Die Vielfalt des Goldes

Püttlingen/Wiesbaden · Ob als Lidschatten, Lippenstift oder Haarfarbe – Gold findet in nahezu allen Bereichen Verwendung. Dass Goldpartikel auch in Hautcremes einen positiven Effekt haben, glaubt Dr. Christiane Bayerl aus Wiesbaden aber nicht.

 Goldener Gloss in der Mitte der roten Lippen wirkt nicht zu aufdringlich und lässt die Lippen voller erscheinen. Foto: Patrick Tiedcke

Goldener Gloss in der Mitte der roten Lippen wirkt nicht zu aufdringlich und lässt die Lippen voller erscheinen. Foto: Patrick Tiedcke

Foto: Patrick Tiedcke

Es ist durchaus ein ästhetischer Anblick: ein nackter Frauenkörper, gänzlich mit Gold überzogen. Doch die schöne Dame mit den perfekten Maßen ist tot, vermeintlich erstickt unter der Edelmetallschicht. James Bond-Fans kennen die berühmte Szene aus dem Film "Goldfinger". Das Bild ging durch die Weltpresse, erschien auf dem Cover des US-Magazins Life und besitzt heute filmgeschichtlichen Kultcharakter. Dass der Überzug die Haut am Atmen hindert, ist mittlerweile widerlegt, aber eine derartige Bemalung könnte die Regulierung der Körpertemperatur so beeinträchtigen, dass ein Hitzeschlag die Folge ist.

Doch ganz und gar mit Gold überzogen herumzulaufen ist für die meisten ohnehin höchstens ein Thema für Fastnacht. Doch im dezenteren Make-up-Bereich hingegen darf es schimmern und glänzen. "Die Farbe Gold findet sich in sämtlichen Produkten wieder, zum Beispiel als Lidschatten, Highlighter, Foundation mit Goldpigmenten, Bronzer, Rouge, Lipgloss und Lippenstift", erklärt Miriam Regitz, Hair- und Make-up-Artistin aus Püttlingen. Sie empfiehlt Gold nicht nur für das Abend-Make-up, sondern auch tagsüber pur auf dem Augenlid. Ihr Tipp: "Je fluffiger der verwendete Pinsel, desto weniger Farbe wird aufgenommen und somit aufgetragen. Hierbei entsteht ein ganz natürlicher, alltagstauglicher Look." Wer es dramatischer möchte, verwendet den goldenen Lidschatten mit einem flachen gebündelten Pinsel stärker auf dem kompletten beweglichen Lid bis zu den Augeninnenwinkeln und verblendet diesen nach außen mit einem dunklen, matten Ton oder setzt einen auffälligen schwarzen Lidstrich.

Regitz verwendet auch goldene Highlighter, um auf Wangenknochen, Nasenrücken und über dem Herzchen der Lippe optische Glanzpunkte zu setzen. Außerdem sei "eine Foundation mit Goldpartikeln im Winter oder bei reifer Haut empfehlenswert". Sie reflektiere das Licht und glätte so optisch Fältchen. Doch auch im Sommer ist Gold ein Make-up-Thema: "Ein Bronzer verleiht im Sommer einen schönen Schimmer. Das kann auch im Dekolleté getragen werden." Goldener Lippenstift ist nach Meinung der Expertin, die unter anderem Dozentin an der Academy of Make up Artistry (AMA) in Düsseldorf ist, "eher etwas für Fashion Shows und Editorials". Im Alltag rät sie zu rot geschminkten Lippen mit goldenem Gloss, der in die Mitte gesetzt wird: "Die Lippen wirken so voller und das Gold wirkt nicht zu aufdringlich."

Großes Spektrum an Haarfarben

Ist Gold auch bei der Haarfarbe ein Thema? "Ja - und das wird auch so bleiben", versichert Regitz. Da das Spektrum so riesig sei und von tiefem Goldbraun bis zu strahlendem Goldblond reicht, finde sich für jeden Typ die passende Farbe. Für den derzeit angesagten "Messy Hair und Beach Look" empfiehlt sie goldene Strähnen, die an Sonne, Strand und Meer denken lassen. Außerdem schenken sie dem Haar optisch Volumen. Ganz anders ihre Meinung zu Goldglittersprays für die Haare: "Sie sollten verboten werden."

Bei der Pflege von goldblondem Haar setzt die ausgebildete Friseurin auf Pflegeserien mit Kamillenextrakten, "da sie etwas aufhellend wirken und den matten grauen Schleier vom Haar nehmen". Leave-in-Produkte - also Haarpflege-Produkte, die nicht ausgewaschen werden - mit reflektierenden Goldpigmenten sorgen zusätzlich für einen Schimmer.

Im Make-up-Bereich wird üblicherweise kein echtes Gold verwendet, als Bestandteil von Hautpflege-Produkten spielt es aber durchaus eine Rolle. Eine Hautcreme mit Gold-Partikeln - das klingt nach Luxus und Glanz, wie man es von den Reichen und Schönen kennt.

Cremes können schädlich sein

In der Kosmetikbranche wird mit Anti-Aging-Eigenschaften des teuren Rohstoffes geworben. Unter anderem soll er als Antioxidans wirken, eine Barriere gegen freie Radikale bilden, straffen, kühlen, vor Entzündungen schützen und der Hautalterung entgegenwirken. Selbst in der Antike soll er als Jungbrunnen gedient haben. Professor Dr. Christiane Bayerl, Ärztliche Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden, sieht in den Edelcremes nicht nur einen Marketinggag, sondern warnt davor: "Gold kann Allergien auslösen. Entsprechende Unverträglichkeiten wurden nachgewiesen." In vielen Produkten käme Gold als Nanopartikel vor, die so klein sind, dass spezielle Mikroskope nötig sind, um sie sichtbar zu machen. "Das nützt nichts, könnte aber schaden", sagt Bayerl. Sollte eine Goldcreme doch positive Effekte auf die Haut haben, sei dies anderen pflegenden Inhaltsstoffen zuzuschreiben.

Wollte vielleicht auch der "Goldfinger"-Autor Jan Fleming vor den Gefahren des Edelmetalls warnen? Bekannt ist, dass der britische Schriftsteller sich ebenso für schöne Frauen interessierte wie sein Romanheld. Und auch von Gold war er fasziniert: Nahezu alle seine Bond-Romane schrieb er auf einer vergoldeten Schreibmaschine. Da ist ein goldenes Bondgirl doch naheliegend.

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