Die Mobilität im Alter hängt vom früheren Beruf ab

Harte Arbeit im Beruf mit immer wiederkehrenden belastenden Bewegungen führt im Alter zu Mobilitätsproblemen. Es gilt aber auch: Wer sich während seines Berufslebens zu wenig bewegt, gefährdet ebenfalls seine Mobilität im Alter.

 Wer viele Stunden sitzend arbeitet, muss in seiner Freizeit körperlich aktiv werden, um Haltungsschäden zu vermeiden. Foto: Jovanmandic/Fotolia

Wer viele Stunden sitzend arbeitet, muss in seiner Freizeit körperlich aktiv werden, um Haltungsschäden zu vermeiden. Foto: Jovanmandic/Fotolia

Foto: Jovanmandic/Fotolia

In beiden Fällen kann regelmäßiger Sport in der Freizeit während des Berufslebens den Mobilitätsverlust im Alter verhindern.

Zu diesem Ergebnis kommen deutsche und finnische Forscher der Universitäten Bochum und Jyväskylä. In einer Langzeitstudie hatten sie 6000 Frauen und Männer im Durchschnittsalter von 50 Jahren, die in Finnland in verschiedenen Bereichen als städtische Bedienstete beschäftigt waren, 28 Jahre lang wissenschaftlich begleitet.

Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die im Beruf immer wieder körperlich belastende Bewegungen wie Heben, Tragen oder Bücken ausführen müssen, im Alter häufig unter Gelenkverschleiß , Rückenproblemen und Muskelschmerzen leiden. Doch auch Menschen, die sich im Beruf nur wenig bewegen, müssen im Alter mit verminderter Bewegungsfähigkeit rechnen. Ihr Skelett- und Muskelsystem verkümmert und verliert seine Leistungsfähigkeit, weil es wenig beansprucht wird.

"Eine eingeschränkte Mobilität im Alter entwickelt sich über längere Zeit und kann bereits im jungen bis mittleren Erwachsenenalter entstehen", sagt Privatdozent Dr. Timo Hinrichs, ein an der Studie beteiligter Mediziner.

Allerdings drohen nicht durch jede körperliche Arbeit im Beruf dauerhafte Schäden. "Kontrollierte und dosierte Bewegungen können sogar einen positiven Effekt auf die Muskelkraft und die Knochendichte haben", sagt Timo Hinrichs. "Die Studie hat jedoch gezeigt, dass ein hoher Arbeitsdruck oft dazu führt, dass die körperlichen Belastungen zu hoch sind und daher die Gesundheit gefährden."

Bei jungen Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren fördert harte körperliche Arbeit noch den Muskelaufbau und eine höhere Knochendichte. Denn Knochen, auf die hohe Druck- und Zugkräfte einwirken, bilden mehr Substanz. Ab dem mittleren Alter hat körperliche Arbeit nicht mehr diesen positiven Effekt. Vielmehr treten jetzt vermehrt Gelenk-, Rücken- und Muskelschmerzen auf. Sogar eine Verminderung der Kraft ist häufiger festzustellen. "Wenn sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen, macht man automatisch Ausweichbewegungen, um die schmerzenden Körperteile zu schonen. Daraus erwachsen mit der Zeit Fehlhaltungen und schließlich Haltungsschäden", erläutert Hinrichs.

Die wichtigste Erkenntnis der Studie, die jüngst mit dem Vontobel-Preis für Alternsforschung der Universität Zürich ausgezeichnet wurde, lautet: Wer seine Mobilität bis ins hohe Alter erhalten will, muss während seines Berufslebens in seiner Freizeit körperlich aktiv sein - egal, ob er im Beruf körperlich hart arbeitet oder sich nur wenig bewegt. "Wer im Beruf ständig heben, tragen und sich bücken muss, belastet dadurch seinen Körper oft sehr einseitig", sagt Timo Hinrichs. "Das kann nur mit regelmäßigem Krafttraining in der Freizeit ausgeglichen werden."

Auch bei geringer körperlicher Aktivität im Job empfehlen Experten ein regelmäßiges Training in der Freizeit. Bewegungsmangel lässt Muskeln und Knochen verkümmern und führt zu einem schleichenden körperlichen Verfall. Das könne im Alter ebenfalls zum Verlust der Mobilität führen, erklärt Timo Hinrichs.

"Einschränkungen der Beweglichkeit und mangelnde körperliche Fitness führen im Alter oft zu Isolation, großer Hilfsbedürftigkeit und verminderter Lebensqualität", sagt der Mediziner. "Es ist wichtig, ein Leben lang regelmäßig körperlich aktiv zu sein, um bis ins hohe Alter gesund und selbstständig zu bleiben."

Auch im Alter selbst ist regelmäßige körperliche Aktivität unabdingbar, um mobil zu bleiben. Doch daran hapert es oft - aus Trägheit, aus Unwissenheit, aus Hilflosigkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort