Beauty Bei Tränensäcken muss der Chirurg ran

München · Gegen dunkle Augenringe helfen diverse Hausmittel. Tränensäcke sind meist ein unvermeidliches Schicksal.

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Foto: SZ

Erst ist da nur ein Schatten, dann ein dunkler Rand unterm Auge, der schließlich einen Wulst bildet und immer deutlicher hervortritt. Zu wenig Schlaf? Zu viel Alkohol getrunken? Oder einfach eine Alterserscheinung? „Nicht nur“, erklärt Dr. Daniel Thome, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in München, „Tränensäcke sind zum großen Teil genetisch veranlagt. Den einen trifft es, den anderen nicht.“

Mit Tränen hätten sie streng genommen auch gar nichts zu tun, sondern sie entstünden durch Fettgewebe, das sich unter dem Auge ansammelt und sich immer mehr vorwölbt. Der Fachmann aus München fügt hinzu: „Man unterscheidet Tränensäcke damit ganz klar von den sogenannten Augenringen. Auch die sind meist angeboren. Ursache sind aber eine sehr dünne, dunklere Haut und eine hohe Venendichte, die durchscheint. So entsteht unter dem Auge eine dunkle Fläche.“

Beide Phänomene sorgen seiner Erfahrung nach bei Frauen wie bei Männern für Leidensdruck – Tränensäcke allerdings deutlich häufiger als Augenringe. „Das beginnt meist in einem Alter zwischen Mitte 40 und Mitte 50. Da fallen die markanten Ränder vielen Menschen selbst immer mehr auf. Manchmal werden sie auch auf ihr müdes Aussehen angesprochen, obwohl sie sich topfit fühlen. Und dann beginnt ein langer Weg, in dem kosmetisch viel ausprobiert wird.“

Nach Ansicht des Münchner Experten gibt es auch eine gute Nachricht : Augenringe lassen sich leicht kaschieren, durch Abdeckstifte und Abdeckcremes (Concealer) zum Beispiel.

Auch eine Behandlung mit Hyaluron-Gel bei Augenringen ist möglich, berichtet der Kieler Dermatologe Dr. Johannes Müller-Steinmann: „Hyaluron wird mit einer feinen Kanüle direkt unter die Tränenrinne unter dem Auge gespritzt und wirkt dort wie ein Füllstoff. Die Haut hebt sich wieder an. Dadurch scheinen die dunklen Gefäße weniger stark durch die Haut.“

Der Kosmetikkonzern Nivea hat mehrere Tipps gegen geschwollene Tränensäcke parat. Sie würden unter anderem durch eine ungünstige Liegeposition nachts begünstigt. Die fördere den sogenannten hydrostatischen Druck. „Dieser bewirkt, dass sich Wasser im Gewebe einlagert. Das erkläre, warum Tränensäcke besonders am Morgen sichtbar sind. Bewährte Hausmittel wie kalte Teebeutel oder gekühlte Gurkenscheiben könnten eine kurzfristige Lösung sein, die Schwellung zu lindern, sagen die Experten des Kosmetikherstellers und raten auch zu einer Massage mit Sesamöl und zu einem besonders dicken Kopfkissen damit die Lymphflüssigkeit nachts besser abtransportiert werden könne.

Facharzt Daniel Thome rät, möglichst auf salzhaltiges Essen und Alkohol zu verzichten, denn beides führe dazu, dass sich Flüssigkeit in der Augenpartie einlagere.

Um markante Tränensäcke vollständig verschwinden zu lassen, hilft letztlich nur ein chirurgischer Eingriff, eine Unterlid-Straffung. Da sind sich alle befragten Experten einig. Bei der als kompliziert geltenden Operation wird das Fett nicht entfernt, sondern in der Regel verteilt. „Das machen wir deshalb, weil wir wissen, dass das alternde Gesicht über die Jahre Fettgewebe verliert. Diesen Effekt wollen wir nicht noch verstärken“, erklärt Professor Dennis von Heimburg von der Vereinigung der Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). In der Statistik seines Verbands liegt die Entfernung der Tränensäcke auf Platz fünf der am häufigsten durchgeführten Eingriffe. Mit 20 Prozent ist der Männeranteil besonders hoch.

Dennis von Heimburg beschreibt die Operation als technisch anspruchsvoll. „Die Unterlidoperation wird meist in Vollnarkose als ambulanter Eingriff durchgeführt. Sehr viel Wert wird heute darauf gelegt, dass sich die Augenform nicht verändert.“ Nebenwirkungen seien häufig Blutergüsse und zehn Tage „keine Gesellschaftsfähigkeit“, zusätzlich zu den üblichen Risiken, die jede Operation mit sich bringe.

Facharzt Bernd Loos von der Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) bestätigt, dass Operationen am Unterlid viel Können, eine gute Ausbildung und sehr gute Anatomiekenntnisse erfordern: „Man muss immer das Mittelgesicht und die Augenform mit in die Operationsplanung mit einbeziehen.“

Dass es Patienten gebe, die sich nach den Beratungsgesprächen gegen den Eingriff entschieden, weil er ihnen zu heftig scheine, komme vor, berichtet Daniel Thome. Sei eine Operation geglückt, sei für zehn bis 15 Jahre erst mal Ruhe.

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