Die große Sehnsucht nach einem Abenteuer

Immer mehr Sportler robben bei Hindernisläufen freiwillig durch den Schlamm, kämpfen sich durch Stacheldraht und ertragen Elektroschocks ebenso wie eiskaltes Wasser. Aber warum tun sich Menschen so etwas an? Über diese Frage hat unser Redaktionsmitglied Sarah Konrad mit Professor Dr. Oliver Stoll gesprochen. Er ist Sportpsychologe an der Universität Halle.

Warum reizt es immer mehr Menschen, an einem Hindernislauf teilzunehmen?

Oliver Stoll: Diese Frage wurde noch nicht wissenschaftlich untersucht, aber ich vermute, dass das mit der Entwicklung unserer Gesellschaft zusammenhängt. Jeder hat heutzutage das Bedürfnis, etwas Extremes im Lebenslauf stehen zu haben. Und dieses Extreme wird dann auch gerne nach außen hin gezeigt. Viele Teilnehmer posten nach dem Rennen zum Beispiel Fotos von sich in sozialen Netzwerken.

Von der Sehnsucht, sich in der Öffentlichkeit zu profilieren, mal abgesehen. Gibt es noch einen anderen Grund, warum Sportler bei solchen Veranstaltungen mitmachen?

Stoll: Es gibt mit Sicherheit auch Teilnehmer, die sich einfach selbst etwas beweisen möchten. Für sie spielt die Öffentlichkeit keine so große Rolle. Sie möchten einfach ihre Komfort-Zone verlassen und sehen den Lauf als persönliche Herausforderung.

Warum suchen die Teilnehmer diese Herausforderung gerade in Hindernisläufen?

Stoll: Hindernisläufe sind Projekte, die mit etwas Training jeder meistern kann. Die Distanz ist beispielsweise nicht so groß wie bei Marathons.

In Deutschland gibt es bereits einige solcher Rennen, warum sind sie gerade jetzt so beliebt und waren es nicht schon vor 50 Jahren?

Stoll: Unsere Gesellschaft ist leistungsorientierter geworden. Früher war es leichter, mit der Masse mitzuschwimmen, heute möchte sich jeder abgrenzen und durch irgendetwas auszeichnen.

Männer haben also eher das Bedürfnis, sich abzugrenzen? Oder warum nehmen an Hindernisläufen so wenig Frauen teil?

Stoll: Es gibt einfach mehr Männer , die Sport treiben. Und vor allem haben Männer beim Sport oft ein konkretes Ziel vor Augen. Frauen bewegen sich hingegen eher aus Spaß und wegen der Kommunikation.

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