Die rätselhafte Röte im Gesicht
Kiel · Rote Wangen deuten häufig nur auf eine gesunde Gesichtsfarbe hin. Doch sie können auch Folge einer Hauterkrankung, der sogenannten Rosazea, sein. Für Frauen stellt diese Krankheit oft auch ein kosmetisches Problem dar.
Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Rosazea, einer Hauterkrankung, deren Ursachen bis heute nicht endgültig geklärt sind. Nach Auskunft der Deutschen Rosazea-Hilfe (DRH) sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Weil hellhäutige Menschen öfter darunter leiden, wird Rosazea auch "Fluch der Kelten" oder "Kupferrinne" genannt. "Die Äderchen eines Rosazea-Patienten sind erweitert und scheinen deshalb rötlich durch die Gesichtshaut", erklärt der Kieler Hautarzt Johannes Müller-Steinmann. Neben den Wangen sind es Nase, Kinn und Stirn, an denen die Rötungen auftreten können. Stress oder Sonne, Alkohol oder zu scharfes Essen verstärken die Symptome laut dem Experten häufig.
Gerade für Frauen ist die Krankheit oft ein kosmetisches Problem. Im ersten Stadium, in dem aus der flüchtigen Röte eine bleibende wird, lässt sich der Teint meist mit Make-up noch etwas ausgleichen. Doch wenn sich Knötchen bilden, wird es schwieriger. Medikamente sind notwendig. "Da jede Haut anders reagiert, ist es kompliziert, in so einer Situation ein passendes Pflegeprodukt zu finden", sagt Thomas Schwennesen von der Rosazea-Hilfe. "Man muss es individuell testen." Grundsätzlich sollten Betroffene die Haut mit lauwarmem Wasser reinigen, keine klassische Seife und keine Peelings benutzen, sondern eine pH-neutrale Reinigungsmilch. Auch fetthaltige und parfümierte Cremes verträgt die Rosazea-Haut nicht, denn Fette führen etwa zum Wärmestau und verschlimmern dadurch das Hautbild.
Der Verein gibt auf seiner Internetseite und auf Anfrage viele Tipps fürs richtige Schminken. Unter anderem rät er zu den sogenannten Anti-Rougeur-Cremes, die Rötungen reduzieren. Thomas Schwennesen: "Die Cremes sind leicht grünlich, da Grün die Komplementärfarbe zu Rot ist." Beim Schminken sollten Frauen darauf achten, dass das Make-up wie alle Pflegeprodukte fettfrei und vor allem nicht wasserfest sei. Dasselbe gelte für Eyeliner und Wimperntusche. "Denn bei wasserfester Kosmetik braucht man aggressivere Reinigungsmittel, um sie wieder zu lösen", sagt der Experte.
Um sich beim Schminken zugleich vor der Sonne zu schützen, rät die DRH, in drei Schritten vorzugehen. "Erst das Medikament auftragen, dann nach einer halben Stunde den Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30 und erst dann das Make-up ", sagt Schwennesen. Besser sei es, die Sonne zu meiden. Ebenso schädlich sind Gesichtsmasken. "Vor allem Heilerde entzieht der Haut das Wasser." Eine Alternative ist die Feuchtigkeitsmaske. Saunabesuche? "Auch das muss man individuell testen", sagt Schwennesen. Hautarzt Johannes Müller-Steinmann rät dagegen von Saunagängen ab. "Patienten sollten alles meiden, was die Durchblutung ihrer Gesichtshaut zusätzlich anregt", sagt er.
Medikamente können die Krankheit bisher nicht vollständig heilen. In seiner Praxis behandelt Johannes Müller-Steinmann deshalb auch Betroffene mit einer Lasertherapie . "Der Farbstofflaser verschließt die Adern und die Rötung nimmt ab. Der kurze Lichtimpuls des Lasers durchdringt dabei die oberste Hautschicht, die Lichtenergie wandelt sich in Wärme um und schweißt die Blutgefäße zusammen", erklärt der Hautarzt. Eine Behandlung dauere zwischen fünf und 15 Minuten, erfahrungsgemäß seien zwei bis drei Sitzungen notwendig. Schmerzen verursacht der Laser kaum. "Patienten berichten, das Laserlicht fühle sich an wie kleine Nadelstiche auf der Haut", sagt der Dermatologe.
Wie bei allen Laserbehandlungen ist vorher eine genaue Absprache mit dem Arzt notwendig. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nicht. Im Internet berichten immer wieder Menschen über ihre Erfahrungen. Von einem "besseren Lebensgefühl" ist die Rede, aber auch von Ernüchterung. So schreibt ein Rosazea-Betroffener in seinem Blog-Eintrag, er wisse jetzt, dass auch die Lasertherapie keine endgültige Heilung bringen könne. Und, dass er zu lange gewartet habe, bis er überhaupt einen Arzt konsultiert habe.