Der sehnliche Wunsch nach Körperkontakt

München · Unsere Gesellschaft ist immer mehr auf Distanz aus. Es ist nicht üblich, sich zu berühren. Doch viele Menschen würden das gerne tun, auch weil es das Wohlbefinden steigert. In München haben Therapeuten daher die Rauf- und Kuschel-Akademie gegründet.

(ba) Wenn sich wildfremde Leute aufeinander stürzen, ringen und sich gegenseitig zu Boden werfen, kann das gefährlich sein. In München , bei "Fight vor Fun", ist es bloß "Gaudi-Raufen" - freundschaftliches Balgen. Wehtun soll es nicht, dafür gibt es nach dem Kampf eine zweite Runde: Alle legen sich zusammen auf Matratzen und kuscheln.

Das ist kein Witz. "Pädagogisches Raufen", oder, wie sich die entsprechende Seite im Internet nennt: "Fight for Fun", gibt es wirklich. Und zwar nicht nur unter Kerlen, auch Frauen messen an Männern ihre Kräfte oder kämpfen miteinander. "Das Raufen ist eine großartige Form, nicht-sexuelle Berührung zu erfahren, den eigenen Körper und den von anderen zu erfahren und die eigene Kraft kennenzulernen", sagt Josefine Gamperling von der Rauf-Akademie München . Die Krankenschwester und Körpertherapeutin hat mit zwei Kollegen zusammen das Gaudi-Raufen 2003 in München etabliert. Seitdem bietet die Rauf-Akademie ihre Rangeleien samt Kuscheln für Männer, Frauen und Kinder an. Im Vordergrund steht dabei der Spaß am Körpereinsatz und am Körperkontakt.

Davon haben wir alle heute zu wenig, glauben die Gaudi-Raufer. "Menschen fehlt heute die Erfahrung, wie es ist, andere freundschaftlich zu berühren, einfach so, oder auch mal mit Kraft. Umgekehrt blühen die Leute hier auf, werden durch das Raufen selbstsicherer, spüren auch eigene Bedürfnisse wieder mehr. Schmerzen und Verspannungen bessern sich, sehr wirksam ist auch der Stressabbau durch das Raufen und das Kuscheln mit anderen", sagt Josefine Gamperling.

Das nicht-sexuelle Kuscheln ist bei den Angeboten inzwischen fast der größere Renner - und letztlich geht es den Rauf-Trainern genau darum: um den freundschaftlichen sozialen Körperkontakt.

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