„Jede Art der Selbstverteidigung ist besser als gar keine Verteidigung“

´Viele Frauen haben Angst, Opfer von Gewalt zu werden. In Selbstverteidigungskursen können sie lernen, sich zu wehren. Doch was macht einen guten Lehrgang aus? Und wann darf eine Frau das Gelernte überhaupt anwenden? Sarah Konrad sprach darüber mit Polizeisprecherin Sarah Sersch.

Frau Sersch, wann darf man sich wehren?

Sarah Sersch: Grundsätzlich muss niemand einen rechtswidrigen Angriff erdulden, sondern darf sich gegebenenfalls in angemessener Art und Weise zur Wehr setzen.

Sind Kurse sinnvoll?

Sersch: In Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskursen erlernen Frauen neben reinen körperlichen Verteidigungstechniken auch Verhaltensweisen, mit denen potenzielle Angreifer bereits im Vorfeld einer Attacke durch selbstsicheres und bestimmtes Auftreten abgeschreckt werden sollen. Derartige antrainierte Verhaltensweisen können die Handlungssicherheit in Konfliktsituationen erhöhen.

Kann sich eine Frau wirkungsvoll gegen einen Mann verteidigen?

Sersch: Neben dem Geschlecht der Kontrahenten hängt der Ausgang einer körperlichen Auseinandersetzung von zahlreichen weiteren Faktoren ab. Die körperliche Konstitution der Beteiligten, ihre Kenntnisse und Erfahrungen und manchmal auch Glück oder Zufall spielen eine wesentliche Rolle. Trotz der meist körperlichen Überlegenheit eines Mannes gegenüber einer Frau gibt es Konstellationen, in denen sich eine Frau wirkungsvoll gegen einen Mann zur Wehr setzen kann.

Was unterscheidet einen guten von einem schlechten Kurs?

Sersch: Grundsätzlich ist jede Art der Selbstverteidigung besser als gar keine Verteidigung. Die Inhalte der Kurse werden von den Anbietern ausgewählt und sollten auf die Bedürfnisse der Kursteilnehmer abgestimmt sein.

Haben Sie Tipps, wie Frauen sich ohne Gewalt schützen können?

Sersch: Um nicht Opfer von Gewalttaten zu werden, sollten Frauen und auch Männer gefährlichen Situationen bestmöglich aus dem Weg gehen. Hierzu zählt es im Idealfall auch, nachts nicht alleine durch die Stadt zu laufen. Insbesondere Frauen sollten sich beispielsweise nach einem Discobesuch auf dem Weg zu abgelegenen Parkplätzen oder Bushaltestellen von Bekannten begleiten lassen.

Was sollten sie tun, wenn es doch passiert?

Sersch: Kommt es dennoch zu einem Angriff, ist es wichtig, dass das Opfer lautstark auf sich aufmerksam macht. Nur so können potenzielle Helfer die Gefahrensituation erkennen und eingreifen oder die Polizei verständigen.

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