Die Gewohnheiten schlanker Menschen

Hamburg · Nicht so sehr, was man isst, sondern wie man isst, wirkt sich aufs Körpergewicht aus. Inzwischen haben Forscher auch belegt, dass ständiger Stress und Schlafmangel Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck begünstigen.

(ba) Nicht nur die Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel, sondern auch die Verhaltensweisen und Gewohnheiten beim und rund ums Essen spielen eine Rolle dabei, ob Menschen ihr Gewicht halten oder zumindest ihre Gewichtszunahme begrenzen können.

Eine große Studie der Fachhochschule Hamburg hat schon vor über zehn Jahren ergeben, dass einige Gewohnheiten rund um die Ernährung einen großen Einfluss auf das Körpergewicht und den Erfolg beim Abnehmen haben. Die Lean-Habits-Studie (schlanke Gewohnheiten), die an der Fachhochschule mit rund 8000 Teilnehmern durchgeführt wurde, zeigte, dass Menschen erfolgreicher ihr Gewicht hielten, die sich Ruhe und Zeit beim Essen nahmen und die regelmäßig aßen. Und zwar nur drei Mahlzeiten am Tag, ohne Zwischenmahlzeiten.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat auch aufgrund dieser Erkenntnisse ihren alten Rat zu mehreren kleinen Mahlzeiten am Tag unauffällig aus ihren Empfehlungen gestrichen. Heute findet sich nirgendwo mehr eine Vorschrift zum Mahlzeitenrhythmus oder zur angeblich entlastenden Wirkung von kleinen Mahlzeiten auf den Stoffwechsel. Und dabei geht es nicht um die Kalorienmenge, sondern nur um Häufigkeit und Zeitpunkt der Mahlzeiten.

Auch eine gute Fähigkeit zur Stressverarbeitung sowie regelmäßige Bewegung gehören zu den günstigen Gewohnheiten, die das Gewicht positiv beeinflussen, zeigte die Hamburger Studie. Aus anderen Forschungsergebnissen ist inzwischen klar, dass der Nachtschlaf eine große Rolle für Gewicht und Gesundheit spielt. Wenig Schlaf begünstigt Übergewicht, vor allem aber auch Diabetes und Bluthochdruck. Wer ausreichend und erholsam schläft, hat die größeren Chancen auf Normalgewicht.

Zusammengefasst ergibt sich ungefähr folgendes Bild: Normalgewichtige Menschen essen eher dreimal am Tag, verzichten also auf Zwischenmahlzeiten. Sie schlafen ausreichend, also sieben bis acht Stunden am Tag und achten auf Erholung nach stressigen Tagen. Sie nehmen sich Zeit zum Essen und messen Essen, Einkaufen und Kochen viel Bedeutung zu. Sie achten auf hohe Qualität der Lebensmittel.

Sie achten auch auf ihr Körpergewicht. In ihrer Freizeit bewegen sie sich regelmäßig. Es gibt ganze Länder, deren Ess- und Lebenskultur an diesem Muster ausgerichtet ist: Italien, Frankreich, der ganze Mittelmeerraum. Tatsächlich richten Forscher auch international zunehmend den Blick auf die traditionelle Esskultur in solchen Ländern. Sie sagt sehr viel aus über das, was Menschen bekommt und sie gesund hält. Was dabei auffallend fehlt: das Starren auf einzelne Lebensmittel, auf gesunde und ungesunde Stoffe, scheinbar schädliche Zutaten und fatale Stoffwechselwirkungen. Stattdessen geht es um Struktur und Qualität des Lebens. Essen in Gemeinschaft und in der Familie, Respekt vor dem Schlafbedürfnis, Recht auf Ruhe und Erholung.

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