Ein Anker für die Gedanken

Düsseldorf · Meditieren ist kein ominöses Esoterikspielchen. Es hilft, mit Stress besser umzugehen und sich selbst wahrzunehmen. Der Einstieg ist aber mit viel Übung verbunden. Für den Anfang eignet sich am besten die Bewegungsmeditation.

Auf dem Boden hocken, die Beine ineinander verschlungen, Augen geschlossen, "Ooommm" murmeln und alle Gedanken verbannen. So stellen sich viele die Meditation vor. Das stimmt nicht ganz. "Wir atmen uns ruhig, ist es nicht", sagt Maren Schneider, Meditations-Lehrerin und Buchautorin in Düsseldorf . Es geht es nicht darum, mit dem Denken aufzuhören. Meditare, so Schneider, bedeute übersetzt "nachsinnen", im Tibetischen auch "sich mit etwas vertraut machen". Man macht sich vertraut damit, wie der Geist auf Geschehnisse und Erlebnisse reagiert.

Ein Beispiel: Man hört jemanden vom Urlaub reden oder sieht ein Bild vom Meer. Wer viel arbeitet und sich keine Auszeit nehmen kann, denkt: Da kann ich nicht hin. Immer muss ich arbeiten. "Man steckt mitten drin in der Diskrepanz zwischen dem, was ist und dem, was man haben möchte", sagt Schneider. Diese Diskrepanz löse Stress aus.

Mit Meditationen kann man lernen, Stressbilder und Gedankenspiralen zu erkennen und die Aufmerksamkeit auf etwas Neutrales zu lenken. "So verschwindet das Stressbild, denn man beschäftigt sich mit etwas anderem", sagt Schneider. Das kann der Atem sein, ein Mantra, ein "Ooommm" oder eine Bewegung. "Für Einsteiger ist eine Bewegungsmeditation eine gute Sache", rät Wolfgang Pfeifer, Besitzer und Meditationstrainer der Pension "Aufatmen" in Tirol. Dabei lernt man eine Abfolge von Bewegungen und fokussiert die Gedanken auf den Rhythmus. Pfeifer: "Man gibt den Gedanken damit einen Anker."

Der Geist wehrt sich gegen die Nichtbeachtung und schiebt immer wieder Gedanken in den Kopf: den Chef, mit dem man eine Gehaltsverhandlung hat, den Partner, der nicht zuhört. "Einige können sich sehr gut versenken, andere werden anfangs noch nervöser, als sie es ohnehin schon sind", sagt Ulrich Ott, Neurowissenschaftler und Meditationsforscher an der Uni Gießen. Dann brauchen sie Geduld. Anfängern empfiehlt er, sich von einem Lehrer unterstützen zu lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort