Wissen Wo liegen die Wurzeln der europäischen Kartoffel?

Tübingen · Forscher des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie waren auf der Suche nach den Ursprüngen dieses Nahrungsmittels.

 Die Kartoffel ist seit weltweit über 10 000 Jahren eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Sie kam im 16. Jahrhundert nach Europa

Die Kartoffel ist seit weltweit über 10 000 Jahren eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Sie kam im 16. Jahrhundert nach Europa

Foto: dpa/Uwe Anspach

(np) Seit über 10 000 Jahren essen Menschen Kartoffeln. In Peru, einem Herkunftsgebiet der Knolle, gibt es über 3000 Sorten. Doch woher stammen die in Europa verbreiteten Ableger? Diese Frage haben Biologen des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen beantwortet. Sie analysierten das Erbgut von insgesamt 88 bis zu 350 Jahre alten Proben. Darunter seien auch solche aus einer Sammlung Charles Darwins gewesen, die er 1834 von seiner Expedition auf der HMS Beagle, einem Vermessungsschiff der Britischen Marine, nach England zurückbrachte. Die älteste aus dem Londoner Naturhistorischen Museum stamme aus dem Jahr 1660. Nach Angaben des Max-Planck-Instituts handelte es sich dabei um die älteste pflanzliche Probe überhaupt, deren Erbgut entziffert werden konnte.

Die ersten von Europäern im 16. Jahrhundert in Südamerika gesammelten Kartoffeln stammen nach der Analyse des Max-Planck-Instituts aus äquatornahen Hochlagen der Anden in Südamerika. Diese Pflanzen hätten in Europa allerdings zunächst nur im Spätherbst Knollen entwickelt, weil sie in ihrer Heimat an kurze Tageslängen gewohnt waren. Das sei am neuen Standort ungünstig gewesen, weil den Knollen aus diesem Grund nur sehr wenig Zeit zum Wachstum vor dem ersten Frost geblieben sei.

„Die Knollen der ursprünglichen Kartoffelpflanzen aus den Anden Perus waren nach unserer heutigen Vorstellung sehr klein. In Streifen geschnitten wären Pommes Frites kürzer als Streichhölzer entstanden“, erklärt Rafal Gutaker vom Max-Planck-Institut. Im 19. Jahrhundert seien dann chilenische Sorten in Europa eingeführt worden. Nach einem zögerlichen Start im 18. Jahrhundert sei die Kartoffel dadurch schon Mitte des 19. Jahrhunderts das landwirtschaftliche Haupt­erzeugnis in Irland geworden.

Zwischen 1846 und 1891 erlebten die Ursprungssorten aus den Anden dann eine Renaissance. Eine Ursache für diese Rückbesinnung sei die Ausbreitung einer Pilzinfektion gewesen, der Kraut- und Knollenfäule. Sie führte von 1845 bis 1857 in Irland zu Hungersnöten. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Bauern in dieser Zeit wieder auf die alten Sorten zurückgriffen. Auch sei von Züchtern versucht worden, wilde Kartoffelarten in die südamerikanischen Nutzpflanzen einzukreuzen, um sie auf dieses Art widerstandsfähig gegen die Krankheit zu machen.

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