auf diese Art könnte zum Beispiel der Vorhersagezeitraum für alle Landungen auf den vier Bahnen des Frankfurter Flughafens von heute acht auf zwölf bis 14 Minuten erweitert werden, so der Wissenschaftler. Das Projekt "Aclistant" soll bis Anfang des kommenden Jahrs abgeschlossen werden. Weitere Anwendungen für das Programm sieht Klakow in Taxizentralen, bei der Polizei und bei der Feuerwehr.

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HintergrundDas Team des Lehrstuhls für Sprach- und Signalverarbeitung der Saar-Universität hat vor kurzem den Wettbewerb des Nationalen Instituts für Standards und Technologie der USA zur Textanalyse gewonnen. 18 Forschergruppen traten in diesem Wettkampf mit ihren Computerprogrammen gegeneinander an. Sie hatten die Aufgabe, automatisch Informationen zu Personen und Organisationen aus sehr großen Textmengen zu filtern. Die Software muss dabei den Sinn eines Textes erkennen und selbstständig Schlüsse ziehen können. Das Textanalyse-System der Saar-Universität erreichte mit einer Quote von gut 37 Prozent das beste Ergebnis. np

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